Archivbild: Christian Schnaubelt / kath.de

Rückblick: Vor 20 Jahren wurde Papst Benedikt XVI. gewählt

"Wir sind Papst". Diese Zeilen auf dem Titel der "Bild"-Zeitung ist in Erinnerung geblieben. Heute vor 20 Jahren wurde aus dem deutschen Kardinal Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. Was ist aus seiner knapp achtjährigen Amtszeit, die mit seinem freiwilligen Rücktritt am 28. Februar 2023 endete, in Erinnerung geblieben?

Heute vor genau 20 Jahren, am 19. April 2005, wurde Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt. Als Benedikt XVI. trat er die Nachfolge des Heiligen Johannes Paul II. an, der zuvor 27 Jahre Pontifex der römisch -katholischen Kirche war. explizit.net und kath.de blicken auf das Pontifikat des "deutschen Papstes" zurück, welches nicht nur wegen seines freiwilligen Rücktrittserklärung am Rosenmontag, 11. Februar 2023 in die Kirchengeschichte eingegangen ist.

Das Pontifikat von Benedikt XVI, welches am 24. April 2005 durch Erhalt des Fischerringes und des Palliums als Zeichen des Petrusdienstes auf dem Petersplatz startete, war einerseits geprägt durch die Aufdeckung der  sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und andererseits durch innerkirchliche Konflike z.B. mit der Piusbruderschaft, welches das Verhältnis zum Judentum belastete. Zum Ende seiner Amtszeit belastete der "Vatileaks"-Skandal um heimlich kopierte vertrauliche Dokumente des Vatikan, Benedikts Pontifikat. 

"Regensburger Rede"

Das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. war geprägt von der Sorge um die "Reinheit des Glaubens", die Bedeutung der Liturgie und den Dialog der Glaubensgemeinschaften. In seiner vielbeachteten "Regensburger Rede" (2006) mahnte er einen vernunftgeleiteten interreligiösen Dialog an. Gleichzeitig erschütterte eine umstrittene Passage in der "Regensburger"-Rede das Verhältnis zum Islam, welches sich aber später verbesserte und zur Gründung des Katholisch-Muslimischen Forums führte, das alle drei Jahre tagt.

Reisender Papst

Während seines Pontifikats unternahm Benedikt XVI. 24 Reisen in 22 Länder auf allen fünf Kontinenten. Seine bedeutensten Reisen führten den Pontifex im August 2005 zum Weltjugendtag nach Deutschland, im Mai 2006 ins ehemalige NS-Vernichtungslager Auschwitz und 2009 und 2010 in den Nahen Osten und nach Kuba.

Papst der Theologie

In seinen drei Enzykliken – Deus caritas est (2005), Spe salvi (2007) und Caritas in veritate (2009) – legte der Pontifex dar, wie sehr die christliche Hoffnung und die Liebe Gottes untrennbar mit einer glaubwürdigen Gesellschaftsordnung verbunden sind. Zu den weiteren wichtigen Verlffentlichtungen von Joseph Ratzinger gehörzt seine "Jesus"-Trilogie.

Papst der Jugend

Trotz seines Alters hatte Papst Benedikt XVI. eine besondere Beziehung zur Jugend, was vor allem bei den Weltjugendtagen (u.a. 2005 in Deutschland) deutlich wurde. Unter dem Titel "Generation Benedikt" hatten sich konservative Jugendliche zusammengeschlossen. Das "Mediennetzwerk Pontifex" löste sich 2024 auf.

Theologisches Vermächtnis

Benedikt XVI. betonte sowohl in der Lehre als auch in der Liturgie traditionelle Elemente in der katholischen Kirche, in dem beispielsweise die tridentinische Messe und den Gebrauch des Lateins förderte. Gleichzeitig wurden in seinem Pontifikat theologische Signale zur Förderung des Dialoges der Religionen sowie gegen Relativismus und Säkularisierung gesetzt. Zu seiner kollektiven Zuschreibung als "Professor Papst" sagte der Pontifex: „Ich bin eben doch tatsächlich mehr Professor, jemand, der die geistigen Dinge überlegt und bedenkt. Ich wollte mein Leben lang ein richtiger Professor sein.“

Umgang mit sexuellem Missbbrauch überschattet Pontifikat nachhaltig

Einen großen Schatten über sein Pontifikat wirft der Umgang von Papst Benedikt XVI. mit den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Einerseits in seiner Rolle im Erzbistum München-Freising, wo dem damaligen Erzbischof Fehlverhalten in vier Fällen in einem Gutachten nachgewiesen wude. Andererseits für seine Rolle als oberster Hirte der Kirche. Zwar erkannte Benedikt XVI. den 2008 den sexuellen Missbrauch an und entschuldigte sich öffentlich für die Kirche. Doch Kritiker von Betroffeneninitiativen und Moraltheologen bemängeln, dass das Pontifikat von Benedikt XVI. durch mangelnde persönliche Verantwortung, ungenügende Aufarbeitung und und keine strukturellen Maßnahmen gegen den Missbrauch gekennzeichnet gewesen sei.

Ein Stück Kirchengeschichte

Am 11. Februar 2013 überraschte Benedikt XVI. sowohl Insider als auch die Weltkirche mit einer historischen Entscheidung: Als erster Papst seit über 700 Jahren trat er freiwillig vom Amt zurück. "Aus gesundheitlichen Gründen" und "aus demütigem Verantwortungsbewusstsein" wie der Pontifex betonte. Nach seinem Rücktritt zum 28. Februar 2013 lebte Benedikt XVI. als "emeritierter Papst" im Vatikan, bis er am 31. Dezember 2022 im Alter von 96 Jahren starb. Sein Grab befindet sich in den Katakomben des Petersdoms im Vatikan.

Lesetipp:
Nachruf auf Papst Benedikt XVI. von Dr. Eckhard Bieger SJ
https://explizit.net/artikel/benedikt-xvi-der-theologe-auf-dem-papststuhl

Christian Schnaubelt
(Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)


Kategorie: Kirche

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