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Eiszeit mit Russland: erhöhte Kriegsgefahr

Olaf Scholz bereitet uns auf eine Eiszeit mit Moskau vor. Die Regierung kauft schon mal richtig Waffen ein, denn eine Isolation Russlands erhöht die Kriegsgefahr. Die Russen werden nämlich zeigen, dass sie gewinnen können. Auch der Moskauer Patriarch will wieder über die Ukraine bestimmen und auf jeden Fall verhindern, dass sich Belarus auch noch abspaltet.

Die Deutschen müssten es wissen

Die Demütigung durch den aufgezwungenen Frieden von Versailles am Ende des Ersten Weltkrieges ließ die deutsche Jugend 20 Jahre später begeistert wieder in den Krieg ziehen.
Dass Ungarn sich gegenüber Westeuropa oft querstellt, ist auch durch das immer noch wirksame Trauma bedingt, Zweidrittel des Gebietes als Mit-Verlierer des Ersten Weltkrieges verloren zu haben. Von Ungarn bewohnte Gebiete wurden neuen Staaten zugeschrieben, die vorher wiederum zum ungarischen Teil des Habsburger Reiches gehörten.
Die gleiche Verlusterfahrung ist Hauptmotiv für den aktuellen Krieg. Als die Sowjetunion zerfiel, verlor Russland die Kontrolle über Länder, die schon zur Zarenzeit Teile des russischen Reiches und dann der Sowjetunion waren. Die Ukraine ist wegen ihrer Industrie, der gut ausgebildeten Bevölkerung, seiner Schwarzerde-Böden und der großen Zahl orthodoxen Gläubiger der bedeutendste Verlust. Die drei baltischen Staaten wären noch vor der Ukraine annektiert worden, hätte die NATO sie nicht unter ihren Atomschirm genommen. Kasachstan ist wegen seiner Bodenschätze von hohem Wert, die Mongolei und die zentralasiatischen Staaten stehen in der Geschichte ihrer Völker, die einmal Asien und Osteuropa beherrschten, bis Moskau diese ehemals mongolischen Gebiete eroberte. Dieses Reich ist mit dem Putsch gegen Gorbatschow 1991 zerfallen. Obwohl auch Jelzin mit der Ukraine das Machtvakuum nutzte, um aus der Russischen Föderation auszutreten, kann Putin weiter auf den Rückhalt der russischen Bevölkerung rechnen, wenn er die frühere Bedeutung Moskaus wiederherstellen will -  indem er die verlorenen Gebiete zurückholt.

Großrussland wird von Kleinrussland gedemütigt

Während der Zarenherrschaft wurde die Ukraine Kleinrussland genannt. Damals hatte sie keine Staatlichkeit. Die Bolschewiken gaben sie der Region, nachdem sie den von den Deutschen errichteten ersten Ukrainestaat zurückerobert hatten. Aber unabhängig war dieser Staat nicht, die Steuereinnahmen gingen nach Moskau und flossen nur zu einem Teil zurück. Die Heimholung Kleinrusslands stand ab der Jahrtausendwende auf der russischen Agenda. Was eine glanzvolle Eroberung Kiews werden sollte, endete in einer Blamage. Diese wird dazu führen, dass die Russen die angekündigte "Eiszeit" nicht durch Friedensinitiativen zum Schmelzen bringen, sondern indem sie effektivere Waffen entwickeln werden, die Befehlswege digitalisieren und die Logistik kriegsentscheidend machen werden. Warum sollten sie es anders machen als die deutsche Reichswehr, die sich sofort an die Arbeit machte, um die "Schande von Versailles" zu korrigieren? Mit der "Blitzkrieg-Taktik" war sie in den ersten Kriegsjahren sehr erfolgreich und scheiterte wie die Russen jetzt an den logistischen Herausforderungen.

Warum keine taktischen Atomwaffen?

Das Gerede von einer Eiszeit ist genauso unverantwortlich wie der Umgang mit der Ukraine. Als würde Deutschland nicht an Osteuropa grenzen, als hätten die SS und die Wehrmacht nicht schwerere Verbrechen an der ukrainischen Bevölkerung begangen als jetzt die Russen, als hätten sie nicht die jüdische Kultur in der Westukraine zerstört und nicht zehntausende, sondern Millionen Tote auf dem Gewissen.  Es ist purer Leichtsinn, eine Atommacht zu demütigen. Denn wer garantiert, dass es in 10 oder spätestens in 20 Jahren Atomwaffen gibt, die Russland ohne Gefährdung der eigenen Bevölkerung einsetzen könnte. Das höhere Gefahrenpotential ist ja nicht die Sprengkraft einer Atomgranate, sondern der radioaktive Staub, den die Westwinde nach Russland treiben.

Europa muss den Krieg um die Köpfe gewinnen

Vorausschauende Politik, die nicht auf den Einsatz der neuen Waffensysteme setzt, baut eine langfristige Kommunikationsstrategie auf. Hier wäre der Westen bereits kläglich untergegangen, wenn Selenskyj nicht ein so überzeugender Kommunikator wäre. Aber auch er kann die russische Bevölkerung nicht aus dem Bann Putins herauslösen. Die Überzeugungsarbeit, die den Russen eine bessere Zukunft nicht gegen, sondern mit Europa verspricht, muss heute beginnen, nicht zuletzt in deutschem Interesse. Dafür muss nicht nur die Bundesregierung, sondern jeder Bürger umdenken

Russland ist nicht Putin

Die europäischen Kulturschaffenden, die Gewerkschaften und die Kirchenleute habe zugesehen, wie aus Russland eine Diktatur wurde. Und jetzt wird immer noch von Putins Krieg gesprochen. Es ist ein von der Mehrheit der Russen gewollter Krieg. Weil alle auf Putin blicken, als sei das große Russland auf seinen Kopf eingedampft, hat er sich Russland unterwerfen können. Das hat sich Europa selbst zuzuschreiben, indem es sich von den Zugeständnissen Putins abhängig gemacht hat. Die Kosten dieser Fehlorientierung werden nicht bei 200 Milliarden stehen blieben. Als Trump regierte, hat Europa doch auch nicht so gehandelt, als tickten alle auf der Wellenlänge eines Mannes. Der Umgang der Kulturschaffenden, der Gewerkschaftler, der Kirchenleute mit einer Kulturnation haben zu dem atom-gefährlichen Gefühlsleben geführt, sich vom Westen als rückständig und unterlegen behandelt zu fühlen und dieses Unterlegenheitsgefühl durch die Behauptung der eigen moralischen Überlegenheit zu kompensieren. Die Russen stehen deshalb hinter Putin, weil er als so stark erscheint, den Respekt gegenüber Russland wiederherzustellen zu können. Wenn man das mit Nobelpreisträgern nicht hinbekommt, dann versucht man das mit den siegreichen Waffen. Dann bleibt man auch erst einmal bei der gleichen Taktik, mit der man die deutschen Truppen aus dem Land getrieben hat. Im nächste Ukrainekrieg wird der Westen die russische Armee in anderer Verfassung erleben. Wenn es nicht gelingt, die kriegstreibende Gefühlslage der Russen zu entschärfen, kann diese von einem neuen Putin genutzt werden. Es geht also um die Russen, aber auch um die Deutschen, denn auch gegenüber der eigenen Bevölkerung macht sich die Regierung durch ihre Ideenlosigkeit schuldig

Den Krieg nicht militärisch beenden

Je länger das Ende des Krieges hinausgezögert wird, desto größer werden die Folgekosten für die Bürger der EU. Setzt Europa auf die Ermüdung der russischen Truppen und die durch das Embargo immer größer werdenden Logistikprobleme der russischen Armee, kann sich der Krieg noch lange hinziehen. Man sollte die beiden Weltkriege analysieren, warum diese nicht beendet wurden. Denn vor allem der Zweite war nach spätestens zwei Jahren entschieden. Wartet die deutsche Regierung mit der EU auf eine militärische Entscheidung? Hat man so wenige Trümpfe gesammelt, mit denen man auf Russland und Belarus, aber auch auf Kasachstan und China zugehen kann, um nicht bloß durch Diplomatie etwas zu erreichen? Wenn jetzt teure Waffen an die Ukraine liefert, muss man doch mit deren Verlust rechnen.

Politische Trümpfe vorher sammeln

Die Ukraine und die USA wussten seit November 2021, dass ein Krieg bevorsteht. Wieso Europa nicht? Warum beklagt man die Abhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen, ohne daraus einen politischen Vorteil zu schmieden, der spätestens jetzt zum Einsatz kommen müsste. Ein Embargo ist doch die am wenigsten zweckmäßige Idee. Und warum verlassen westliche Firmen Russland? Das sind doch Stützpunkte gewesen, von denen aus man europäisches Gedankengut ohne Firewall nach Russland einführen könnte. Der Rückzug aus Russland ist doch nur deshalb erfolgt, weil er in der Embargologik liegt. Eine Logik, die die Zustimmungswerte für Putin erhöht hat. Wer für Milliarden Rohstoffe kauft, kann doch auch Forderungen stellen, z.B. nach einem deutsch-russischen Jugendwerk, wie es mit Frankreich praktiziert wird. Die Kommunen und die dort existierenden Kirchengemeinden der in Russland tätige Firma hätten Partnerschaften aufbauen können.  Außerdem hätte deutsche Politik für den Ernstfall eine Strategie für die Firmenniederlassungen haben müssen. Wir brauchen keine Putin-Psychologie, sondern eine der Russen. Wenn unsere auf das Militärische fixierte Regierung politisch und kulturell denken wollte, auf was könnte sie zurückgreifen? Und wo sind die Friedens-Forschungsinstitute mit Ideen in den Medien? Stattdessen wird über die Preise für Sonnenblumenöl berichtet.

Links bei explizit.net und kath.de
Ukraine danach: Modell Montanunion
Der Beitrag erinnert an die Lösung für eine Rüstungskontrolle nach dem Zweiten Weltkrieg: Einer übernationalen Behörde wurden die Rohstoffe für Waffen, Kohle und Stahl unterstellt: der Montanunion: Hier zum Beitrag

Die Einschätzung der baltischen Staaten - Informationen eines Litauers: Russlands Armee aus baltischer Sicht

Dass die Aufrüstung der Bundeswehr nicht vor Atomraketen schützt, wird in diesem Beitrag erklärt: 100 Milliarden schützen nicht vor Atomraketen


Kategorie: Politik

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