Das Duma-Gebäude, Foto: explizit.net

Die Russen verstehen heißt Putin verstehen

Putins Maßnahmen, zuletzt in Syrien, werden von westlichen Politikern und Medien verurteilt. Wie aber denken die Russen über ihren Präsidenten? Unterstützen Sie seine Politik, auch die Frontstellung gegen die USA? Hier die Einschätzungen, die der Autor bei Gesprächen in Moskau wahrnehmen konnte.

Putins Maßnahmen, zuletzt in Syrien, werden von westlichen Politikern und Medien verurteilt. Wie aber denken die Russen über ihren Präsidenten? Unterstützen Sie seine Politik, auch die Frontstellung gegen die USA? Hier die Einschätzungen, die der Autor bei Gesprächen in Moskau wahrnehmen konnte.

Die allgemeine negative Einschätzung der USA

Die USA wollen Russland nicht hochkommen lassen, davon sind die Russen durchgehend überzeugt. Amerika wird als die Macht eingeschätzt, die überall auf der Welt militärisch eingreifen kann, um die allein bestimmende Größe zu bleiben. Russland will den ihm gebührenden Platz auf der Weltbühne einnehmen und schätzt die Interventionen der USA so ein, dass Russland klein gehalten werden soll. Die Überzeugung, die Amerikaner hätten den Majdan, die Studentenrevolte in Kiew mit täglich 30 Dollar Geldzahlung finanziert, ist allgemeine Überzeugung. Viele sind der Meinung, dass die USA Regierungsbeamte in Kiew stationiert habe, die die Politik der Ukraine bestimmen, indem sie dem Präsidenten des Landes Anweisungen erteilen.

Die Abkehr der Ukraine von der engen, auch wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland, wird als Sieg der Amerikaner gesehen, die damit ihre Machtposition bis an die Grenzen Russlands vorgeschoben haben.

Die Stationierung von Raketen ist noch im Gedächtnis der Russen. Als die Amerikaner erklärten, mögliche Langstreckenraketen Persiens möglichst direkt nach dem Abschuss abfangen zu wollen, bot Putin ihnen die Installation von Abschussrampen direkt am Kaspischen Meer an. Die Amerikaner nahmen das Angebot nicht an, sondern entschieden sich für Polen - für Russland die deutliche Botschaft, dass diese Raketen gegen Russland installiert werden sollten.

Der Krieg in Syrien

Die Kriegsereignisse in Syrien werden von der Bevölkerung in Russland nicht in der Weise registriert wie in westlichen Ländern. Man hat selbst genug Probleme, über die Runden zu kommen. Allerdings unterstützen die Russen die Behauptung Assads, er bekämpfe Terroristen. Die eigenen Erfahrungen mit den kaukasischen Terroristen lassen die Bevölkerung so denken. Für die Regierung kommt ein weiteres Motiv hinzu. Sollte es den Gegnern Assads gelingen, diesen zu stürzen, würden die nicht wenigen aus Russland stammenden Kämpfer den Krieg nach Russland tragen. Putin kann nicht zulassen, dass Assad gestürzt wird, siehe dazu den Beitrag

<h2>Kontinuität und Sicherheit</h2> <p>Die Regierung Putins wird von den Russen auf dem Hintergrund der neunziger Jahre gesehen. Damals herrschte die Kriminalität, nicht zuletzt im Polizeiapparat. Dieser kooperierte mit kriminellen Banden und war selber kriminell. Zivilisten waren nicht sicher, von der Polizei festgesetzt und zu Geldzahlungen gezwungen zu werden. Zwar ist die Kriminalität nicht beseitigt, jedoch bewegt man sich in Moskau problemlos in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Straße. Zu dieser Regierung sehen die Russen keine Alternative, es bietet sich auch keine Oppositionspartei als Alternative an.</p> <h2>Putin vertritt die Interessen Russlands, auch gegenüber der Ukraine</h2> <p>Die Russen stehen deshalb hinter Putin, weil sie durch ihn die russischen Interessen gewahrt sehen. Das gilt auch gegenüber der Ukraine. Es zirkulieren Zahlen von bis zu 50 Milliarden Dollar, die an Subventionen in das Land geflossen sind. Die Russen sehen die Unabhängigkeit der Ukraine als gegeben, Emotionen können mit der Frage nicht mehr so wie früher geweckt werden. Man ist aber froh, den schwierigen Nachbarn nicht mehr aushalten zu müssen.</p> <p>Da die Opposition kein besonderes Versprechen machen konnte, ist der Wahlsieg von Putins Partei ohne Proteste über die Bühne gegangen.

<h2>Russland blickt nicht nach Europa</h2> <p>Die Russen fühlen sich nicht als Teil Europas. Ein Blick auf die Größe des Landes erklärt diese Einstellung. Trotz der Ausdehnung über sieben Zeitzonen sehen sich die Russen, z.B. im Vergleich zu den verschiedenen deutschen Mentalitäten, als weitgehend homogen. Die Kaukasusvölker bilden eine Ausnahme am Rande, die nicht dazu verführen sollte, die Identität der Russen infrage zu stellen. Europa muss mit einem Volk rechnen, das sich als ebenbürtig fühlt und auch so behandelt werden will. Allerdings gibt es dazu innere Widersprüche. Moskau wirkt westlich, angefangen von den Handys über die europäischen und japanischen Automarken, bis zu den westlichen Konsumartikeln. Einzelbeobachtungen werden in einem weiteren Beitrag zusammengetragen.</p> <p>Links</p> <p>

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