Himmelfahrt, Foto: explizit.net E.B.

Beten heißt, sich zu strecken

Beten hat oft den Klang, sich klein zu machen. Gott ist tatsächlich größer als wir uns ihn vorstellen können, unser Geist kann ihn nur "andenken". Aber will er uns unterwürfig, sollen wir uns zusammenducken oder ist Beten nicht eher ein geistiges Sich-Strecken?

Der Ort des Betens ist nicht der Keller. Dahin wollen wir uns erst verkriechen, wenn wir uns selbst nicht mehr im Spiegel anblicken können, weil wir etwas zerstört haben, das wir nicht mehr wiederherstellen können. Wenn uns Menschen aus dieser Lage nicht heraushelfen können, dann kann uns nur eine größere Macht wieder aufrichten.

Aufrechter Gang und Freiheit

Diese Macht will unser Leben und das in Freiheit. Schon vor 3,5 Milliarden Jahren ist der Lebensnerv im Meer erwacht, hat sich vom Bakterien zu Mehrzellern entwickelt. Das Lebendige hat dann das Meer verlassen und in Billionen kleinen Schritten das felsige und sandige Land verwandelt und mit seinem Chlorophyll so viel Sauerstoff aus dem Kohlendioxid abgespalten, dass Tiere atmen konnten. Als dann alles so weit kam, wurde vor mehr als 300.000 Jahren dem Homo sapiens das Ganze übergeben und gleichzeitig die Freiheit, das Vorgefundenen zu gestalten.
Dieser Mensch trottet nicht durch die Welt mit den Augen nach unten. Wenn er nach oben blickt, eröffnet sich der Raum der Freiheit. Zwar fliegen über ihm die Vögel, jedoch blicken diese nach unten. Nur Schwalben und Mauersegler ernähren sich aus der Luft. Der Blick am Himmelfahrtstag geht auch nach oben.

Berge als Orte des Gebetes

Große Beter sind auf den Berg gestiegen, Moses auf den Horeb, Jesus auf den Tabor, Patrick auf den Crash an der Westküste Irlands. Die erste Benediktinerabtei liegt auf dem Berg, dem Monte Cassino.
Wenn wir niederknien, dann vor der Größe, die sich uns zeigt. Unser Blick bleibt nach oben gerichtet. Weil Beten uns über den Rand unseres Horizontes hinausführt, beten wir für Größeres. Immer für das Gelingen unseres Lebens, für das Leben selbst in Phasen der Krankheit und trotz aller Kriegen immer noch für Frieden.

Suche

Obwohl wir von Lebendigem leben und getragen werden, kennen wir seinen Ursprung nicht. Auch unsere Herkunft verliert sich im Unbewussten. Wir sind auf der Suche nach dem Ort, von dem aus wir gewollt sind. Die Physik und die Biologie reichen nicht bis zum Ursprung, in dem unser Ich geformt wurde.
Machen wir uns auf die Suche. Diese Suche verbindet die Beter um den Erdkreis herum. Bis Pfingsten und auch danach geht es um die verschiedenen Aufbrüche und Entdeckungsreisen.  

Jutta Mügge berichtet morgen von einem Gebetsort im Wald, „Auge Gottes“ wird er genannt. Beten hieße dann, dass jemand auf uns blickt: Walken zum Auge Gottes

Links:
Papst: Das Gebet wirkt Wunder
Unsere Freiheit kommt nicht aus der Natur

zum Gebet:
Bittgebet, um die Welt und mich zu entwickeln

Ein Schutzraum gegen das Leisten-müssen

Ein Gespräch über das Beten auf Instagramm

Walken zum Auge Gottes

ökologisch meditieren


Kategorie: Religion Monatsthema

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