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Zweiter Advent: Das Programm des Christ-Seins

Das Programm der christlichen Verkündigung: Jesus von Nazareth ist der Messias, der Sohn Gottes. Dieses Bekenntnis übertrifft alles, was der Mensch von sich aus zu glauben wagt. Es übersteigt alle Vorstellungskraft. Nicht nur, dass Gott überhaupt existiert. Das Markusevangelium entwirft das Programm.

 

Der Anfang eines Weges

Der Evangelist redet hier vom Anfang. Auf den ersten Blick kann man an den Beginn der Heiligen Schrift denken: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Oder an das Johannesevangelium: Im Anfang war das Wort. Doch hier ist ein anderer Anfang beschrieben. Es geht hier nicht um einen Ursprung von etwas, was vorher noch nicht war. So etwas wäre etwa ein Kunstwerk, was seinen Ursprung im Kopf des Künstlers hat. Hier geht es um einen Anfang einer Sache, die auch Mitte und Ende hat. So etwas wäre etwa ein Weg: Man fährt auf die Autobahn auf, man fährt die Autobahn entlang und man verlässt sie auch wieder. Im Folgenden werden die vier Bilder erschlossen.

Der Weg hat zwei Teile:

Einmal schickt Gott selbst seinen Engel vor uns her, um unseren Weg zu bereiten. Das göttliche Straßenbauamt leistet seine Vorarbeit. Wir müssen keine Gewalt- und Kraftakte durchsetzen. Wir brauchen keinen Bohrer durch einen Berg zu jagen, um dann mit einem Tunnelbau zu beginnen. Diese Arbeit hat Gott schon geleistet. Er hat sich schon heruntergebeugt zu uns Menschen.
Der andere Teil betrifft uns. Das vorbereitete Stück Straße muss von uns ausgebaut werden. Der Straßenbelag muss aufgetragen werden. Da nicht irgendwer auf dieser Straße kommt, sondern der König der Könige, dem das meiste Ansehen gebührt, soll diese Straße eine Prachtstraße werden: eine Allee, ein roter Teppich. Wer meint, eine schiefe Buckelpiste tut es auch, der irrt. Von uns ist die höchste Sorgfältigkeit gefordert.

Die Wüste

Johannes geht hinaus in die Wüsten. Sie ist das unbebaute, wilde Land. Sie bietet nicht den Schutz der Stadt. In der Wüste findet man nicht schnelle Hilfe. Man ist dort auf sich allein gestellt. Für uns hat das Vor- und Nachteile: Einerseits muss man keine Häuser oder ganze Wohnviertel niederreißen, um diese Straße zu bauen. Andererseits muss jeder Schritt geplant werden. Man kann nicht einfach drauf-los-bauen. Und die Arbeit ist schwer: Bis das Material da ist, vergeht viel Zeit und viel Schweiß wird vergossen. Es ist mühsam. Das wirkt von außen eher lächerlich. Es ist wie das Projekt des Noach: Ein Schiff bauen, obwohl weit und breit kein Meer zum Befahren da ist. Oder wie wenn man ein Wirtshaus baut, wo Alkoholausschank verboten ist. Von außen erschließt sich der Sinn nicht. Für uns bedeutet das auch: wer nicht diese Wüste aufsucht, um diese Straße zu bauen, der geht den falschen Weg. Auf einer anderen Straße kommt Gott nicht.

Die Taufe am Rande der Wüste

Die Leute von Judäa und Jerusalem ziehen hinaus zu Johannes. Das ist der Teil, den Menschen Gott entgegen gehen können und müssen: der kleine Exodus. So wie das junge Volk Gottes sich auf den Weg weg von den Fleischtöpfen Ägyptens begeben hat und begeben musste, so gilt es auch für uns: das gelobte Land fordert nicht Bleiben, sondern den Auszug. Doch das ist auch nur die kleinere Hälfte. Der größere Teil ist die Prozession und der Einzug. Wenn alles bereitet ist, kommt der Herr selbst und nimmt sein gesammeltes Volk mit und zieht mit ihm ein in das, was wir Reich Gottes oder den himmlischen Hochzeitssaal nennen.
Die Taufe, mit der Johannes tauft, bringt zunächst Rätsel: Wissen wir doch, dass Gott allein Sünden vergibt. Wie kann also Johannes Sünden vergeben? Er kann es nicht. Er bietet den Schritt an, den der Mensch gehen kann, damit Gott das Seine dazu tut. Die Menschen haben sich auf den Weg gemacht und bereiten sich vor. Sie haben etwas hinter sich gelassen: Ihre Häuser, ihre alten Straßenbauprojekte, ihre einstürzenden Neubauten. Sie haben diese Sicherheit, diese falsche Sicherheit ihrer alten Existenz hinter sich gelassen. Gott war fern und weit weg. Die falsche Sicherheit schien ganz „in Ordnung“. Doch nun ist es anders. Es ist daher die Taufe der Umkehr. Der alte Weg muss verlassen, der neue Weg gebaut und beschritten werden. Die Taufe des Johannes bedeutet, den alten Weg zu verlassen. Die Taufe Jesu bedeutet, den neuen Weg zu beschreiten.

Das Verkünden

Was predigt Johannes? Er predigt, dass er nicht die neue Sicherheit ist. Er macht keine falschen Versprechen. Jesus hat das, was ihr sucht. Er hat das, weswegen ihr den Weg bereitet. Umkehr und Buße, Kamelhaar und Ledergürtel, Heuschrecken und wilder Honig bringen nichts, wenn nicht Jesus kommt. Ohne ihn sind das falsche Heilsversprechen. Erst im Gefolge Jesu haben sie ihren Sinn, denn sie sind auf ihn hin gerichtet, auf ihn hin entworfen.

Und das ist die Auffahrt des Menschen zum Leben mit Gott: Aus den falschen, städtischen Sicherheiten ausziehen, den Weg trotz der Gefahr des Spottes bereiten und auf das Kommen Jesu vertrauen. Es nur die Auffahrt. Man darf das nicht mit dem Hauptabschnitt verwechseln. Mit der Taufe Jesu, die den Abschluss der Auffahrt markiert, erreicht man den Hauptabschnitt. Das ist erst der Beginn des wahren Lebens in Gott, nicht dessen Ende. Und doch wird bereits die Auffahrt reich belohnt, denn man empfängt Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

Das Evangelium zum 2. Advent


Kategorie: Religion

Kommentare (1)

  1. Michael (wer ist wie Gott) am 10.12.2017
    Sehr treffliche Worte und eine stimmungsvolle Lesung zum Entzünden der Zweiten Adventkerze. Das Bodenpersonal des Heiligen Michael dankt.
    Oh freue dich du Chistenheit, der Weg ist neu und bald ist der heilige Abend da.

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