Das Jahr mit zwei Päpsten
Am Morgen des 21. April 2025, dem Ostermontag, verstarb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren in der Vatikanstadt. „Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt", verkündete Kardinal Kevin Farrell.
Der Tod kam nach wochenlanger schwerer Krankheit: Franziskus hatte vom 14. Februar bis 23. März 38 Tage in der römischen Gemelli-Klinik verbracht. Während dieser Zeit traf der Pontifex trotzdem wichtige Entscheidungen, wie die Umsetzung der Beschlüsse der Weltsynode 2024. Auf eigenen Wunsch fand Papst Franziskus seine letzte Ruhe nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-04-21-der-unvollendete-reformer
https://www.kath.de/kommentar/2025-04-26-sedisvakanz-2025-wohin-steuert-die-katholische-kirche
Als zwei der größten „Vermächtnisse“ von Papst Franziskus werden die Enzyklika „Laudato si“ (die 2025 zehntes Jubiläum hatte) und die Note „Antiqua et nova“ zum Umgang mit künstlicher Intelligenz angesehen.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-06-09-10-jahre-laudato-si-papst-franziskus-vermaechtnis-und-auftrag
https://www.kath.de/kommentar/2025-06-29-antiqua-et-nova-epochenwandel-im-verhaeltnis-von-kuenstlicher-intelligenz-und-menschen
Bereits am 7. Mai 2025 – nur 16 Tage nach dem Tod von Papst Franziskus – begann das Konklave zur Wahl eines Nachfolgers. 133 wahlberechtigte Kardinäle versammelten sich in der Sixtinischen Kapelle unter der Leitung von Kardinal Pietro Parolin. Am Abend des zweiten Tages, dem 8. Mai 2025, stieg weißer Rauch über dem Petersdom auf: Im vierten Wahlgang hatten die Kardinäle einen neuen Papst gewählt. Es war Robert Francis Prevost, der den Namen Leo XIV. annahm. Mit Papst Leo XIV., dessen Amtseinführung am 18. Mai stattfand, führt erstmals ein US-Amerikaner die katholische Kirche.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-05-09-papst-leo-xiv-vor-schwieriger-mission
https://www.kath.de/kommentar/2025-05-12-weiter-so-aber-trotzdem-ein-bisschen-anders
Am 9. Oktober 2025 veröffentlichte Papt Leo XIV. sein erstes lehramtliches Dokument: die Apostolische Exhortation „Dilexi te" über die Sorge der Kirche für die Armen. Das Schreiben geht weitgehend auf Vorarbeiten von Franziskus zurück, wurde aber von Leo XIV. überarbeitet und unterzeichnet.
Die ersten sechs Monate von Papst Leo XIV. zeigten dabei sowohl Kontinuität mit seinem Vorgänger als auch deutliche Unterschiede in den Themen und vor allem in den Tönen.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-08-17-100-tage-papst-leo-pontifikat-mit-neuen-themen-und-toenen
https://www.kath.de/kommentar/2025-11-09-in-illo-uno-unum
Das Heilige Jahr 2025 in Rom
Das Jahr 2025 war bereits lange zuvor als besonderes Jahr vorgesehen gewesen: Papst Franziskus hatte es als sogenanntes ordentliches Heiliges Jahr ausgerufen – ein Ereignis, das nur alle 25 Jahre stattfindet. Unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung" stand das Jubiläumsjahr, dass alle (Besucher:innen-) Rekorde brach. Allein von Mai bis Dezember 2025 – also unter Papst Leo XIV. – strömten 2,9 Millionen Menschen zu päpstlichen Veranstaltungen in den Vatikan. Der „Höhepunkt“ war das Jubiläum der Jugend, an dessen Abschlussgottedienst mehr als eine Million junger Menschen aus etwa 150 Ländern teilnahmen.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten, zu dem 35 Milliopnen Pilger:innen – zusätzlich zu den regulären 50 Millionen jährlichen Besuchern - in Rom erwartet wurden, haben den Vatikan und die Stadt Rom für große Herausforderungen gestellt (z.B. durch viele Baustellen). Eine weitere Ankündigung kam Ende 2025: Für das Jahr 2033 wurde ein "außerordentliches" Heiliges Jahr (2000 Jahre nach dem Tod Christi) angekündigt.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-02-02-kommunikation-kann-bruecken-bauen-zwischen-menschen-und-zwischen-menschen-und-maschinen
https://www.kath.de/kommentar/2025-08-04-
Weltsynode und synodale Prozesse in Deutschland
Die Fortsetzung des synodalen Prozesses auf Weltebene, den Papst Franziskus noch kurz vor seinem Tod mit der „Ziellinie“ einer „Kirchenversammlung im Vatikan“ im Oktober 2028 auf den Weg gebracht hat, griff Papst Leo XIV. auf, setzte dabei auch aber eigene Akzente. Papst Franziskus hat mit kirchlicher Macht versucht, alle im Boot zu halten, Papst Leo setzt stattdessen mehr auf die Teilhabe und auf die Einheit der Kirche.
Damit bleibt die katholische Kirche auf dem Weg zu mehr Synodalität, Teilhabe und Transparenz „auf Kurs“ – ein Zeichen von Kontinuität und von Erneuerung zugleich.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-10-26-synodalitaet-in-der-katholischen-kirche-weg-ohne-umkehr
https://www.kath.de/kommentar/2025-07-08-alea-iacta-est-der-synodale-prozess-der-weltkirche-geht-weiter
https://www.kath.de/kommentar/2025-05-25-wir-wollen-eine-synodale-kirche-auf-dem-weg-sein
Zudem rief Papst Leo XIV. zu einer stärkeren Beteiligung von Lai:innen auf, worüber unser Parnterportal kath.de berichtete:
https://www.kath.de/kommentar/2025-09-21-die-staerkere-beteiligung-von-lai-innen-ist-kein-modetrend
Auch in Deutschland hat das Jahr 2025 Weichenstellungen für die Weiterführung des „synodalen Weges“ gesetzt. Bei der Abschlusssitzung des „Synodalen Rates“ wurde im November mit dem einstimmigen Beschluss zur Bildung einer „Synodalkonferenz“ ein neues Kapitel im Rahmen des „Synodalen Weges“ aufgeschlagen. Dieses neue Gremium soll Bischöfe und Laien gleichberechtigt zusammenführen: 27 Diözesanbischöfe, 27 Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und 27 weitere gewählte Mitglieder werden künftig „gemeinsam über das kirchliche Leben in Deutschland beraten und Beschlüsse fassen", wie die Satzung festlegt. Gleichzeitig bleibt aber Einigkeit unter den Bischöfen weiterhin ein "Wunschdenken", da vier Bischöfe die Mitarbeit in den bisherigen synodalen Gremien in Deutschland mit einem Schreiben aus Mai 2025 ablehnten.
Zudem steht noch die Entscheidung von Papst Leo aus, ob das neue Gremium anerkannt wird. Auf einer fliegenden Pressekonferenz am 01. Dezember 2025 sagte der Ponifiex: "„Es braucht weiteren Dialog in Deutschland selbst, so dass niemandes Stimme ausgeschlossen wird" (...) und ferner "„Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wenden wird".
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https://www.kath.de/kommentar/2025-11-24-an-synodalitaet-fuehrt-kein-weg-mehr-vorbei
Heiligsprechungen 2025
Das Jahr 2025 war auch reich an Heiligsprechungen. Insgesamt sprach Papst Leo XIV. neun Menschen heilig. Die bedeutendste Zeremonie fand am 7. September auf dem Petersplatz in Rom statt: Die Heiligsprechungen von Carlo Acutis und von Giorgio Frassati durch Papst Leo vollzogen, die sein Vorgänger Papst Franziskus kanonisiert hatte. Der als „Cyber-Apostel“ bezeichnete Acutis steht dabei dafür, dass die „digitale Welt“ für die „Millennial-Generation“ identisch mit der „normalen Welt“ ist. Zugleich warfen die beiden Heiligsprechungen auch kritische Fragen auf.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-09-08-das-digitale-ist-das-normale
Künstliche Intelligenz und Kirche
„Die Kirche muss bei der ethischen Gestaltung der KI-Revolution eine führende Rolle spielen“, schrieb Papst Leo XIV. und schrieb der KI – anders als sein eher technikkritische Vorgänger – KI als „Teil des göttlichen Schöpfungsaktes“ eine neue Rolle zu. Dennoch ruft auch der neue Pontifex, der KI zu einen seiner Schwerpunkte benannt hat, zu dessen Regulierung und der Schaffung eines ethischen Codex für KI auf.
Vatikannahe Medien berichten, dass in 2026 auch eine Enzyklika von Papst Leo zum Thema KI unter dem vermeintlichen Titel "Magnifica Humanitas" erscheinen soll (https://www.silerenonpossum.com/it/magnifica-humanitas-leone-xiv-lavora-allenciclica-sulle-nuove-sfide-antropologiche/). Dies ist aber noch nicht durch den Vatikan oder Papst Leo bestätigt worden.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-11-18-ist-kuenstliche-intelligenz-teil-des-goettlichen-schoepfungsakts
https://www.kath.de/kommentar/2025-11-02-kuenstliche-intelligenz-freie-fahrt-oder-begrenzung-durch-leitplanken
https://www.kath.de/kommentar/2025-10-05-kuenstliche-intelligenz-liegt-die-verantwortung-noch-beim-menschen
https://www.kath.de/kommentar/2025-08-10-kuenstliche-intelligenz-freiheit-nur-durch-transparenz
https://www.kath.de/kommentar/2025-07-27-kann-kuenstliche-intelligenz-ueberhaupt-neutral-sein
https://www.kath.de/kommentar/2025-06-01-die-kirche-kann-und-muss-bei-der-ethischen-gestaltung-der-ki-revolution-eine-fuehrende-rolle-spielen-papst-leo-xiv
Regierungswechsel in Deutschland
Zu Beginn des Jahres 2025 gerieten Politiker:innen und Kirchenvertreter:innen – im Umfeld der vorgezogenen Bundestagswahl – aneinander. Es ging um die Frage, ob Kirche sich politisch „einmischen“ sollten oder nicht. Ausgangspunkt war der Kritik von EKD und DBK-Vertreter*innen an einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD bei der Verabschiedung von Gesetzen im Bundestag (CDU tolerierte dabei eine Zustimmung der AfD).
In der zum Teil hitzig geführten Debatte wurde deutich: Es deutet sich einerseits ein Paradigmenwechsel zwischen Kirche und Politik an und andererseits braucht die Politik die Stimme der Kirchen.
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https://www.kath.de/kommentar/2025-04-19-die-politik-braucht-die-stimme-der-kirchen
https://www.kath.de/kommentar/2025-04-14-kirche-und-politik-paradigmenwechsel
Aber auch das Thema „Wehrhaftigkeit der Demokratie“ war im Jahr 2025 präsent.
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Personalien
Papst Leo XIV. nahm am 09. März das Rücktrittsgesuch von Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, an. Das zweitgrößte deutsche Bistum wird vorrübergehend von Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers geleitet, während das Wahlverfahren nach "Preußenkonkordat" läuft.
Turnusgemäß stehen 2025 und 2026 auch Wahlen beim Zusammenschluss der Lai:innen (ZdK) und der Bischöfe (DBK) statt. Dr. Irme Stetter-Karp wurde als ZdK - Präsidentin wiedergewählt, ob Bischof Georg Bätzing erneut kandidieren wird, ließ der Limbuger Bischof auf Medienfragen bisher unbeantwortet.
Ein besonderes Ereignis für Deutschland war die Ernennung von Pater Joshy George Pottackal zum Weihbischof von Mainz am 25. November 2025. Der 48-jährige, aus Indien stammende Ordensmann mit deutscher Staatsbürgerschaft wurde damit „zum ersten Mal ein Katholik mit außereuropäischen Wurzeln Bischof in Deutschland.
Verstetigung von Krisen
Das Jahr 2025 war für die katholische Kirche nicht nur ein Jahr von historischen Ereignissen, sondern auch ein Jahr der Verstetigung von Krisen: Kritik an Missbrauchsaufarbeitung und anhaltend hohe Austrittszahle in Deutschland (die Zahl der Katholiken sank auf 19,8 Millionen, was nur noch 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht und erstmals planten an Weihnachten 2025 die Mehrheit der Deutschen keinen Kirchgang), die Kritik der Jugend - begleitet durch finanzielle Skandale in Vatikan und eine zunehmende innerkirchliche Polarisierung. Nicht nur Papst Leo XIV., sondern auch die deutschen Bischöfe und die Lai:innen stehen vor großen Herausforderungen…
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Fazit: Ein Jahr, dass Spuren hinterlässt
Selten verdichteten sich kirchengeschichtlich bedeutsame Ereignisse so stark, wie im Jahr 2025. Aber wahrscheinlich erst 2026 (oder später) wird sich zeigen, welche langfristigen Auswirkungen die Ereignisse und Entscheidungen aus dem heute zu Ende gehenden Jahr haben werden. Aber eins scheint sich bereits jetzt abzuzeichen: Die Kirche wird sich wandeln, wie sie es bereits seit Anbeginn tut.
Der Autor nahm als Journalist am „Jubiläum der Medien“ Ende Januar 2025 unter Leitung von Papst Franziskus und am „Jubiläum der Jugend“ im Juli / August 2025 unter Leitung von Papst Leo XIV. in Rom teil.
Christian Schnaubelt
(Chefredakteur und Herausgeber von explizit.net und kath.de)
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