Natürlich hatte niemand bemerkt, dass der Wagen 8 nicht mehr wollte. Dann kam der Zug zum Stehen. Das diesmal auskunftsfreudige Begleitpersonal teilte mit, dass eine Weiterfahrt nicht möglich sei. Eine Evakuierung, also über Rutschen o.ä., auf freier Strecke wurde versprochen. Das große Abenteuer ließ große Erwartungen entstehen. Das fiel dann irgendwie aus. Grund war wohl der G20-Gipfel in Hamburg, diesmal aber nicht der Schwarze Block. Der wäre ja auch nicht abkömmlich gewesen. Vielmehr hatte das Fernsehen alle seine Kamerateams nach Hamburg beordert. Das Spektakel, das die Autonomen veranstalteten, musste gefilmt werden. Da fiel das Bahnabenteuer für Nachrichten einfach weg. Brennende Reifen und Barrikaden sind einfach interessanter zu filmen als die Evakuierung eines. Die Sender können das Material für viele weitere Sendungen nutzen. So ausgiebig protestiert, das reicht fast für eine Kurzserie. Die Evakuierung auf offener Strecke wurde abgeblasen. Also kein Bahnabenteuer, sondern langsames Zurückfahren nach Hannover. 26 km bis Hannover Laatzen. Draußen stehen die Bäume, lassen sich vom Wind kühlen und wundern sich über die silberne Schnecke, die anders als die pfeilschnellen ICE‘s durch die Landschaft schleichen.
Die Bahnfahrer leiden still mit
Die Reisenden bleiben ruhig. Die erprobten Verspätungs-Resistenten hatten sowieso nicht mit einer pünktlichen Ankunft gerechnet. Nur einige Autofahrer, die den Flughafen erreichen müssen, hatten gedacht, dass sie nicht die üblichen Stauzeiten einrechnen müssten. Ihnen fehlte einfach die Bahnerfahrung. Der Umstieg in Laatzen gelang, es kamen am Ende nur 160 Minuten Verspätung zustande. Die Frage, ob der Ersatzzug nicht genauso schlecht wie der Pannenzug gewartet worden sein könnte, kam nicht auf. Sein Reiseziel, Karlsruhe, erreichte er nicht. Sicherheitshalber war Frankfurt sein Endziel. Die meisten, die weiter wollten, hatten ja ein Fahrrad dabei.
Bahnfahren mit neuer Bahncard
Die Leute, die bisher nicht aufs Auto umgestiegen, sondern beim Bahnfahren geblieben sind, nicht zuletzt die Radtouristen, haben bewiesen: Man kann die Bahn aushalten. Einfach mit den Verspätungen rechnen und sich nicht am selben Tag zu viel vornehmen. Diese Verspätungs-Resistenten, die nicht in lautstarken Ärger verfallen, sind das ideale Bahnpublikum, so wie die Kirchgänger, die sich von keiner Predigt abschrecken lassen. Denen sollte man einfach eine Dauerbahncard verkaufen, 3.000 km im Jahr. Dann kann man das nutzlose Versprechen fallen lassen, die Bahn würde demnächst verspätungsfrei fahren. Warum sollte sie das. Autofahrer bleiben ja auch nicht staufrei. Die Bahn-Comfort-Karte wird demnächst teurer, dafür holt die Bahn eilige Reisende mit Hubschrauber oder Drohnen aus den liegen gebliebenen Zügen heraus. werden demnächst diejenigen.
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