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Felix Neumann - Foto: Angelika Kamlage

"Die Letztverantwortung für journalistische Inhalte muss immer bei einem Menschen liegen"

Die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) positioniert sich zum Thema "Künstliche Intelligenz und Journalismus". Im "3 Fragen an..." - Interview von kath.de erläutert der stellvertretende Vorsitzende der GKP, Felix Neumann, die Hintergründe des Beschlusses vom 16. März 2024 in Augsburg zur Unterstützung der „Pariser Charta für Künstliche Intelligenz (KI) und Journalismus“.

kath.de: Die GKP hat auf ihrer Mitgliederversammlung 2024 in Augsburg einen Beschluss zu Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus getroffen. Was besagt dieser?

Neumann: Wir unterstützen die Pariser Charta für Künstliche Intelligenz (KI) und Journalismus, die eine Gruppe von Expert:innen für "Reporter ohne Grenzen" ausgearbeitet hat. Mit unserem Beschluss wollen wir nicht nur die zehn Prinzipien der Charta unterstützen, sondern auch unsere Arbeit an ihnen ausrichten: Auch bei unseren Verbandsmedien stellt sich die Frage, wie wir mit KI-generierten und von KI unterstützten Inhalten umgehen. Mit der Pariser Charta haben wir da jetzt einen guten Satz an Prinzipien, um fundiert und ethisch verantwortet über Zweifelsfälle entscheiden zu können.

kath.de: Was beinhaltet die „Pariser Charta für Künstliche Intelligenz (KI) und Journalismus“?


Neumann: Die Charta stellt zehn Prinzipien zum Schutz der Integrität von Informationen und zur Wahrung der gesellschaftlichen Rolle des Journalismus auf. Zentral ist dabei: Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug. Die Letztverantwortung für journalistische Inhalte muss immer bei einem Menschen liegen, der auch tatsächlich Verantwortung übernehmen kann. Nur weil man ein neues Werkzeug einsetzt, sind damit bewährte Kriterien journalistischer Ethik nicht überholt. Bevor man KI-Werkzeuge im Journalismus einsetzt, muss man sie verstehen und bewerten, wenn man sie einsetzt, transparent darüber Rechenschaft ablegen, dass man sie für Inhalte verwendet hat.

Die Charta betont auch, dass Journalist:innen und Medienorganisationen sich an der KI-Governance beteiligen. Das ist für die GKP eine Aufgabe für unser künftiges medienpolitisches Engagement: Als christlicher Verband haben wir mit den Prinzipien der katholischen Soziallehre einen guten Kompass, um uns in Debatten über die Regulierung von künstlicher Intelligenz einzubringen. Schließlich geht es auch um ökonomische Fragen: Künstliche Intelligenz ist keine schöpferische Intelligenz, sondern baut auf einer Vielzahl von Daten auf, die sie statistisch auswertet. Wie die Verwendung von journalistischen Produkten für das Anlernen von Sprach- und Bildmodellen urheberrechtlich so abgebildet wird, dass Journalist:innen aller Mediengattungen angemessen an den auf ihrer Arbeit aufbauenden Nutzungsmodellen beteiligt werden, ist noch eine große Frage.

kath.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung von KI für den Journalismus im DACH - Raum ein? Wo liegen Chancen? Wo liegen Herausforderungen?

Neumann: In meiner eigenen Arbeit sind KI-Tools schon nicht mehr wegzudenken – auch wenn ich immer noch selbst schreibe. Beim Blick auf die spektakulären Möglichkeiten von Text- und Bildgenerierung und den ebenso spektakulären problematischen Auswüchsen – ich denke an das KI-generierte Michael Schumacher -- Interview in der "Aktuellen" und der gleich komplett vom Computer zusammenfantasierte Extraausgabe des Rezeptemagazin "Lisa Kochen & Backen" – gerät aus dem Blick, dass KI-Werkzeuge die journalistische Arbeit unterstützen können.

Die wichtigste Anwendung ist sicherlich die immer bessere automatische Übersetzung, die es ermöglicht, viel mehr Quellen im Original zu lesen. Die Möglichkeit, sich Texte knapp zusammenfassen zu lassen, hilft sehr dabei, große Textmengen zu bewältigen: Früher war in meinem Tagesablauf kaum Zeit, etwa die Angelus-Botschaften des Papstes jeden Tag auszuwerten, es lohnte sich einfach nicht. Heute kann ich jeden Tag die Botschaft schnell von ChatGPT in Bulletpoints zusammenfassen lassen und auf dieser Basis entscheiden, ob es sich lohnt, den Text im Original zu lesen. Ich denke, dass solche Anwendungsfälle mittlerweile Standard im Redaktionsalltag sind.

Schwierig wird es dann, wenn man sich nur darauf verlässt und die Verantwortung komplett an den Computer abgibt, sei es bei der Recherche und Übersetzung, sei es bei der Publikation.

Lesetipp: kath.de-Wochenkommentar vom 16.03.2024 :
"Renaissance des „handgemachten“ Journalismus: Vertrauen ist das höchste Gut!"

Hinweis: Auch www.kath.de und seine Partnerportale www.explizit.net und www.hinsehen.net haben am 02. März 2024 in Bochum eine Selbstverpflichtungserklärung beschlossen, „keine allein durch Künstliche Intelligenz (KI) generierte Inhalte zu veröffentlichen."

Das Interview führte Christian Schnaubelt - Chefredakteur und Herausgeber von kath.de.

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Kategorie: Monatsthema

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