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Simon Wiggen - Foto: Bistum Essen

"Die KI soll immer den Menschen dienen, persönliche Begegnungen und Beziehungen bleiben unersetzlich."

Das Bistum Essen hat vor kurzem mehrere datenschutzkonforme KI-Tools für die Mitarbeiter:innen im Generalvikariat in Essen freigeschaltet. Im Rahmen des Monatsthema "Kirche & Künstliche Intelligenz" interviewten die Portale explizit.net und kath.de den Projektleiter Simon Wiggen von der Stabsstelle Presse des Bistums Essen.

-ein Beitrag im Rahmen des Monatsthemas "Kirche & Künstliche Intelligenz" der Portale explizit.net und kath.de-

Herr Wiggen, der Stabsbereich Kommunikation des Bistums Essen hat vor kurzem mehrere KI-Tools für das Generalvikariat in Essen freigeschaltet. Was ist das Ziel des Projektes und welche Möglichkeiten werden durch die KI-Tools geschaffen?

Wiggen: Wir wollen die Mitarbeitenden im Bistum Essen im Arbeitsalltag gezielt unterstützen und Arbeitsprozesse erleichtern – und das nicht nur in der Verwaltung im Generalvikariat sondern auch für die Mitarbeitenden in der Seelsorge. Die neuen KI-Assistenten ermöglichen es, Texte schnell und datenschutzkonform in verschiedene Sprachen, auch in leichte Sprache, zu übersetzen, Texte zu strukturieren, zusammenzufassen oder umzuformulieren. Außerdem haben wir einen Assistenten eingerichtet, der gezielt Informationen aus einer Wissensdatenbank herausziehen und Fragen dazu beantworten kann. In einem ersten Schritt greift dieser Assistent auf alle Unterlagen zum Projektmanagement zu, in Zukunft wollen wir diese Funktion aber auf das gesamte Intranet und auch die Webseite ausbauen. Mühseliges Suchen nach den richtigen Formularen, Vorschriften und Informationen könnte dann durch ganz intuitives Fragen ersetzt werden.

Wie sind die ersten Reaktionen der Nutzerinnen und Nutzer. Was lief erwartungsgemäß? Was hat Sie überrascht?

Wiggen: Die ersten Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer werden im Rahmen einer Testphase gesammelt. Mitarbeitende sind seit Anfang Juli eingeladen, die Alltagstauglichkeit der Assistenten zu erproben und ihr Feedback einzubringen. Bislang sind die Rückmeldungen durchweg positiv. Überraschend ist, wie schnell und präzise die Assistenten auf individuelle Anfragen reagieren und wie flexibel sie sich an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen lassen.
 
Und wie sind Sie mit den Themen Datenschutz und Ethik beim Einsatz von KI umgegangen?
 

Wiggen: Beim Thema Datenschutz wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die KI-Assistenten in einer gesicherten Umgebung auf deutschen Servern betrieben werden. Es werden keine Daten an externe Anbieter weitergegeben, und die Assistenten lernen nicht mit den eingegebenen Daten. Auch ethische Aspekte spielen eine wichtige Rolle: Die KI soll immer den Menschen dienen, persönliche Begegnungen und Beziehungen bleiben unersetzlich. Alle Ergebnisse werden von Menschen geprüft und freigegeben, und die Verantwortung bleibt stets beim Menschen. Wir haben dafür auch Guidelines erstellt, die den Mitarbeitenden den Umgang mit den Assistenten erleichtern soll. Und natürlich müssen wir aufpassen, welches Welt- und Menschenbild hinter der eingesetzten KI steht. Bislang haben wir da aber nur gute Erfahrungen gemacht.

Abschließend ein Blick in die Glaskugel: Welche weitere Entwicklung von KI-Tools für den Einsatz im kirchlichen Dienst erwarten bzw. erhoffen Sie, Herr Wiggen? Sind auch KI-Tools für den Seelsorge-Dienst im Bistum Essen denkbar oder geplant? 

Wiggen: Für die Zukunft ist geplant, die KI-Assistenten weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen. Natürlich haben wir schon jede Menge Ideen, wie wir die KI-Assistenten noch ausbauen können. Wir planen zum Beispiel einen Assistenten, mit dem Ehrenamtliche sich schnell und einfach beraten lassen können, wie sie ihr Projekt fördern lassen können – inklusive Formulierung des Antrags und eines Zeitplans, den man sich in seinen Kalender importieren kann. Oder im Bereich Prävention: Dort stellen sich Mitarbeitende wie Ehrenamtliche immer wieder die Frage, welche Präventionsschulung sie eigentlich für welche Tätigkeit benötigen. Hier könnte KI helfen und direkt auf die richtige Schulung verweisen.

Auch der Einsatz von KI-Tools im seelsorglichen Bereich ist denkbar, wobei hier besonders auf ethische und datenschutzrechtliche Aspekte geachtet werden muss. Ich bin ein großer Fan davon, mir von der KI nicht fertige Produkte erarbeiten zu lassen, sondern nutze KI gerne als eine Art Sparringspartner, der mit mir Ideen entwickelt, meine Ideen hinterfragt, korrigiert, präzisiert und aus anderen Perspektiven beleuchtet. So etwas könnte für die Seelsorge sowohl bei der Planung von Gottesdiensten als auch in der Katechese den Mitarbeitenden eine große Hilfe sein. Wichtig bleibt aber gerade in der Seelsorge der persönliche Kontakt und die Empathie – aber selbst das könnte man vielleicht mit KI-Assistenten trainieren und schulen.

Simon Wiggen, Baujahr 1983, seit 2013 beim Bistum Essen als Redakteur für Interne Kommunikation und Social Media und hat im Frühsommer dieses Jahres ein Projekt zur Einführung von datenschutzkonformen KI-Assistenten geleitet. 

Das Interview führte Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von explizit.net und kath.de) im Rahmen des Monatsthemas "Kirche und Künstliche Intelligenz"


Kategorie: Monatsthema Medien

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