Statue, Wilsnack Foto: explizit.net E.B.

deutschlandmüde

Mit dem Ausscheiden seiner Kicker hat sich Deutschland abgefunden. Für was lohnt es sich auch zu kämpfen! Deutsche Maschinen sind weltweit gefragt. Aber was bietet Deutschland anders als Technik und Geld? Was wäre, worum sich zu kämpfen lohnt?

Unzufriedenheit aus Daueranstrengung

Nörgeln ist das Geräusch, mit dem man in Deutschland immer richtig liegt. Facebook, wo man doch so viele Freunde hat, stößt mehr Unmut über seine deutschen Nutzer aus als der VW-Diesel Stickstoff. Aber warum kann ein amerikanischer Konzern den Deutschen die Stimmung vermiesen? Die Freude am eigenen Land scheint vergangen. Steckt dahinter nicht ein verständlicher Ermüdungseffekt? Wie die Fußballer nach einer anstrengenden Saison noch einmal zur Hochform auflaufen sollen, so die Leistungsträger der Wirtschaft. Ihnen sitzt die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz im Rücken. Deutschland muss ständig aufholen, obwohl es vorne liegt. Was weder die Finanzwissenschaftler noch die Bundesbank klar sagt: Das schwer verdiente Geld fließt dann in die Defizitländer. Denn sie können es nicht zurückzahlen. Deutschland muss aber Kredite geben, damit es weiter Exportüberschuss vorweisen kann. Anstatt für die weitgehend von Deutschland bestrittenen Gelder dankbar zu sein, machen Sie es genau umgekehrt: Deutschland ist für ihre Probleme verantwortlich. Haben sie da nur Unrecht?

Deutschland zahlt doppelt und erntet Undank

Wenn Deutschland jedes Jahr mehr exportiert als es dann von den Ländern wieder einkauft, dann muss es diesen Ländern Kredite geben, damit sie weiter kaufen können. Es ist absehbar, dass Griechenland und dann Italien vor dem drohenden Kollaps gerettet werden müssen. Für Deutschland ist das dann die Rettung der eigenen Banken, die die Kredite gegeben haben. Die müssen deshalb gerettet werden, damit das Finanzsystem nicht kollabiert. Faktisch arbeitet Deutschland für Europa und erzeugt mit seinen fragwürdigen Wohltaten nur Unmut. Es ist wie beim Länderfinanzausgleich. Die Empfänger danken Bayern, Baden Württemberg und Hessen die Zahlungen nicht, sondern fühlen sich nur noch mehr benachteiligt. Natürlich schickt man dann auch die Flüchtlinge dahin, wo das Geld für diesen Kostenfaktor sitzt. Irgendwie hat die CSU diesen Mechanismus nicht durchschaut.

Magnet für Flüchtlinge

In die Länder, aus denen die Flüchtlinge kommen,  strahlt Deutschland wie das Gelobte Land, in das man unbedingt kommen will. Die Schleuser verdienen erst dann Geld, wenn das Ziel wirklich lohnend erscheint. Zwar zahlt Deutschland nicht auch noch die Schleuser, aber für diejenigen, die geschleust werden. Denn auch Flüchtlinge stellen eine Kosten-Nutzen-Rechnung an. Sie investieren mit der Erwartung, dass sich die Kosten für die Schleuser doppelt und dreifach auszahlen. Wie wir von einem Paradies erwarten, dass Milch und Honig von selber fließen, so auch die Flüchtlinge. Mit dem Euro funktioniert das auch, die Supermärkte, die Verkehrsmittel, das Gesundheitssystem verteilen ihre Wohltaten, man braucht nur Euro. Wie es im Paradies auch keine Schulen mehr gibt, so muss man in Deutschland auch nicht mehr lernen.
Der Magnetismus wirkt auch auf die Länder, an deren Küsten und Grenzen die Flüchtlinge anlanden. Wenn sie sowieso bei den Deutschen im Schuldbuch stehen, dann können die Deutschen doch auch die Flüchtlinge aufnehmen. Wenn die Südländer ihre Schulden abtragen, dann hat Deutschland doch das Geld, um die Kosten für diese Völkerwanderung zu tragen. Diese Dynamiken lassen sich mit den bisherigen Steuerungstechniken nicht umkehren. Der groteske Versuch, die bayerischen Grenzen abzudichten, zeigt die Ohnmacht der Regierenden gegenüber Entwicklungen, die Deutschland selbst wesentlich mit verursacht hat.

Binnenwanderung in Deutschland

Wer Gelder von anderen ohne Gegenleistung entgegennimmt, entwickelt keine Zufriedenheit. Das ist auch in Deutschland so. Die Menschen in den Neuen Bundesländern sind ja keineswegs zufrieden, obwohl Autobahnen und Straßen gebaut wurden, das Bahnsystem im Vergleich zur alten Reichsbahn einen Entwicklungssprung gemacht hat. Selbst die Sachsen mit ihren blühenden Landschaften im Westen des Landes werden ihren Unmut nicht los. Auch hier ist Exportüberschuss die Ursache. Als nach dem Wiedereinigungsboom die Wirtschaft auch in der alten Bundesrepublik einbrach, wurden zuerst die Menschen in den Neuen Bundesländern entlassen und die Stammbelegschaften im Westen geschont. Die besser Ausgebildeten wanderten in die westdeutschen Ballungszentren und die anderen fühlen sich abgehängt.
Nicht anders in Europa. Deutschland zieht immer mehr Industrieproduktion auf sich, so dass der Abstand der anderen nicht geringer, nur ihr Unmut größer wird. Es gilt der Grundsatz des Paulus: Nur wer sein selbstverdientes Brot verzehrt, ist gegen die vielen Unmutsaufforderungen gefeit. Deshalb muss Deutschland den Menschen ermöglichen, ihr Brot selbst zu verdienen

Mentalitätswechsel für eine andere Politik

Deutschland, nicht nur einige Minister, müssen etwas sehr Schwieriges ändern: Ihre Sicht der Dinge. Das funktioniert nicht "Mit der Faust auf den Tisch hauen". Es sind auch nicht zuerst die "Ossis" gefordert. Die Besitzenden, die Erfolgreichen sind gefragt. Sie sollen nicht Almosen geben, sondern erst einmal Anerkennung. Die AFD ist nicht zuerst eine zu bekämpfende Ideologie, sondern ein Versprechen, dass ihre Wähler sich nicht mehr als Bürger Zweiter Klasse fühlen müssen. Der größte Fehler der Wessis war, die Neuen Bundesländer als Absatzmarkt für ihre Autos, Versicherungen, Kredite zu sehen. Die Wiedervereinigung wurde als wirtschaftliche Eroberung erlebt. Ebenso wenig kann Deutschland von oben auf die europäischen Länder blicken, sondern muss ihnen ermöglichen, nach Deutschland mehr zu exportieren. Dabei wird die fatale Rolle der Banken viel zu wenig gewichtet. Sie haben die Mittelmeerländer mit zu vielen Krediten ausgestattet. Dass sie Steuergelder bekommen haben, als sie die Kredite abschreiben mussten, verschärft den Unmut. Dass sie z.B. Griechenland Kredite für Konsumausgaben anstatt für Investitionen gewährt haben, zeigt die Verantwortungslosigkeit dieser Branche und die fehlende Steuerungsintelligenz der EU. Die Beteiligten mussten gewusst haben, was in Griechenland schief gelaufen ist und haben den Zug trotzdem gegen die Wand fahren lassen. Kein Wunder, dass sich der Wähler betrogen fühlt. Da er sich gegen die Machenschaften der Finanzindustrie nicht wehren kann, stellt er den Parteien seinen Denkzettel aus. Diese müssen lernen, dass sie im Auftrag der Bürger handeln und den Glauben ablegen, man könne den Bürger mit Sprüchen ein ungutes Gefühl austreiben.

Vom Thron der Leistungsbilanz herabsteigen

Deutschland geht es wie den USA in Lateinamerika: Der Thron ist zu hoch und die Abhängigkeit zu groß. Die USA ist nicht zuletzt deshalb so unbeliebt, weil die anderen nicht ohne diese Wirtschaft überleben können. Deutschland ist dabei, sich diesen Status in der EU zu erarbeiten. Die Konsequenz kann nur sein, nicht weiter den Banken die Regelung des Nord-Südgefälles zu überlassen. Mit Geld kann man dieses nur verschärfen. Deutschland muss mehr Leistungen dieser Länder einkaufen, also nicht nur mehr Ausländer am Bau, sondern mehr Firmen, mehr Serviceleistungen. Das ist in einer Dienstleistungsgesellschaft sehr viel schwerer als wenn man die Zölle für Kaffeemaschinen und Autos senken würde. Da es keine Zollschranken mehr gibt, muss das Problem muss auf EU-Ebene gelöst werden. Dafür muss aber Deutschland seinen Ausfuhrüberschuss zur Disposition stellen.

Das Haupthindernis: die bürokratische Überregulierung

Warum tut sich Deutschland so schwer, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen: Wir sind so an die bürokratischen Regelungen fixiert. Verschärft noch durch die EU haben wir uns in ein Korsett eingeschnürt, das neue Sichtwiesen gar nicht aufkommen lässt. Die deutschen werden das Korsett nicht damit los, dass sie ein paar Regelungen abschaffen. In der Zwischenzeit sind schon viel zu viele neue entstanden. Erst andere Schwerpunkte befreien uns aus dem Regelungswerk, das unser Denken so eng macht. Leider ist die Ökologiebewegung auch in eine Regelungswut ausgeartet. Sonst hätte sie die Ressourcen, unser Leben und vor allem unser Arbeiten in ein neues Verhältnis zu bringen. Da Exportüberschass und Regelungseifer keine Energien freisetzt, sondern zusammen mit Facebook, WhatsApp, Instagram u.a. alle Energien bereits verbraucht hat, müssen die Deutschen andere Ressourcen suchen. Wenn mehr Menschen sich mit Philosophie beschäftigen, meditieren und sich von der Kunst inspirieren lassen, bildet sich ein Humus, auf dem Neues entstehen kann. Wenn es so bleibt, dann wird Burnout, eben die Ermüdung durch Ausgebranntsein das Ergebnis unserer Lebenskunst sein.

Den Exportüberschuss hat Philipp Müller einfach nur dem logischen Schlussfolgern unterzogen
Exportüberschuss destabilisiert andere Länder 


Kategorie: Monatsthema

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