- ein Artikel im Rahmen des explizit.net - Monatsthemas "(Digitales) Lesen 2025" in Kooperation mit dem Portal www.kath.de -
Die 77. Auflage der Frankfurter Buchmesse, die vom 15. bis 19. Oktober stattgefunden hat, versuchte mit einer Reihe von Neuerungen, der „größten Buchmesse der Welt“ ein neues Gesicht zu geben. Die Portale explizit.net und kath.de begleiten seit vielen Jahren die Frankfurter Buchmesse vor Ort, so auch 2025.
Eine zentrale Neuerung war die Nutzung der Festhalle als zusätzlichen Veranstaltungsort. „Ein Trend ist gekommen, um noch lange zu bleiben: die wachsende Lust an Literatur bei der jungen Leser*innengeneration, Stichworte 'New Adult' und 'Fantasy'", begründete die Messeleitung diese Entscheidung. Diese Fokussierung auf junge Zielgruppen ist eine direkte Reaktion auf das "BookTok"-Phänomen und griff einen Trend auf, über den explizit.net bereits im letzten Jahr zur Frankfurter Buchmesse 2024 berichtet hatte. Zusätzlich wurde auch das Congress Center Messe Frankfurt (CMF) am Wochenende für das "Frankfurt Kids Festivals" genutzt, was eine weitere räumliche Konzentration des Angebotes und eine Entzerrung der Besuchendenströme auf dem Messegelände (zumindest am Sonntag) bedingte.
Eine weitere strukturellen Veränderungen der Buchmesse 2025 war die Einführung einer "Centre Stage", die unter dem Motto „Frankfurt Calling – Perspectives on Culture and Politics" gestanden hat. Dies war der Ort des politischen Diskurses: „Einen Dialog über Menschenrechte und Meinungsfreiheit, über die Kriege in Gaza und der Ukraine, über Autoritarismus und Strategien des demokratischen Widerstands, aber auch über die Bedeutung Künstlicher Intelligenz für die Zukunft von Arbeit und Gesellschaft", hatte die Messeleitung angekündigt und dabei prominente Redner*innen aufgeboten: Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, der frühere NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der palästinensische Buchhändler Mahmoud Muna und Bundesjustizministerin Stefanie Hubig.
Auch bei den den Öffnungszeiten und beim Buchverkauf gab es ebenfalls Veränderungen. Während das breite Publikum 2024 erst ab 14 Uhr am Freitag Zugang zur Messe hatten, können sie 2025 bereits ab 10 Uhr auf das Messegelände. Diese Erweiterung der Öffnungszeiten soll „eine bessere Verteilung der Besucher gewährleisten", so die Messeleitung. Eine der bedeutendsten Neuerungen war aber, dass der Buchverkauf an allen fünf Messetagen "unter Beachtung der Preisbindung" erlaubt war.
Die Buchbranche im KI-Diskurs
In der "Abschlusspressemitteilung" teilte die Messeleitung der Frankfurter Buchmesse 2025 zum Thema KI-Diskurs in der Buchbranche am 19. Oktober 2025 mit: "Mensch und / oder Maschine?“ – dieser Frage wurde auf der Messe aus allen Blickwinkeln nachgegangen.
Im Fachprogramm zeigte sich der Diskurs rund um KI im Verlagswesen lösungsorientiert und optimistisch. So wurden auf der Innovation Stage neue Lizenzierungsmodelle und effizientere Workflows dank KI diskutiert. Dagegen standen im Zentrum Wort – Bühne für Literatur und Übersetzung – Fragen nach Regulierung und fairer Vergütung im Fokus. (...) Im Forum Bildung wurde Medienbildung im Zeitalter von KI als zentrale Zukunftskompetenz hervorgehoben. Und auf der Centre Stage stellte sich die große Frage: „Who controls reality?“ Melissa Fleming (Under-Secretary-General for Global Communications, United Nations) warnte: Wer verstehe, wie man Algorithmen für sich nutzt, könne Stimmen verstärken, Narrative verzerren und so die gemeinsame Wirklichkeit verschieben."
Audio: Hörbuchmarkt wächst - auch auf der Frankfurter Buchmesse
Der Hörbuchbereich erfuhr 2025 eine deutliche Aufwertung. Das Frankfurt Audio Areal wurde von 640 Quadratmetern (2024) auf 730 Quadratmeter (2025) erweitert, aufgrund des "Wachstumstrend im globalen Hörbuchmarkt", wie die Messeleitung erklärte. Die verstärkte Präsenz von Podcasts, Hörbüchern und Audio-Streaming-Angeboten setzt einen Trend der Frankfurter Buchmesse 2024 in 2025 vergrößert fort.
Religion auf der Buchmesse nur am Rande präsent
Wie im letzten Jahr war das Thema Religion auf der Fensterseite (A-Reihe) der Halle 3.1 platziert gewesen. Im Mittelpunkt stand dabei der Gemeinschaftsstand des Katholischen Medienverbandes (KM.) und des Verband Evangelischer Buchhändler und Verleger (veb) siehe Foto rechts, an den sich weitere Stände von (konfessionellen) Verlagen anschlossen. Auffällig war dabei, dass in diesem Jahr (erstmals?) keine Kirchenzeitungen mehr auf der Buchmesse ausgestellt waren.
Anders als die Bereiche Audio und Reisen fristet der Bereich Religion in der Halle 3.1 bei der Frankfurter Buchmesse nur noch ein Rand-/ Nischendasein. Bei früheren Buchmessen war dieser Bereich deutlich größer gewesen. Der Strukturwandel der deutschen Buchbranche machen spürbar auch vor den (konfessionellen) Verlagen und Medien keinen Halt.
Lesetipp:
https://explizit.net/medien/artikel/der-deutsche-buchmarkt-steckt-mitten-im-strukturwandel/
Fazit zu Frankfurter Buchmesse 2025:
Trotz Zuwachs an Ausstellenden und Besuchenden wurde bei der heute zu Ende gegangenen Frankfurter Buchmesse 2025 deutlich: Die "größte Buchmesse der Welt" versucht einen Spagat zwischen Tradition und Innovation und steht - ähnlich wie der deutsche Buchmarkt - auch vor einem großen Strukturwandel durch Künstliche Intelligenz (KI).
Fakten zur Frankfurter Buchmesse 2025:
Die 77. Frankfurter Buchmesse besuchten nach Angaben der Messeleitung 118.000 Fachbesucher*innen und 120.000 Privatbesucher*innen (2024: 115.000 Fachbesucher*innen und 115.000 Privatbesucher*innen) aus 131 Ländern (2024: 153 Länder; 2023: 130 Länder). 4.350 Aussteller (2024: 4.300) präsentierten sich in den Messehallen. 7.800 Medienvertreter*innen (Vorjahr: 7.500) registrierten sich, um über die mehr als 3.500 Veranstaltungen an den Fach- und Publikumstagen (2024: 3.300 Events) zu berichten.
Weitere Informationen zur Frankfurter Buchmesse 2025 gibt es auf der offiziellen Website.
Lesetipp: Der kath.de - Kommentar vom 20. Oktober 2025:
https://www.kath.de/kommentar
Hinweis: Weitere Berichte zur Frankfurter Buchmesse 2025 und zum deutschen Buchmarkt finden Sie auf explizit.net und in unserem Partnerportal www.kath.de.
Christian Schnaubelt
(Chefredakteur und Herausgeber der Portale explizit.net und kath.de)
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