Foto: Schnelle/Deutsche Bischofskonferenz

Spitzenposition in der Katholischen Kirche

Die katholische Kirche ist für überraschende Personalentscheidungen gut. Die Karriere von Dr. Beate Gilles war nicht auf die zentrale Position, faktisch die Geschäftsführerin der Bischofskonferenz, hin angelegt. Sie musste sich auch nicht, wie in Parteien oder wie auch in der Evangelischen Kirche, eine Mehrheit besorgen, die sie wählt. Sie ist ein Geschenk der Vorsehung an die zerrüttete Bischofskirche und sollte mit Dank aufgenommen werden. Ein kommentierendes Portrait der neuen Generalsekretärin der Bischofskonferenz.

Sie trägt den Titel Generalsekretärin, ist aber die „Chefin „in einem mehrstöckigen Bürogebäude in Bonn und gleichzeitig Geschäftsführerin des wichtigsten Finanzorgans der Bischofskonferenz. Ihr bisheriger Weg in diese zentrale Funktion der deutschen Kirche hat sie gut auf die Herausforderungen vorbereitet. Der Autor hat sie in der Phase ihrer Arbeit an der Dissertation kennengelernt. Sie war eine der wenigen, die sich mit den Gottesdienstübertragungen auseinandergesetzt hat. Damit erreicht die Kirche 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Beate Gilles hat u.a. herausgefunden, dass zehn Prozent der Zuschauer und Zuschauerinnen als „konfessionslos“ eingeordnet werden. Der Autor war mit Wolfgang Fischer damals für diese Übertragungen beim ZDF zuständig. Was sie erarbeitet hat, haben wir ernst genommen. Und das ist wohl ihr innerer Kompass geblieben. Was sie vorlegen wird, kann man nicht einfach vom Tisch wischen.

Dann hat sie sich den Bildungsbereich eingearbeitet, um dann einen großen, differenzierten Arbeitsbereich im Bistum Limburg zu leiten, u.a. die Zuständigkeit für die Kindergärten. Noch differenzierter ist ihr neues Aufgabenfeld, denn nicht nur das Zentralbüro in Bonn, sondern verschiedene andere Arbeitsstellen der Bischofskonferenz gehören zu den Äckern, die sie bestellen muss. Hier ist ein anderes Leitungsverständnis von ihr zu erwarten. Sie wird sich nicht zur Leiterin dieser Stellen erklären und die dort Verantwortlichen zu ihren Sekretären machen, sondern den dort Verantwortlichen die Leitung überlassen und doch mit scharfem Auge mitbekommen, was und wie es läuft.

Es gibt dann noch die 27 Diözesen, die in den wichtigen Fragen an einem Strick ziehen sollen. Was nur hinter vorgehaltener Hand gesagt wird: Die Situation der Katholischen Kirche in Deutschland ist nicht zuletzt deshalb so, weil die Bischofskonferenz nicht solidarisch handelt. Ob Tebartz van Elst oder Kardinal Woelki, die Kollegen warten auf Rom, anstatt selbst den „Kollegen“ aus der Klemme zu helfen, aus der er sich alleine nicht mehr befreien kann. Dann wären die medialen Befreiungsversuche von Kardinal Woelki nicht so spät und in Solidarität vielleicht noch wirksam geworden. 

Eine große Erwartung ist die Beruhigung an der Medienfront. Sie wird allein durch ihr Auftreten bewirken, dass die Journalisten und Journalistinnen nicht provoziert werden, da die neue Generalsekretärin sich nicht als etwas Erhabenes, Unangreifbares darstellen wird.

Noch eines zu dem ehemaligen Bischof von Limburg. Tebartz van Elst hat Dr. Gilles mit der Leitung eines großen Arbeitsbereiches betraut. Das Einstellungsgespräch soll perspektivreich verlaufen sein. Es waren noch viele andere, sehr unterschiedliche Personen auf dem Weg in die jetzige Position. Jetzt kann sie der Innenseite wie der Außendarstellung der DBK ihren Stempel aufdrücken. Sie ist gut darauf vorbereitet, die sehr bunte katholische Landschaft zu vernetzen.

Zur Person Dr. Gilles


Kategorie: Kirche

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