Dämon, Vezelay Foto: explizit.net E.B.

Prävention, die erst bei neuem Missbrauch greift

Prävention heißt, dem Missbrauch zuvorkommen. Gegenüber der Katholischen Kirche bleibt der Verdacht, dass sie das nicht hinbekommt. Die Prävention, die eingeführt wird, ist kein ausreichender Kinderschutz. Denn erst muss ein Kind missbraucht worden sein, ehe die Verantwortlichen aktiv werden sollen. Die Täter müssen jedoch vorher erreicht werden.

Zum Foto: Einem Dämon kommt man nicht mit einer einfachen Schulung bei. Jesus hat von einem Dämon gesagt, dass er in die frisch geputzte Seele zurückkommt und noch Gefährten mitbringt. Das Mittelalter wusste noch, dass es Kräfte gibt, die der Mensch nicht endgültig besiegen kann. Und dass ohne Gebet die gutgemeinten Maßnahmen ins Leere laufen.

Prävention heißt nämlich, dem Missbrauch zuvorkommen. Das würde beinhalten, dass Kinder erst gar nicht körperlich und psychisch verletzt werden. Das Versprechen wird der Katholische Kirche abverlangt, aber nicht nur sie kann es nicht einlösen. Denn ein Täter gerät erst auf den "Schirm", wenn er „tätig“ geworden ist. Es würde sich erst entscheidend etwas ändern, wenn die Täter von ihrem Tun abgehalten werden könnten. Dafür müsste man aber darüber wissen, was die Täter zu Missbrauch verleitet.

Die Prävention muss erweitert werden

  1. Damit Kinder nicht erst missbraucht werden, müssen sie „stark gemacht werden“, damit sie sich abgrenzen und Erwachsenen berichten, dass sich jemand ihnen genähert hat.
    Weiter müssen diejenigen Kinder mehr geschützt werden, auf die Täter zugehen. Das sind die Zurückhaltenden, die Ängstlichen.
  2. Für die Täter muss es therapeutische Angebote geben. Diese brauchen wissenschaftliche Fundierung, denn nur wenn die Dynamiken durchschaut werden, die zu Missbrauch führen, kann den Tätern wirklich geholfen werden. Hier gibt es die falsche These, sexuelle Übergriffe seien nicht zuerst sexuell motiviert, sondern seien Machtgehabe. Es ist umgekehrt. Männliche Sexualität trägt einen Gewaltfaktor mit sich.

Ich selbst habe die Präventionsmaßnahmen, die das Erzbistum Freiburg anbietet, durchlaufen. Dabei bin ich auf innere Widersprüche gestoßen. Sie erklären mir auch, warum Vertreter der Kirche immer wieder ins Schwimmen kommen, wenn sie Studien vorstellen und erklären sollen, wie in Zukunft Missbrauch verhindert werden soll.
Die Prävention, für die ich geschult wurde, vermittelt Richtiges, aber die Maßnahmen greifen erst, wenn Übergriffe erfolgt sind. Durch Recherche und Gespräche konnte ich feststellen: Es gibt weitere Konzepte, die in die Präventionsmaßnahmen eingebaut werden müssen. Ich selbst bin damit nicht zum Fachmann für Prävention geworden, kann aber erklären, warum die Kirche in Deutschland auch nach 11 Jahren immer noch ins Schleudern kommt. Es ist nicht nur der Kölner Erzbischof, sondern auch andere Personalverantwortliche können nicht glaubhaft machen, dass die Katholische Kirche effektiv gegen Missbrauch vorgeht. Es sind aber auch zumindest die Wissenschaftler und Therapeuten, die das Schulungskonzept entwickelt haben. Ich halte das, zu dem sie der Kirche raten, für völlig unzureichend.

Nicht warten, bis ein Kind missbraucht worden ist

Die Schulung war instruktiv, sie beschrieb das Vorgehen der Täter und die Folgen für die Opfer. Das soll die Aufmerksamkeit für Kinder erhöhen, die Symptome zeigen und das Personal im Kindergarten, in den Jugendverbänden und Pfarreien zum genaueren Hinschauen und Handeln motivieren. Für die Kinder kann man jedoch sehr viel mehr tun, als sie zu beobachten. Aus den bisherigen Untersuchungen ist deutlich, dass die Täter langfristig mit einer gut durchdachten Strategie vorgehen. Da schon im Kindergarten genügend Kinder gut beobachten und sich auch abgrenzen können, müsste man in den kirchlichen Arbeitsfeldern die „starken“ Kinder und Jugendlichen motivieren, ihre Beobachtungen mitzuteilen. Dafür muss man mit Kindern früh über solches Verhalten von Erwachsenen sprechen. Da die Täter sich schüchterne und ängstliche Kinder aussuchen, sollten die Verantwortlichen motiviert werden, besonders diese Kinder im Auge zu behalten. 
Jedoch sind nicht die Kinder, wie in der jetzt verfolgten Prävention das Hauptproblem, sondern die Täter. Kann man nicht etwas für die Täter tun, ehe sie straffällig geworden sind? Dafür müsste man mehr darüber wissen, was die Täter übergriffig werden lässt

Der mutmaßliche Täter

Auch wenn jetzt die Täter nicht mehr nur versetzt werden und die Personalverantwortlichen auch nicht mehr bewusst wegschauen, gibt es von der Pastoral-Psychologie und von anderen Fachleuten kaum Antworten, was Männer und auch Frauen zu Tätern macht. Das hat gravierende Folgen für die Kinder, denn so lange die Täter nicht in die Prävention einbezogen werden, bleiben sie doch weiter "tätig". Prävention bei den Tätern ist aber nur möglich, wenn man weiß, was man therapieren soll. Hier geht die Antwort in zwei unterschiedliche Richtungen, die zu widersprüchlichen Feststellungen führt, so dass die Katholische Kirche zu keinem therapeutischen Ansatz für die Täter gekommen ist. Es sei eigentlich Machtausübung, die sich in Übergriffen ausdrückt. Aber warum dann gerade sexuell. Diese Einwirkung auf den Körper etwa deshalb, weil die Prügelstrafe nicht mehr als Machtmittel zur Verfügung steht? Oder machen sexuelle Übergriffe die Machtausübung besonders lustvoll? Diese Feststellung, es sei eigentlich Macht und nicht Sexualität, führt zu einer abstrusen Behauptung: Weil Priester zum Machtmissbrauch neigen, ja sogar von der hierarchischen Struktur der Kirche dazu verleitet würden, käme es gerade bei Klerikern zu der großen Zahl der Übergriffe. In gleichem Zusammenhang heißt es dann, dass 50% der Übergriffe in Familien geschehen. Werden die Täter, Väter und Verwandte, auch aus Machtgebaren übergriffig? Es ist doch das sexuelle vorrangig. Da würde man als Zeitgenosse doch gerne hören, wie beide Aussagen zusammenpassen.

Missbrauch nur zufällig sexuell?

Schon beim Durcharbeiten der in Heidelberg und Mannheim angefertigten Missbrauchsstudie fand ich überraschende Daten, nämlich dass ein großer Anteil der Täter nur einmal auffällig geworden war. In der Fortbildung, an der ich teilgenommen habe, wurde als Forschungsergebnis genannt, dass nur 5% der Täter pädo-sexuell, also auf Kinder als Sexualobjekte programmiert sind. Im Umkehrschluss hieße das, dass männliches Machtstreben zu sexuellem Missbrauch führt. Eine wirksame Prävention, die nicht wartet, bis ein Kind missbraucht wurde, müsste sich dann mit dem männlichen Machtstreben auseinandersetzen. Aber dann bliebe immer noch die Frage, warum Frauen nur 5%, allenfalls 10% der Erwachsenen ausmachen, die sexuell übergriffig werden. Üben Mütter, ältere Schwestern, Erzieherinnen und Lehrerinnen keine Macht auf Kinder aus! Weil das Konzept für die Täter-Prävention in sich widersprüchlich ist, können die Verantwortlichen die Öffentlichkeit nicht überzeugen und bleibt Missbrauch auch im 11. Jahr unerledigt.

Die Personalverantwortlichen der Kirche verheddern sich in der Täterfrage

Weil die Täterdynamik widersprüchlich beschrieben wird, stolpern die Personalverantwortlichen immer wieder, und können keine Linie für das kirchliche Vorgehen festlegen und diese dann noch gegenüber Staatsanwälten, Kinderschutz-Organisationen und Medien vertreten. Nach meiner Beobachtung hat sich nicht nur der Kölner Erzbischof in dieser Frage verheddert. 
Bischöfe und Personalverantwortlichen werden auch mit einem weiteren Widerspruch nicht fertig. Sie haben eine besondere Pflicht gegenüber Priestern und Diakonen übernommen. Denn diese haben sich lebenslang an das Bistum oder den Orden gebunden. Das verführt die Verantwortlichen dazu, die ihnen Anvertrauten vor "Verleumdung" und den der Kirche gegenüber sowieso „feindlichen Medien“ zu schützen. Dieser Schutz geht immer Zulasten der Kinder. Es ist auch kurzsichtig, denn erst therapeutische Hilfe würde potentielle Täter wirksam schützen, nicht zuletzt davor, straffällig zu werden.
Wenn die Psychologie und Therapie-Forschung keine ausreichende Erklärung dafür liefert, wie Machtmissbrauch zu sexuellen Übergriffen führt, gibt es auch keine Prävention, die die Kinder ganzheitlich schützt.
Es ist unverständlich, warum die reichste Kirche der Welt entsprechende Forschungen nicht finanziert hat, aber auf der anderen Seite viel Geld bereitstellt, um alle Personalakten auszuwerten. In denen wird wohl kaum die Frage beantwortet, was die Ursache und was die Folge ist. Sie hätten auch, so wie die Charité, eine therapeutische Abteilung an einem der kirchlichen Kliniken einrichten können. Für Alkoholkranke gibt es diese Fachabteilungen schon seit Jahrzehnten, warum nicht für Missbrauchstäter und -Gefährdete. Offensichtlich gibt es auch bei den Pastoralpsychologen keinen Forschungsehrgeiz.

Sexuellen Missbrauch durch Machtkontrolle verhindern?

Der Synodale Weg, der zur Bearbeitung der Missbrauchsproblematik 2019 eingerichtet wurde, situiert die Missbrauchsproblematik im Machtgefüge der Katholischen Kirche.
In der Vorlage zum Machtmissbrauch heißt es:

„Im Missbrauchsskandal spitzt sich die Krise zu. Die MHG-Studie hat eindrücklich und in verstörender Vielfalt gezeigt, dass sexualisierte Gewalt von Klerikern an Kindern und Jugendlichen, die Vertuschung von Taten und der Schutz von Tätern nicht nur individualpsychologische, sondern auch systemische Ursachen haben. In den Blick kommt vor allem die geltende innerkirchliche Machtordnung, die bestimmte kriminelle und übergriffige Handlungen begünstigt und deren interne Bekämpfung sowie die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden erschwert hat.“

Deutlicher wird Macht als Ursache für Missbrauch in dem Zwischenbericht benannt, der in Freiburg im Juni 2021 abgeschlossen und vom Herder-Verlag veröffentlicht wurde:

„Die klerikalistischen, autoritär-hierarchischen Strukturen sowie ein überhöhtes Priesterbild führen in der katholischen Kirche zu extremen Machtasymmetrien, die ein ganz klares Oben und Unten kreieren und ein Dominanzverhalten auf Seiten der Priester begünstigen.“ S. 83 Es wird dann eine Aussage von Kurt Wenzel zitiert. „Sexueller Missbrauch ist ein extremer Auswuchs dieser Dominanz.“

Durch Kontrolle der Macht soll offensichtlich der Missbrauch eingedämmt werden. Wie das konkret geschehen kann, ist aus den online zugänglichen Dokumenten nicht zu ersehen. Auch vom Synodalen Weg wird also wieder ein Versprechen gemacht, das nicht einzulösen ist. Es wird noch nicht einmal der Versuch unternommen, die schon getätigten Ansätze in den Diözesen weiterzuentwickeln, um einen wirksameren Schutz einen wirksameren Schutz der Kinder zu gewährleisten. Die Konzentration auf die Kleriker scheint auch nicht den Tatsachen zu entsprechen. Wenn z.B. an einem katholischen Internet der Fahrer Minderjährige missbraucht, dürfte die weit ausholenden Formulierungen schnell ihre Grenze finden, denn da greifen Maßnahmen zur Machtkontrolle nicht mehr. Und ist der Missbrauch in familiären Kontexten auch Ausfluss einer Machtdemonstration? Er ist es nicht, sondern hat Sexualität als Wurzel.

Männliche Sexualität tendiert zu Übergriffen

Per Zufall bin ich in dem Buch einer Biologin auf den Zusammenhang von Gewalt und Sexualität gestoßen, die auch noch erklärt, dass bereits im Tierreich die Männchen nicht nur mit geschlechtsreifen Weibchen kopulieren. Es ist eindeutig, dass die Sexualität nicht nur zu Machtmissbrauch, sondern auch zu Gewalt führt. Der Grund ist, dass männliche Sexualität an ihrem Überschuss leidet.
In „Female Choice“ stellt die Biologin Meike Stoverock Daten über das Sexualverhalten bei Tieren zusammen und zeigt, wie diese noch in menschlichen Verhaltensweisen zu erkennen sind. Es mag befremdlich klingen, wenn abnormes menschliches Verhalten durch Rückgriff auf Beobachtungen bei Tieren erklärt wird. Einmal muss ernst genommen werden, dass der Mensch keine völlige Neuerfindung ist, wie z.B. die Säugetiere, sondern biologisch und von seinen Genen nur eine Affen-Art darstellt. Es ist also von „Erbstücken der Evolution“ auszugehen, die in unserem Verhalten noch wirksam sind. Unten ist auf entsprechende Überlegungen von Wolfgang Schreiner verlinkt, der in ganz anderem Zusammenhang zu der Aussage „Erblast der Evolution“ kommt, die der Mensch überwinden muss. Im Folgenden werden drei Punkte aufgegriffen, die eine erste Entwirrung der widersprüchlichen Täterbeschreibungen ermöglicht. Sexualität wird hier von der Evolution als Strategie beschrieben, überlebensfähigen Nachwuchs zur Welt zu bringen. Die Beziehungskomponente der Sexualität und die Suche nach Lust, vorrangige Themen der Romane und Filme, haben für die Biologin keine bestimmende Bedeutung. Jedoch können folgende Beobachtungen zur Lösung der ungeklärten Fragen genutzt werden:

  1. Die Männchen, vor allem Säugetiere, müssen ständig sexuell bereit sein, wenn der Eisprung bei einem weiblichen Tier stattfindet. Die daraus bedingte überschüssige Sexualität können sie nicht einfach loswerden. Das erklärt, warum Männer eher übergriffig werden als Frauen. In der gegenwärtigen Gesellschaft zeigt sich das auch daran, dass es keine Zufluchtseinrichtungen für Männer geben muss, wohl aber „Frauenhäuser“.
     
  2. Warum die Sexualität zum Machtmissbrauch, konkret zu Gewalt führt und nicht das Machtstreben zu sexuellen Übergriffen, wird bereits an vielen Tierarten ablesbar. Da die Männchen immer mit einem sexuellen Überschuss unterwegs sind, während die Weibchen nur im Zusammenhang mit dem Eisprung sexuell ansprechbar sind, drängen sie sich den weiblichen Tieren auf. Ein Harem ist daher im Tierreich für Männchen geeignetste Modell, das sich bei Löwen u.a. Tieren findet. Dieses Modell hat dann zur Folge, dass viele Männchen nicht zum Geschlechtsverkehr kommen. Sie sind auf der Suche nach Entlastung und daher hat die Sexualität eine aggressive Komponente. Jedoch wäre es gegen die Evolution, wenn sich die Aggression verletzend oder gar tödlich gegen die Weibchen wenden würde. Gewalt entsteht im Tierreich eher zwischen den Männchen, so bei Hirschen, Bären u.v.a. Daher bringen Männer eher eine überwachende Machtausübung aus der Evolution mit. So, wenn die Frauen verschleiert in der Öffentlichkeit auftreten müssen, möglichst das Haus nicht verlassen sollen oder sonst einer männlichen Überwachung unterliegen. Männliche Machtausübung im Tierreich zeigt sich in der Dominanz über ein Rudel oder noch öfter über ein Revier, denn dem Revierinhaber stehen alle Weibchen, die sich in seinem Territorium befinden, zu. Der Pascha wie der Revierbesitzer müssen ständig Rivalen abwehren. Auch Vögel, die oft in einer Partnerschaft leben, müssen ihr Weibchen ständig verteidigen. 

  3. Ersatz für geschlechtsfreie Weibchen suchen bereits Tiere. Bei Priestern erklärt man den Missbrauchvorrangig von Jungen nicht für alle Täter mit einer homosexuellen Neigung, sondern auch damit, dass Priester näheren Kontakt mit Jungen als mit Mädchen haben. Die Pfadfinder geben die Mitglieder im Grundschulalter in die Obhut einer Frau, die Akela genannt wird. Es könnte eine weise Entscheidung der Gründergeneration gewesen sein, die jüngste Mitgliedergruppe so vor dem Zugriff männlicher Leiter zu schützen.

Kann man von Tieren auf Menschen schließen:

Es genügt, die Seiten 77-119 zu lesen, um die Vergleichbarkeit von menschlichem und tierischem Verhalten an vielen Einzelheiten nachzuvollziehen. Wenn diese „Erbstücke der Evolution“ auch im menschlichen Verhalten wirksam werden, dann liegt die Therapie in der Weiterentwicklung des von der Evolution hervorgebrachten Menschenwesens. Er hat durch die Sprache sehr viel größeren Entwicklungsmöglichkeiten des Zusammenlebens und die Gabe, das Verhalten an Werten auszurichten, als Schlüssel in der Hand, also die Fähigkeit, nicht nur den Trieben zu gehorchen, sondern diese zu kultivieren. Evolution heißt ja, dass es nicht um ein Zurück zu tierischem Verhalten gehen kann, sondern nur um Weiterentwicklung. Diese notwendige Weiterentwicklung der katholischen Binnenkultur kann nicht bei der Achtsamkeit für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern stehen bleiben. Auch reicht es nicht, dass das Personalmanagement die Missbrauchsgefährdung im Blick hat. Der Ansatz, nicht den Priestern, Pädagogen, Jugendleitern, sondern den Opfern Vorrang zu geben, ist richtig, reicht aber auch nicht, denn dann wird es weiterhin Opfer geben müssen, um die Täter zu identifizieren. Die Täter nur aus dem Verkehr zu ziehen, kann keine christliche Lösung sein oder man unterschlägt das Versprechen auf Heilung.

Der Auftrag Jesu ist mit dem aktuellen Präventionsinstrumentarium nicht umgesetzt

Insgesamt braucht es die Umsetzung des Auftrags Jesu, der nicht nur den Kinderschändern einen Mühlstein um den Hals angekündigt, sondern der auch die Kinder als die bezeichnet hat, die am ehesten seine Botschaft vom kommenden Reich Gottes verstehen. Jesus hatte wohl auch den Missbrauch, nicht nur den sexuellen, im Blick, als er das harte Urteil über die fällte, die Kinder auf Abwege bringen. Für diejenigen, die sich auf Jesus berufen, beinhaltetet dieses Vermächtnis ein noch lange nicht ausgeschöpftes Entwicklungspotential. Die Katholische Kirche unterhält zwar viele Kindergärten, aber hat es versäumt, ihre Kinder-Kultur weiter zu entwickeln. Zwar hat sie im Römischen Reich die Kinder vor dem Schicksal befreit, bereits als Baby vom Vater abgelehnt und damit in den Tod geschickt zu werden. Aber dass die Kinder den Stellenwert hätten, der ihnen von Jesus gegeben wurde, ist nicht der Fall. Dann hätten nicht viele Eltern, Erzieherinnen, Lehrer, Therapeuten in kirchlichen Umfeld weggeschaut und die Personalverantwortlichen wären gezwungen gewesen, mit Tätern anderes umzugehen als sie einfach nur zu versetzen. Vergleicht man die jetzigen Präventionsmaßnahmen mit dem, was vom Auftrag Jesu her möglich wäre, dann wirken diese kläglich.

Kinder mehr einbeziehen, Therapien für Gefährder

Ein, dem Auftrag Jesu entsprechender Vorrang für die Kinder wäre die Antwort, zu der es eine Kirche bräuchte, die sich nicht nur aufrafft. Direkt umsetzbar sind folgende Maßgaben

  • Die Kinder differenziert sehen. Die schüchternen, ängstlichen im Blick haben, weil diese von den Tätern eher angesprochen werden. Neben Verhaltensauffälligkeiten findet man Anhaltpunkte in dem, was Kinder spontan malen.
  • Die Kinder und Jugendlichen für Missbrauch sensibilisieren. Sie bekommen das früher mit als Erwachsene.
  • Für Gefährder, also potentielle Täter wie für solche, die übergriffig geworden sind, an Kliniken kirchlicher Träger Abteilungen einrichten, so wie es die Charité gemacht hat.
  • Wie u.a. die Polnische Kirche wäre es eine einfache Maßnahme, Ansprechpersonen für Gefährder und Täter einzusetzen.

Der Synodale Weg, wenn er nicht schon in Auflösung begriffen ist, sollte die Pfarreien radikal auf die jüngeren Generationen umsteuern. Pfarrliche Angebote werden einseitig für die über Fünfzigjährigen gemacht. Die Investitionen in Kindergarten, Religionsunterricht und kirchliche Schulen würden sich für die Pfarreien wieder lohnen, wenn sie wieder wie früher aktive Mitglieder aus diesen gut nachgefragten Einrichtungen bekommen. Bereits die Unter-50-Jahrigen brauchen andere Kirchenräume mit anderen Gottesdienstformen, spirituelle Angebote und nicht so sehr Pfarrfeste. Die jetzige die Gottesdienstkultur für Kinder ist zu einem Rinnsal geworden. Noch weniger spielen die Kinder für die Umgestaltung der bisherigen Gemeinden zu Großpfarreien eine Rolle. Die Strukturen werden für die Senioren jetzt und nicht für die nächsten Generationen gemacht.

Wolfgang Scheider über Erbstücke der Evolution in:
Evolutionskomponente der Auferstehung
 
Zum Buch „Female Choice“:
Dass im menschlichen Verhalten Erbstück aus der Evolution wirksam sind, darauf hat Wolfgang  Schreiner in anderen Zusammenhängen hingewiesen, auch darauf, dass die Evolution nicht ein Zurück zu diesen Verhaltensweisen, sondern auf deren Integration und Kultivierung angelegt ist. Stabile Paarbeziehungen, im Tierreich selten, sind trotzdem biologisch sinnvoll. Sie sichern auch das biologische Überleben der Affenart "Homo sapiens". Ganz anders die Autorin, die die Verhaltensweisen im Tierreich auf eine globalisierte Gesellschaft überträgt, um eine neue Zivilisation aus dem Female Choice aufzubauen. Dies besagt, dass nicht die Frauen von den männlichen Dynamiken bestimmt werden, sondern sich, wie im Tierreich, die Männer auswählen. Also nicht der Mann wählt die Partnerin, sondern diese den Mann. Damit verspricht die Autorin eine Umgestaltung nicht nur der Familie, sondern auch der Besitzverhältnisse und des Wirtschaftssystems. Man ist verblüfft, wie sich eine Naturwissenschaftlern die Rasse Mensch zum Glück führen will.
Es sei nur eine ihre Schlussfolgerungen benannt. Da die Auswahl des Vaters ihrer Kinder bei der Frau liegen soll, verspricht sich die Autorin evolutionäre Weiterentwicklung der menschlichen Rasse. Nur so sei eine weitere Höherentwicklung machbar, denn die Frau würde den biologisch und geistig höherstehenden Mann auswählen und „minderwertigere“ Männerwürden keine Nachkommen mehr zeugen. Damit wird der Mann durch die „weibliche Wahl“ der Selektion unterworfen. Dabei tragen die Frauen nur mittelbar durch ihr Auswahlverhalten die Evolution weiter. Eine für eine Feministin erstaunliche Feststellung, dass doch die Männer die Menschheit weiterbringen und die Frauen nur auswählen, was die Männer körperlich und geistig zustande bringen. Für eine neue biologistische Gesellschaftstheorie, die sich das politische System schafft, um ihr Menschenbild zu vollstrecken, wäre das eine vielversprechende Idee. Trump hat das schon vorweggenommen, denn sein Versprechen war nur an die Weißen gerichtet. Die sollten ihn wählen, weil er Zäune baut und Einreisestopps verhängt, damit die Latinos, Asiaten und Afrikaner nicht die zahlenmäßige Überhand gewinnen.
Es bleibt, auch biologisch, festzuhalten, dass die Evolution das sprachbegabte und kreative Wesen hervorgebracht hat. Es bleibt bei der Maßgabe zur Überwindung des Missbrauchs: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Da hat nicht nur die Katholische Kirche in Bezug auf die Kinder noch evolutive Arbeit zu leisten.


Kategorie: Kirche

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