Ein Kardinal der Weltkirche von der Südhalbkugel
Während Benedikt XVI. ein Mann der Kurie war, kam Kardinal Bergoglio von der Peripherie. Es waren die Kardinäle der Weltkirche, die sich den römischen Kardinälen nicht mehr unterordnen wollten. Nachdem der Kammerdiener des deutschen Papstes dazu gebracht wurde, Papiere von dessen Schreibtisch an die Presse weiterzugeben, bestand die Chance, die Macht in Rom zu brechen. Damit konntw kein italienischen Kardinal beauftragt werden. Somit haben sich die Kardinäle des Vatikans dem Kardinal der Südhalbkugel eingehandelt. Dem argentinischen Kollegen haben die Kardinäle der Weltkirche zugetraut, dass er durchgreifen wird. Eine dieser Maßnahmen war, die Dauer der Tätigkeit von Priestern aus der Weltkirche in den Ministerien, den Dikasterien des Vatikans, zu begrenzen. Sie liegt jetzt bei fünf Jahren. Danach sollen die Mitarbeiter in den Dikasterien in ihr Entsendungsland zurückkehren.
Mit der Wahl des argentinischen Kardinals ist auch der Schwerpunkt der Katholischen Kirche auf die Südhalbkugel vollzogen. 1972 nicht mehr ein Italiener, sondern ein polnischer Kardinal, 2013 nicht mehr ein Europäer, sondern eine argentinischen Kardinal. Kardinäle aus Asien und Afrika ist die Tür damit geöffnet.
Der Papst, der an die Ränder ging:
Fußwaschung im Gefängnis, Besuche in der Mongolei, Kardinäle mit sozialem Engagement, Hochachtung bei den Juden. Es gab bei ihm keine Berührungsängste.
Die synodale Kirche
Das Erbe, das die Kirche grundlegend ändern kann, seine letzte Innovation ist die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen der Kirche. von Franziskus sein. Die "synodale Kirche" wird die Gewichte in der Kirche noch einmal verschieben. Das II. Vatikanische Konzil hatte der römischen Autorität die der Bischöfe gleichgestellt. Der Papst bleibt Oberhaupt der Kirche, aber kann wichtige Entscheidungen nur im Konsens mit den Bischöfen treffen. Sie findet ihren Ort in den Bischofssynoden. Franziskus ist einen Schritt weiter gegangen. Er hat alle Amtsträger und damit auch den Papst dem Hören auf den Heiligen Geist sozusagen “unterstellt”. Sprach dieser bisher durch die Bischöfe, wird er jetzt in den Beiträgen anderer gehört, die in einen Entscheidungsprozess einbezogen werden.
Unterscheidung heißt dann, die Beiträge herauszufinden, in denen sich die Richtung abzeichnet, in die der Geist die Gemeinde, den Verband, die Institution, die Diözese führt. Die so gefundene Entscheidung braucht die kirchliche Autoritätsperson, die sie in Kraft setzt oder auch nicht. So bleibt die Autorität z.B. des Pfarrers bestehen, seine Entscheidung wird aber annehmbarer, wenn die Betroffenen mitbekommen haben, dass sie nicht einfach der Vorstellung einer Amtsperson entsprungen ist.
Das ist sehr verschieden von dem Konzept des deutschen Synodalen Weges. Dieses, von politischen Entscheidungsträgern übernommene Modell führt zu einer Dynamik, jeweils eine Mehrheit zu gewinnen. Damit wird immer ein Teil der Beteiligten überstimmt.
Familie
Die Vorstellungen der Kirche, wie Sexualität gelebt werden soll, finden fast keine Anerkennung mehr. Papst Franziskus hat Sexualität im Kontext der Familie thematisiert. Neu ist, dass das Scheitern einer Ehe in den Blick genommen wurde. Die Katholische Kirche bleibt die Institution, die sich für eine Ehe als eine Partnerschaft mit und für Kinder auf Lebenszeit einsetzt. Der deutsche Synodale Weg hat sich um die Anerkennung derjenigen bemüht, die diese Konzeption von Familie nicht leben können. Dabei sind die Kinder aus dem Blick geraten.
Ökologie mit Gerechtigkeit verbunden
Die weltweit positiv aufgenommene Enzyklika über die Schöpfung „Laudato si“ erweitert den Blickwinkel einmal auf den Verlust der Artenvielfalt und auf die Südhalbkugel. Denn den größten CO²-Abdruck hinterlassen die reichen Länder. Den Armen galt die Aufmerksamkeit dieses Papstes besonders. Die Armen werden nicht mehr nur als Objekt caritativen Bemühens gesehen, sondern als dazugehörig. Die Kirche der Südhalbkugel ist eine arme Kirche.
Wenn man die Wirkung eines Papstes über seinen Tod hinaus vergleichen will, ist es dann die Weiterentwicklung der Strukturen oder die Spiritualität?
Wenn die Welt von Papst Franziskus Abschied nimmt, kann sie sich mit dem Erbe auseinandersetzen.
Ein Kommentar von Eckhard Bieger SJ
(Chefredakteur von hinsehen.net)
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