Archivbild: Christian Schnaubelt

12 Jahre Papst Franziskus: ein Blick zurück (Teil 1)

In dieser Woche konnte Papst Franziskus den 12. Geburtstag seines Pontifikates "feiern". explizit.net und kath.de werfen einen Blick auf wichtige Entscheidungen und Veröffentlichungen, wie die Enzyklika "laudato si", des 266. Pontifexes der katholischen Kirche.

- Teil 1 -

Papst Franziskus befindet seit einem Monat - wegen der Behandlung einer Lungenentzündung - in der römischen Gemelli-Klinik. Trotzdem ist der Pontifex nicht amtsmüde und traf in den letzten Tagen wichtige Entscheidungen, so zum Beispiel zum Umbau des Vatikanstaats und jüngst in dieser Woche zur Umsetzung der Weltsynoden-Beschlüsse bis hin zu einer „Kirchlichen Versammlung“ im Jahr 2028, die es zuvor so noch nicht gegeben hat.

Diese Entscheidung ist beispielhaft für einige Neuerungen, die der 266. Pontifex der katholischen Kirche in seinem bisher 12-jährigen Pontifikat eingeführt hat, denn sie kamen ohne große Vorankündigungen und sie betreten „Neuland“. Wie bereits bei der Weltsynoden 2024, bei denen der Pontifex erstmals Lai:innen (auch Frauen) und Kleriker gleichberechtigt abstimmen ließ und das Abschlussdokument überraschend ohne „nachsynodales Schreiben“ in Kraft setzte.

Trotzdem zeigten die Weltsynoden 2023 und 2024 auch noch eine andere Seite von Papst Franziskus: Obwohl er selber „agenda-setting“ betreibt und für ihn wichtige Themen „platziert“ (z.B. beim G7 - Gipfel in 2024), ließ der Heilige Vater „unliebsame Themen“ von der Agenda der Weltsynode nehmen und in Arbeitsgruppen beraten, deren Auftrag und Zusammensetzung der Vatikan alleine verfügt hatte. Hier setzte sich vielmehr der Kurienapparat, den Papst Franziskus in einigen Punkten in den letzten 12 Jahren stark umgebaut und personell verändert hat, durch.

Papst Franziskus öffnet Türen, geht aber nicht hindurch

Denn Papst Franziskus ist auch bereit, an die Grenzen der von seinen Vorgängern festgelegten Regelungen zu „kratzen“.  So öffnete er bei der Weltsynode 2024 Türen für Reformen, auch in der umstrittenen „Diakonissinnen"-Frage. Sein Vor-Vorgänger Papst Johannes Paul II. hatte noch versucht diese Tür für immer zu schließen. Allerdings geht der heutige Pontifex nicht selber durch die offenen Türen, sondern will dies seinen Nachfolgern überlassen, „da die Zeit noch nicht gekommen ist.“ Damit reagiert Papst Franziskus auf die Kritik an den Reformen aus seiner eigenen Kurie und der Weltkirche, dessen Reform-Gegner lauthals die Gefahr einer „Schisma“-Spaltung heraufbeschwören. Und dies verhinderte bisher grundlegendere Veränderungen des Status quo.

In einigen Punkten ist Papst Franziskus allerdings „unnachgiebig“: Wenn es um den Schutz der Menschen „an den Rändern der Gesellschaft“, dem Thema Migration und dem Ausbau einer „synodalen Kirche“ geht. Beim letzten Thema „verordnete“ der Pontifex – auch seinen Mitbrüdern im Bischofsamt – Wege zur Umsetzung der Synodalität zu erarbeiten und regelmäßig bei den „ad lima“ – Besuchen der nationalen Bischofskonferenzen ihm und der Kurie vorzulegen. Ein Novum.

Bedeutende Enzykliken und Lehrschreiben

Die erste Enzyklika von Papst Franziskus, "Lumen fidei" (Das Licht des Glaubens) wurde 2013 veröffentlicht und baut auf Vorarbeiten seines Vorgängers Benedikt XVI. auf. In diesem Lehrschreiben betont Franziskus, dass der christliche Glaube Konsequenzen für das Handeln der Christen in der Gesellschaft haben muss. Diese Verbindung zwischen Glauben und sozialem Engagement wurde zu einem Leitmotiv seines bisherigen Pontifikats.

Das erste Apostolische Schreiben "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums) erschien 2013 und gilt als programmatisch für das Pontifikat von Franziskus. Darin stellt er die Forderung nach einer gerechteren Welt und einer Kirche im Dienst der Armen in den Mittelpunkt.

Ein zentrales Anliegen des Papstes ist zudem der Schutz der Umwelt und das Engagement gegen den Klimawandel. Mit der Enzyklika "Laudato si' im Jahr 2015 setzte er einen Schwerpunkt auf die ökologische Frage. Im Vorfeld der Weltsynode veröffentlichte er das Apostolische Schreiben "Laudate Deum", in dem er sich gegen Klimawandelleugnung aussprach.

In seiner neuesten Enzyklika mit dem Titel "Dilexit nos" regt Papst Franziskus eine Rückbesinnung auf grundlegende christliche Werte an. Dies steht Einklang mit den Bestreben, die Kirche einerseits zu ihren Wurzeln zurückzuführen und andererseits für die Herausforderungen der modernen Welt zu öffnen.

Aufwertung von Frauen in vatikanischen Führungsämtern, aber keine Weiheämter

Papst Franziskus hat bedeutende Führungsämter, zuletzt die Spitze des Vatikanstaats, in die Hände von Frauen gelegt. In der Frage nach der Zulassung von Weiheämtern für Frauen gab es im bisherigen Pontifikat von Papst Franziskus keine Zustimmung, allerdings lässt der Pontifex die Zulassung von Diakonissinnen prüfen. Frauenverbände in Deutschland kritisieren dies als nicht weitgehend genug.

Im "Motu proprio" unter dem Titel "Spiritus Domini" wurden Frauen 2021 offiziell für die liturgischen Dienste des Lektorats und Akolythats zugelassen, was ihre Rolle in der Liturgie stärkte. 

Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs verstärkt – trotzdem gibt es Kritik

Während seines Pontifikats hat Franziskus den Kampf gegen Missbrauch in der Kirche verstärkt. Die Synodalversammlung beschloss, dass von Klerikern begangene sexuelle Missbräuche nicht mehr allein von Bischöfen untersucht werden sollen. Trotzdem gibt es sowohl von Betroffenen von sexuellen Missbrauch als auch von kirchlichen Verbänden die Kritik, dass die Aufarbeitung und die Maßnahmen zur Vermeidung zukünftigen Missbrauchs nicht ausreichend seien.

Im Apostolischeb Schreiben "Vos estis lux mundi" führte Papst Franziskus 2018 neue kirchenrechtliche Regeln ein, um sexuellen Missbrauch effektiver zu bekämpfen und die Rechenschaftspflicht innerhalb der Kirche zu erhöhen.

Initiativen für den Frieden und für Flüchtlinge

Papst Franziskus Auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen hat Papst Franziskus mehrere bedeutende Initiativen ergriffen und fungiert als Mahner für den Frieden in verschiedenen Konfliktregionen in der Ukraine und im Heiligen Land. Allerdings gab es auch Kritik an einzelnen Äußerungen von Papst Franziskus und an der Tatsache, dass der Pontifex bisher keine Reise in die Ukraine durchführte. Dies wurde von vatikanischen Diplomaten mit der Neutralität des Papsttums begründet.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner bisherigen internationalen Aktivitäten ist der Einsatz für Menschen mit Migrationshintergrund, so etwa beim Besuch der der italienischen Insel Lampedusa, wo der Pontifex auf die Notlage von Flüchtlingen aufmerksam machte.

Die Weltsynode zur Synodalität

Ein besonderer Fokus im bisherigen Pontifikat von Papst Franziskus war die Weltsynode zur Synodalität in den Jahren 2023 und 2024 in Rom, die in ein Abschlussdokument mündete. In dieser Woche gab der Pontifex seine Zustimmung zu den weiteren Planungen der Umsetzung der Synodenbeschlüsse, die erstmals in der Kirchengeschichte zu einer "kirchlichen Versammlung" im Jahr 2028 führen soll.

Das Heilige Jahr der Hoffnung 2025

Zum Heiligen Jahr der Hoffnung, das Papst Franziskus im Dezember 2024 mit der Öffnung der Heiligen Pforte am Petersdom eröffnete, werden mehrere Millionen Pilger:innen in Rom erwartet. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Website.

Wahl am 13. März 2013 – Nachfolger von Papst Benedikt XVI.


Am 13. März 2013 war Kardinal Jorge Bergoglio zum 266. Bischof von Rom gewählt worden und ist der als erster Lateinamerikaner Oberhaupt der katholischen Kirche und trat 2013 die Nachfolge des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. an. Zuvor war Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires tätig gewesen und ist 2001 zum Kardinal ernannt worden. Der dem Jesuitenorden angehörende 266. Pontifex wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires (Argentinien) geboren.

Im zweiten Teil der Serie werden am 22. März der von Papst Franziskus initierte Umbau der Kurie und der Medien im Vatikan erörtert werden.

Hinweis: Bis Ostern werden explizit.net und kath.de weitere Artikel und Buchrezensionen zu Papst Franziskus sowie dem Thema Wandel in der katholischen Kirche veröffentlichen.

Ein Kommentar von Christian Schnaubelt
(Chefredakteur und Herausgeber von explizit.net und kath.de)


Kategorie: Kirche

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