1. Wie bewertet der BDKJ-Bundesverband die ersten 100 Amtstage von Papst Leo XIV.?
Der Friede sei mit euch allen" waren die ersten Worte von Papst Leo XIV. mit denen er sein Amt angetreten hat. In den ersten 100 Tagen erleben wir seitdem einen Papst, der sich für Frieden in der Welt einsetzt und versucht, Brücken zu bauen. Zudem erleben wir einen Papst, der den Menschen und der Jugend zugewandt ist, wie sich kürzlich erst beim "Jubiläum der Jugend" anlässlich des Heiligen Jahres in Rom gezeigt hat. Zeitgleich erleben wir aber auch eine gewisse Bedachtheit und Vorsicht. Bislang hat er in der innerkirchlichen Debatte kontroverse Themen vermieden und sich nicht klar zu den aus unserer Sicht drängenden Fragen der Zeit, wie beispielweise den Zugang aller Geschlechter zu allen Ämtern der Kirche, vermieden. Positiv stimmt uns aber, dass er sich klar zu einer synodalen Kirche bekennt und den Weg der Weltsynode weiterverfolgt. Für uns als BDKJ bedeutet Synodalität aber nicht nur zuhören und im Gespräch zu bleiben, sondern echte Beteiligung aller Gläubigen an Entscheidungen und Leitungsprozessen. Synodalität muss Macht teilen und Vielfalt anerkennen, damit sie nicht ein bloßes Schlagwort bleibt. Dazu gehören zwingend auch strukturelle Veränderungen, um die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen.
2. Der BDKJ hat sich beim "Jubiläum der Jugend" in Rom besonders für das Thema "Frauen in der Kirche" eingesetzt. Welche Forderungen hat der BDKJ dort gestellt und welche Erwartungen hat der BDKJ an Papst Leo XIV. in dieser Frage?
Es ist bereits Tradition, dass wir als BDKJ bei den Weltjugendtagen ein "Youth Hearing" zu sehr unterschiedlichen Themen veranstalten, um neben den spirituellen Angeboten auch die Möglichkeit zum Austausch und zur Debatte zu schaffen. Beim "Jubiläum der Jugend" haben wir als Thema Frauen in der Kirche gesetzt. Für uns als BDKJ ist die Gleichberechtigung von Frauen eine zentrale Zukunftsfrage der Kirche, die kein Randthema sein darf. Für uns ist klar: Frauen müssen in allen Bereichen der Kirche gleichberechtigt mitwirken können, auch in Führungspositionen und Ämtern. Wir hoffen, dass Papst Leo XIV. einen progressiven Weg einschlägt und diese Forderungen ernst nimmt und echte Veränderungen anstößt und umsetzt. Wir haben aber auch wahrgenommen, dass er sich als Kardinal 2023 noch kritisch zur Weihe von Frauen geäußert hat und das Thema bisher meidet. Zeitgleich sehen wir, dass seine erste hochrangige Kurien-Ernennung Schwester Merletti als Sekretärin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaft apostolischen Lebens war. Es ist wichtig, dass so Frauen auch Anteil an der Leitung der Kurie haben und dennoch fordern wir weitere Schritte, da wir davon überzeugt sind, dass die gleichberechtigte Beteiligung aller Geschlechter zu besseren Ergebnissen führt.
3. Der BDKJ engagiert sich auch für eine synodalere Kirche. Spürt die katholische Jugend Rückenwind oder Gegenwind durch die ersten Verlautbarungen von Papst Leo XIV.?
Es freut uns zu sehen, dass Papst Leo XIV. den Weg einer Synodalen Kirche fortsetzt und es einen Zeitplan für den Prozess der Weltsynode 2028 gibt. Wir nehmen wahr, dass er darauf bedacht scheint, die Einheit der Kirche zu bewahren, Spaltungen zu verhindern und die Menschen in der Kirche zusammenzuführen. Wir sind aber davon überzeugt, dass die Zeichen der Zeit wahrgenommen, anerkannt und für die Zukunft der Kirche gedeudet werden müssen. Für uns als BDKJ bedeutet Synodalität nicht nur zuzuhören oder Dialogrunden zu veranstalten, sondern echte Beteiligung aller Gläubigen an der Weiterentwicklung der Kirche. Für uns geht es dabei insbesondere auch um die Beteiligung von Lai*innen und vor allen jungen Menschen. Das heißt für uns, dass Macht und Verantwortung geteilt werden muss und die Vielfalt der unterschiedlichen Ortskirchen anerkannt werden muss. Mir ist bewusst, dass es eine Ungleichzeitigkeit in den unterschiedlichen Ortskirchen der Welt gibt. Für mich heißt Synodalität aber eben auch, die Ortskirchen zu stärken, sodass die jeweiligen Ostkirchen synodal Lösungen für ihre Herausforderungen finden können. Ich bin davon überzeugt, dass dies die Kirche als Ganzes stärken kann und dadurch noch mehr Vielfalt ermöglicht wird.
Volker Andres ist Bundesvorsitzender des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Weitere Informationen auf www.bdkj.de.
Das Interview führte Christian Schnaubelt, Chefredakteur und Herausgeber von explizit.net und kath.de.
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