Foto: ZdK / Peter Bongard

Foto Synodenaula 2023: DBK / Matthias Kopp

Weltsynode: "Synodalität nicht verwässern" - Interview mit Thomas Söding

Vom 02.-27. Oktober findet die Weltsynode 2024 im Vatikan statt. Im Vorfeld befragten explizit.net und kath.de Prof. Dr. Thomas Söding (Vizepräsident des ZdK), der - wie bei der Weltsynode 2023 - als Beobachter die Beratungen von Bischöfen und Lai:innen in der Synodenaula begleiten wird, zum Thema "Synodalität von Kirche".

Anlässlich der bevorstehenden Weltsynode 2024 starten die Online-Portale www.explizit.net und www.kath.de heute eine Artikelserie zum Thema "Synodalität von Kirche".

Interview mit Prof. Dr. Thomas Söding (Vizepräsident des ZdK), der - wie 2023 - als Beobachter die Beratungen von Bischöfen und Lai:innen in der Synodenaula begleiten wird.

explizit.net: In der nächsten Woche gehen in Rom die Beratungen über die Synodalität der (Welt-) Kirche in die entscheidende Phase. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Themen, die bei der Generalversammlung oder in den Arbeitsgruppen der Weltsynode 2024 behandelt werden sollten?


Das wichtigste Thema ist die Synodalität selbst. Papst Franziskus hat es stark gemacht, es macht viele nervös, die meinen, an der bischöflichen Leitung gäbe es nichts zu verbessern. Aber der Versuch von katholischen Nostalgikern, allen, die sich weltweit für eine Reform der Kirchenverfassung einsetzen, eine Agenda zu unterstellen, ist im letzten Oktober, bei der ersten Generalversammlung gescheitert. Jetzt kommt es darauf an, Synodalität nicht verwässern zu lassen: gemeinsam unterwegs zu sein, alles zu teilen, auch die Macht in der Kirche, die immer Dienst sein soll, und wechselseitig einander nicht nur Respekt zu zollen, sondern Kompetenz zuzugestehen. 

explizit.net: "Die Machtfrage ist gestellt. Die, die Macht haben können an Legitimität gewinnen, wenn sie Macht teilen", haben Sie im Rahmen eins Interviews mit www.kath.de zum Abschluss des "Synodalen Weges" in Deutschland gesagt. Inwieweit greift die Weltsynode 2024 diese Thematik auf und sind hier tiefgreifende Veränderungen zu erwarten? 


Die  Kontexte und Konstellationen der katholischen Kirche sind weltweit sehr unterschiedlich. Aber überall wird „Klerikalismus“ – ein schillernden Begriff – und werden mangelnde Frauenrechte als Problem ausgemacht. Das „Instrumentum Laboris“ zeigt eine Richtung an, wie Lösungen aussehen können: nicht rigide Detailregelungen von der Zentrale aus, sondern ein breiter Korridor von Möglichkeiten, katholisch im 21. Jahrhundert zu sein, keine Verteidigung des Status quo, sondern eine Reform, die viele mitnimmt, und keine Abschaffung des Bischofs- einschließlich des Papstamtes, aber eine stärkere Einbindung in das Volk Gottes, also auch eine Stärkung der Beratungs- und Entscheidungsrechte der im Kirchenrecht so genannten „Laien“, die durch Taufe und Firmung berufen und qualifiziert sind, am Aufbau der Kirche, an der Vertiefung der Glaubensgemeinschaft und an der Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat mitzuwirken.

Brennende Themen sind ausgelagert worden – aber sie gehören zusammen mit den Aufgaben, denen sich die Weltsynode stellen soll: heilsame Dezentralisierung, wie es auf gut katholisch heißt, und nicht einsame Entscheidungen, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit in den Prozessen, in denen sich abzeichnet, was der Geist den Gemeinden heute sagt. 

explizit.net: Sie waren vor kurzem mit ZdK-Vertreter:innen zu Gesprächen in Rom und werden die Weltsynode 2024 als Beobachter begleiten. Welche Impulse erhoffen sich sich von der Weltsynode 2024 für die kath. Kirche in Deutschland und welche Rolle können und sollten dabei die Lai:innen und die Bischöfe übernehmen, um die Kirche synodaler zu gestalten?  

Als ZdK-Präsidium haben wir in Rom klargemacht, dass wir nicht die deutsche katholische Kirche, sondern die katholische Kirche in Deutschland sind. Genauer: Wir haben gesehen, dass in Rom das ZdK als Vertretung der katholischen Gläubigen aus Deutschland anerkannt ist. Der Synodale Weg in Deutschland geht weiter. Er ist so konstruiert, dass der Austausch mit der Weltsynode gelingen wird. Am Ende braucht es in Deutschland – wie in anderen Ländern dieser Welt – keine römischen Direktiven, sondern ein akzeptiertes Modell, das zur Entwicklung in unserem Land passt und die Einheit der katholischen Kirche nicht schwächt, sondern stärkt. Was ich hoffe: dass nicht wechselseitig aufgerechnet werden, wer was gewinnt oder verliert, wenn wiir uns synodal erneuern, sondern dass die Chancen gesehen werden, Glaube und Freiheit zu verbinden, in erster Linie für die kommenden Generationen.

Das Interview führte kath.de Chefredakteur und Herausgeber Christian Schnaubelt.


Kategorie: Monatsthema

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