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Warum Doping
? Zum Fall Sachenbacher-Stehle

(explizit.net) Ausgerechnet wir deutschen Saubermänner- und Frauen stehen am Pranger – und das bei den Olympischen Spielen 2014 mit einer Mannschaft, die ohnehin mit einem sechsten Platz für Deutschland im Medaillenspiegel schon hart genug bestraft scheint. Das gab es seit der Wiedervereinigung nicht mehr.

(explizit.net) Ausgerechnet wir deutschen Saubermänner- und Frauen stehen am Pranger – und das bei den Olympischen Spielen 2014 mit einer Mannschaft, die ohnehin mit einem sechsten Platz für Deutschland im Medaillenspiegel schon hart genug bestraft scheint. Das gab es seit der Wiedervereinigung nicht mehr.

Evi Sachenbacher-Stehle positiv getestet

Die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle wurde bei den Olympischen Spielen in Sotschi positiv auf Stimulanzien getestet. Sie selbst bestreitet vehement, vorsätzlich gedopt zu haben. Immer wieder kommt es zur Einnahme von verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln. Die NADA (Nationale Doping Agentur) warnt seit Jahren generell vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln im Sport.

Der Fehler steckt im System

Der Olympiastützpunkt (OSP) Bayern, wo Evi Sachenbacher-Stehle trainiert, wirbt auf seiner Homepage für Nahrungsergänzungsmittel. Demzufolge müsste der OSP-Bayern seine Sportler und Sportlerinnen vor den eigenen Sponsoren warnen.

Doping-Tendenz

Hinterfragt man, warum gedopt wird, gibt es ein breites Spektrum von Gründen: Überzogene und unrealistische Medaillenvorgaben verleiten zum Dopen. In Sotschi sollten die deutschen Sportler 27 bis 42 Medaillen erkämpfen. 19 sind es dann geworden, Russland hat mit 33 olympischen Medaillen die Spitze erreicht. Sind die Erwartungen an unsere Mannschaft einfach so hoch, so dass die Zielvorgaben ohne Einnahme von Stimulanzien kaum erreicht werden können? Und außerdem: Nachwuchssorgen bei Trainern und Sportlern, mangelndes Interesse der Öffentlichkeit, fehlende Unterstützung sowohl finanziell als auch materiell.

Leistung auf Knopfdruck

Der Leistungsdruck einer ganzen Nation zur punktgenauen Höchstleistung, der immer härter werdende Konkurrenzkampf mit immer besserem Material überfordert manchen noch so talentierten Sportler. In jeder Sportlerkarriere, wie im täglichen Leben auch, gibt es gute und schlechte Phasen. Ein Leistungssportler muss aber diszipliniert jeden Tag trainieren. Auszeiten gibt es nicht. Mentale Engpässe werden wegtrainiert, der Mensch muss wie eine Maschine funktionieren – nur dann können Triumpfe gefeiert und Siegerprämien kassiert werden.

 

Doch was passiert nach Verletzungspausen, bei Leistungsabfall durch körperliche Beeinträchtigungen, Mannschaftsgeklüngel, Depressionen, Familientragödien etc.? Spitzensportler müssen alles wegstecken um punktgenau am Tag X für die Nation in Spitzenform zu sein. Immer weniger Athleten nehmen diese Strapazen im gesättigten Deutschland heute noch auf sich. Die sinkende Zahl der Medaillen zeigt es.

Nahrungsergänzungsmittel im Graubereich

Selbstverständlich ist die Einnahme von Stimulanzien zur Leistungserhöhung verboten, es gibt jedoch eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmitteln, die nicht ad hoc als verbotene Substanzen zu erkennen sind. Möglicherweise war Evi Sachenbacher-Stehle nicht sorgfältig genug bei der Auswahl der angebotenen Produkte, doch soll man sie deshalb gleich in allen Medien abqualifizieren? Oder muss man nicht ein wenig Verständnis haben für Athleten, die sich leidenschaftlich bis an den äußersten Rand ihrer Leistungsfähigkeit belasten, damit ihre eigene Gesundheit und vielleicht sogar ihr Leben gefährden. Da kann es schon sein, dass diese Mittel nutzen, um den Erwartungen eines ganzen Volkes gerecht zu werden.

Solange sich bei uns keine Suizid-Kultur im Versagensfall, wie z.B. in China, etabliert, sollten wir mit unserer Vorverurteilung vorsichtig sein und lieber politische Voraussetzungen schaffen, die kleine menschliche Sündenfälle unnötig machen.

Und man sollte den Anspruch an die Superleistung auf ein Normalmaß menschlicher Leistungsfähigkeit zurückholen, um künftig wieder den Spaß am Wettkampf der Besten zu fördern.

Die Olympischen Spiele gehören örtlich und mental wieder nach Athen

Aus meiner Sicht sollte die Olympische Idee zu ihren Wurzeln zurückkehren. Sämtliche Austragungsstätten in Athen sollten mit der Unterstützung aller Nationen bestmöglich ausgebaut werden, um kontinuierlich ohne politische Einflussnahme den sportlichen Geist zu stärken und die multikontinentalen Kräfte zu messen.

Die Entscheidung in Garmisch-Patenkirchen über die Ausrichtung kommender Spiele in München sowie kritische Kommentare aus aller Welt über unmenschliche Zustände in Russland beim Bau der Wettkampfstätten verbunden mit immens hohen Kosten haben gezeigt, dass es sich lohnt, dass das Nachdenken darüber begonnen hat.

<emphasize>Birgit Thomas</emphasize>


Schlagworte: #Doping #Sport #Olympia

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