Statue vor der Holodomor-Gedenktstätte in Kiew. foto: explizit.net

Ukrainischer November

Am 21. November 2014 begannen 50 Studenten gegen den damaligen Präsidenten der Ukraine zu demonstrieren, der das fertig ausgehandelte Assoziierungsabkommen mit der EU nicht mehr unterschreiben durfte. Dieses Datum wird als „Tag der Würde und der Freiheit“ begangen. Der 26. November erinnert an den Holomodor. „Tötung durch Hunger“ war die tödlichen Maßnahme Stalins, als sich ukrainische Bauern der Kollektivierung widersetzten.

Zum Foto: Die Skulptur zeigt ein anmutiges Mädchen. Entscheidend sind die drei Ähren in seiner Hand. Wer mit mehr als drei Ähren angetroffen wurde, war todeswürdig. 3,5 Millionen Menshcen sind 1932 und 1933 durch diesen aufgezwungenen Hunger umgekommen.

Das Misstrauen gegenüber Russland bleibt

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland, nicht zuletzt der täglichen Toten im Donbass, halten die Erinnerung an das ukrainische Volk wach und graben sie noch tiefer in das Gedächtnis der Menschen ein. Bereits der Zar hatte die ukrainische Sprache verboten. Als nach dem Ersten Weltkrieg eine erste ukrainische Republik entstand, wurde das Land von den Bolschewiken besetzt. Eine unrühmliche Rolle spielte das deutsche Militär. Es hatte die Ukraine gegen den bolschewistischen Angriff unterstützt, aber dann selbst eine Militärherrschaft aufgebaut, so dass das Land sich wieder Russland annäherte. Erst der Zusammenbruch der Sowjetunion bot die Chance, nationale Eigenständigkeit zu erlangen. Dass das nicht im russischen Interesse sein kann, ist verständlich. Allerdings tut die russische Regierung genau das, was die Ukraine in den Gegensatz zu Russland treiben muss. Kirchlichen Gegebenheiten spielen in diese angespannte Situation hinein. Es gibt eine innere Verbindung der russischen Orthodoxie mit der Ukraine. Denn der Metropolit hatte zuerst seinen Sitz in Kiew und wechselte erst nach Moskau, als sich dort das politische Zentrum der Ostslawen entwickelte.

Gegensätze zwischen den orthodoxen Kirchen

Auch wenn die Ukraine seit Jahrhunderten kirchlich mit Moskau verbunden ist und die größte Kirche zum Moskauer Patriarchat gehört, richtet sich das Misstrauen gegen diese Kirche, die von einem Metropoliten in Kiew geleitet wird. Es gibt eine von dieser Kirche abgespaltenes Kiewer Patriarchat sowie im Westen Landes eine weitere Kirche, die mit dem Papst verbunden ist. Diese wird griechisch-katholisch genannt. Es sind keine Ansatzpunkte für ein Miteinander dieser beiden Kirchen mit der des Moskauer Patriarchates erkennbar. Alle Drei feiern die gleiche Liturgie, die Gemeinden des Moskauer Patriarchates allerdings nicht ukrainischer, sondern in Altslawischen Sprache. Die größte Kirche wird von den anderen als Handlanger russischer Interessen gesehen. Sie wird verdächtigt, die Separatisten in den umkämpften Gebieten zu unterstützen.
Auch wenn das Land unter dem Krieg leidet, jeden Tag auf beiden Seiten Menschen sterben und vor allem diejenigen, die in den umkämpften Gebieten leben, nur das Ende der Kämpfe herbeisehnen, erreicht Russland nicht das gewünschte Ziel, die Ukraine wieder näher zu Russland zurückzuholen. Im Gegenteil, das Land schließt sich enger zusammen. Ein Indiz ist der Gebrauch der ukrainischen Sprache auch im Osten des Landes. Hier leben viele russlandstämmige Bürger. Sie wurden in die durch den Holomodor leer gewordenen Dörfer umgesiedelt und kamen in das einst blühende Kohl- und Stahlrevier, das jetzt durch die Kämpfe seine industrielle Bedeutung wohl endgültig verloren hat.

Erfolge gegen die Korruption

Das Land hat große interne Probleme. Viele bezeichnen die Korruption als das schwerwiegendste. Der aufstand, der in diesen Tagen vor zwei Jahren begann, war zu allererst ein Protest gegen die Vereinnahmung der Fördermittel des Auslandes durch die politische Klasse des Landes. Der damalige Staatspräsident hatte die Korruption auf die Spitze getrieben. Für die jungen Menschen gab es keine Zukunft mehr und Russland hat diesen Präsidenten unterstützt, obwohl diese Unterhöhlung des wirtschaftlichen Lebens in Russland nicht so gravierend sein soll wie in der Ukraine. Auflagen des Internationalen Währungsfonds haben erreicht, dass Politiker ihre teils beträchtlichen Vermögen offengelegt haben, auch der Staatspräsident musste seine Besitztümer auflisten. Er erwies sich als der viertreichste Mann des Landes.

Redaktion explizit.net, zusammengestellt aus Berichten ukrainischer Gäste

 

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