Manipulationen müssen von Menschen vorgenommen worden sein
Es braucht Beweise für die Behauptung, dass die Wahl unrechtmäßig verlaufen ist. Dabei ist man auf Auszähler angewiesen, die sagen, dass in ihrem Wahllokal Stimmzettel nicht dem Kandidaten zugerechnet wurden, der sie erhalten hat. Erst wenn solche Menschen sich melden, wird man wohl von Wahlbetrug reden können. Denn die Auszählungen, die über Computer manipuliert worden sein sollen, lassen sich überprüfen. Die Additionen, die Zahlen, die der Computer manipuliert haben soll, lassen sich deshalb überprüfen, weil die Stimmen in dem einzelnen Wahllokal nicht mit Computer erfasst wurden, sondern von Menschen. Die Zahlen, die dem Computer eigenspeist wurden, müssen noch vorliegen und können nachgerechnet werden.
Was sollte mit der Warnung vor Wahlbetrug erreicht werden?
Wenn wochenlang Wahlbetrug im Voraus als sicher behauptet wurde, dann hat das etwas zu bedeuten. Die Ankündigung eines Verbrechens bezweckt etwas. Denn gewöhnlich kündigen Leute, die ein Verbrechen vorbereiten, das nicht vorher nicht an. Oder sie simulieren an einem Ort einen Einbruch, damit die Polizei dieses Objekt bewacht, um dann anderswo die größere Beute abzuholen.
Man kann also davon ausgehen, dass die häufig geäußerte Befürchtung des Präsidenten entweder die Wahlhelfer zu höchster Korrektheit angehalten hat. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Menschen, die die Stimmen auszählen, das Ergebnis manipulieren. Deshalb wird wohl das Ziel, schon Wochen vor der Wahl deren Ergebnis infrage zu stellen, anderswo liegen. Könnte das Motiv darauf zielen, den Vorgang der Wahl in Misskredit zu ziehen, um dieses Kernstück der Demokratie zu beschädigen und dann mit der Mehrheit der Wähler die Demokratie demokratisch abzuschaffen? Das wäre eine intelligente Strategie.
Warum arbeiten die Gerichte korrekt, die Teams in den Wahllokalen nicht?
Überraschend ist, dass das Team von Trump die Gerichte anruft, also staatliche Institutionen, wo doch dieser Staat nicht in der Lage zu sein scheint, Wahlen so kontrolliert durchzuführen, dass "jede Stimme zählt". Eigentlich müsste doch der amtierende Präsident, der wie kein anderer Zugriff auf staatliche Einrichtungen hat, dafür sorgen können, dass die Wahl ordnungsgemäß verläuft. Die Anrufung der Gerichte zeigt, dass Trump sich selbst nicht in der Lage sieht, die Auszählung der Stimmen in den vorgesehenen Bahnen zu halten. Was auch vermutet wurde: Trump nimmt es nicht selbst in die Hand, über die Eingriffsmöglichkeiten der Executive seinen Herausforderer auszuschalten. Das weist zumindest darauf hin, dass Trump nicht bereit und vielleicht auch nicht in der Lage ist, Konkurrenten für das Amt auszuschalten. Im Moment kann man nicht deutlich genug erkennen, welche Strategie hinter der Ankündigung des regierenden Präsidenten steht, er werde um seinen Wahlsieg betrogen. Das würde Putin und Lukaschenka nicht passieren und müsste einem amerikanischen Präsidenten nicht drohen. Es ist eine zuvor nicht durchgespielte Konstellation, dass der amtierende Präsident, der auf Geheimdienste, Polizeieinheiten und im Ernstfall auf das Militär zugreifen kann, einem Herausforderer unterlegen sein soll, der noch nicht einmal eine abtrünnige Heereseinheit zur Eroberung der Macht aufbieten kann, so wie römische Feldherrn öfters auf den Kaiserthron gelangt sind.
Trump kann nicht durchgreifen
Offensichtlich fehlt Trump der Rückhalt, seinen Herausforderer einfach auszuschalten. Vielleicht geht das in Zeiten von Social Media auch nicht mehr, weil die Menschen über viel mehr Kanäle als über Telefon und Flugblatt zu mobilisieren sind und ein Staatsstreich sehr gut vorbereitet sein muss. Da Trump ständig seinen Mitarbeiterstab ausgewechselt hat, kann er sich kaum auf sein Umfeld verlassen. Vielleicht kommt sein Bedrohungsgefühl aus der unsicheren Umgebung im Weißen Haus, die der Präsident immer weniger einschätzen kann. Selbst Putin, der möglicherweise seinen populärsten Herausforderer mit Gift zum Verstummen bringen wollte, musste diesen an ein deutsches Krankenhaus freigeben, das dann noch nachwies, dass Gift aus russischen Heeresbeständen zum Einsatz kam. Auf dieser Spur kommt man den Motiven Trumps auch nicht näher.
Es bleibt widersprüchlich, was Trump vorhat
Das sind mögliche Erklärungen, die aber nicht wirklich erklären, was eigentlich gespielt wird. Es scheint der entscheidende Stein in dem Puzzle noch zu fehlen. Oder diejenigen, die eine weitere Amtszeit für Trump gesehen haben, hat er mit seiner These von der Wahlfälschung überzeugt. Denn sie unterstellen den Wählern, dass sie mehrheitlich keine Ablösung von Trump wollten. Trump, so das Wunschdenken, konnte nur durch Wahlfälschung abgewählt werden. Wer, wie der Autor, nicht zu einem abschließenden Urteil kommt, kann abwarten, da Gerichte angerufen wurden. Damit bleibt die Frage in der Öffentlichkeit, so dass jeder Bürger verfolgen kann, ob die Argumentation der Kläger die Gerichte überzeugt. Und wenn Trump den Gerichten traut, können wir es doch auch.
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