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SPD und die Kirchen brauchen aktive Mitglieder

Die SPD will sich reformieren, um neue Strahlkraft zu gewinnen. Sie versucht es mit vielen sozialen Wohltaten. Eigentlich müsste die Partei von einer Eintrittswelle berichten, wenn wenigstens einige der Empfänger der sozialen Wohltaten in der Partei mitarbeiten würden. Was macht die SPD falsch und was können andere Großorganisationen, wie z.B. die katholische Kirche, davon lernen.

Eigentlich setzt die SPD das Programm des Papstes um, nämlich "zuerst die Armen!" Aber warum entfalten mehr Sozialleistungen so wenig Dynamik? Selbst von Kevin hört man nichts mehr. Er hätte jetzt freies Feld, mit der Partei zu neuen Ufern aufzubrechen, um dann Merkel endlich abzulösen. Für den Aufbruch braucht es allerdings Leute, die eben nicht zu Hause sitzen bleiben, um die Wohltaten der Volksgemeinschaft zu genießen. Jedoch auch dann, wenn diejenigen, die von den Wohltaten, die Nahles der CDU abgerungen hat, profitieren, endlich in Massen in die Partei einträten, es würde keine Bewegung entstehen. Denn für einen Aufbruch braucht es bewegliche Leute. Diese gibt es immer, aber sie werden nicht SPD-Mitglied wie damals, als Willy Brandt tatsächlich etwas verändern und nicht nur optimieren wollte. Sie kommen inzwischen  auch nur zur katholischen Kirche, wenn sie für ihre Kinder mehr Ethik wollen als die Schule vermitteln kann. Um mit den Mitteln dieser Kirche etwas auf die Beine zu stellen, müsste es eine Idee davon geben, was man auf die Beine stellen will.

Wie Andrea Nahles es herausfinden will

Nicht wie die Linke, noch weniger wie die FDP und auch nicht wie die CDU und industriefreundlicher als die Grünen. Dann gibt es noch die AFD, die aus den Anwürfen ihrer Gegner Kraft schöpft und sogar die Katholiken für sich einspannen kann. Zumindest in einer Tagesschau ging es nur um den Auftritt der AFD beim Katholikentag in Münster. Kraft aus dem Widerspruch zu gewinnen, das kann die AFD besser als die SPD. Kevin hatte offensichtlich auch aus dem "Nicht so" seine Kraft geschöpft. Aber die ist dann weg, als die Abstimmung in der Partei zugunsten der Großen Koalition ausgegangen war. Ohne Merkel, mehr Leistungen für die, die nicht von der Vollbeschäftigung profitieren, das verschafft der SPD keinen Aufwind. Sie muss Mitglieder gewinnen, die etwas bewegen wollen. Genau das, was die Bistümer und Landeskirchen auch nicht mehr schaffen. Sie verlieren Mitglieder. Es geht auch anders, sogar mit einer  Zielgruppe, die Soziologen als besonders kirchenfern charakterisieren.

Das Br. Wendelin Modell.

In Frankfurt hat es im Kapuzinerkloster in der Stadtmitte einen Bruder gegeben, der morgens für die Obdachlosen ein Frühstück organisiert hat. Morgens, weil dann der Alkohol noch nicht so wirken konnte. Aus dieser Gruppe hat er diejenigen herausgefischt, die mehr als Versorgung wollten. Mit denen ist er erst einmal weggefahren. Sein Ziel: Die Obdachlosen nehmen die Organisation des Frühstücks selbst in die Hand. Er hat so das Ehrgefühl dieses Teams gestärkt und damit erst den Abschied vom Alkohol ermöglicht.
Wenn der Papst von den Armen an den Rändern spricht, dann kritisiert er das Wirtschaftssystem Lateinamerikas, das so viele Menschen ausgrenzt. In den westlichen Überflussgesellschaften treiben andere Dynamiken die Menschen in die Obdachlosigkeit. Das ist nicht mit Geld zu stoppen, weil es nicht um Geld-Kapital, sondern um Sozialkapital geht, das  durch Kommunikation und Zuwendung entsteht. Das alles liegt im Erbe der SPD.

Sozialkapital bilden

Die SPD ist eigentlich eine Fortschrittspartei. Willy Brandt war für diese Kräfte Gallionsfigur. Als aber dann seine Politik "Wandel durch Annäherung" ihre Ergebnisse als reife Frucht abwarfen, hat Helmut Kohl diese aufgesammelt. Es war dann auch nicht die SPD-Regierung in Sachsen Anhalt unter Höpfner, die dynamische Kräfte nach Halle und Magdeburg zog, sondern Biedenkopf, der Dresden und Leipzig magnetische Kräfte einhauchte, so dass sich da blühende Universitäts- und Innovationslandschaften entwickelten. Jede Großorganisation, ob eine Partei oder eine Kirche lebt von denen, die etwas wollen und dafür andere brauchen, die mitmachen und möglichst "Organisationskraft haben. Was wäre heute zu wollen:

  • Europa und dieses Europa außenpolitisch aus dem Spannungsfeld USA - Russland herauszulösen, um dann dem Krieg in der Ostukraine und in Syrien ein Ende setzen. Die  Integration der Flüchtlinge ist  nicht nur viel zu wenig, es müssen die Kriegstreiber in die Knie gezwungen werden. Das Männlein, das die SPD für diese Aufgabe ausgesucht hat, war  schon als Justizminister viel zu zaghaft.

  • Bildungspolitik: Die SPD hat sicher die Abiturientenquote eines Jahrgangs gesteigert. Dass viele dieser Schulabgänger für ein Universitätsstudium nicht mehr die Lerntechniken mitbringen, das scheint die SPD nicht mehr zu interessieren. Das sollen wohl die anderen "aufräumen". Aber kommen aus dem Kreis der Studienabbrecher die neuen Mitglieder der SPD? Wäre es für die Partei nicht aussichtsreicher, mehr Studierenden zu einem Abschluss zu helfen. Das war mal das Erfolgsrezept der katholischen Kirche in den USA. Fast jede Pfarrei hatte eine Schule, jeder Orden Colleges und viele sogar Universitäten. Warum gibt es in SPD-Ortsvereinen genauso wenig wie in einer Pfarrei keine Mentoren, die Studierende unterstützen.

  • Bewältigung der digitalen Revolution: Man kann es wie die FDP machen und einfach schnellere Umstellung auf das Internet fordern. Aber warum soll sich Europa den US-Konzernen unterwerfen? Kann man nicht, so wie SPD und Gewerkschaften einmal der Unterwerfung des Arbeiters unter die Macht der Maschinen und dem davon profitierenden Kapital gestaltend entgegentreten? Die vielen Burnoutkranken und die, die sich von der ungehemmten Datenflut überschwemmt  fühlen, wären eine Großorganisation dankbar, die diese Technik zähmt. Auch hier gibt es bei den Kirchen allenfalls Grundsatzpapiere, aber kein Angebot in den örtlichen Gemeinden. Wer nicht erkennt, dass die Datenflut passiv macht und daher den Zustrom von Menschen, die etwas auf die Beine stellen wollen, zum Rinnsal werden lässt, muss sich nicht über das Erlahmen seiner Organisation wundern. Ob SPD oder Kirchen, Anpassung an die digitale Welt bringt keine Mitglieder, sondern lässt die, die man gerne hätte, im Zustand des Surfens zurück.


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