Kathedrale von Amiens, Foto hinsehen.net E.B.

Sonntag: An den umfassenden Geist andocken

Jeden Abend führt uns das Fernsehen vor, wie die Welt auseinanderfällt. Es wirkt ein Geist der Trennung. Die Gegensätze werden verschärft – aber mit welchem Ziel? Ist es nicht die Materie, die sich zerstreut, der Geist aber das Einende. Wir müssen dringend in das Größere hineintauchen. Das ist der Geist.

Der Geist bringt zusammen. Er lebt von den Gegensätzen, die er in Beziehung setzt. Materie ist nur das Prinzip der Vielheit. Der Geist, der die Vielheit in ein Größeres zusammenführt, so die Seele unseren Körper, ist die Beschreibung des Geistes, die die griechischen Philosophen in die Fundamente Europa eingespeist haben. Die Bibel hat diese Leistung des Geistes auf die Vielzahl der Völker ausgedehnt. Der Geist bewirkt, dass die vielen Sprachen nicht mehr trennend wirken. An Pfingsten versteht jeder, in welcher Sprache er auch aufgewachsen sein mag, die Gegenwart des Geistes. Wir leben in Verschiedenheit, um uns in einem Geist zu begegnen.
Der Sonntag ist der Tag, um in diesen umfassenden Geist einzutauchen. Wenn wir das versuchen, stellen wir fest, dass es zu viele Ausgeschlossene gibt

Die bisher Ausgeschlossenen gehen wählen

Der bisherige Geist integrierte nur einen Teil der Bevölkerung. Das wird an den Wahlen deutlich. Wenn früher nur die Hälfte der Stimmberechtigten zur Wahl gegangen ist, dann gab es für diese keine Partei, die für sie Stimme war. Sie mussten allerdings dann feststellen, dass sie von denen regiert wurden, die sie nicht gewählt hatten. Sie melden sich erst einmal nicht mit konkreten Vorschläge zu Wort, sondern motzig: Wir sind auch noch da. Nehmt uns endlich wahr!
Ein anderes Auseinanderdriften ist in unserer Wirtschaftsordnung angelegt:

Die Reichen werden reicher

Die Dynamik der Wirtschaft macht die einen immer reicher, während immer mehr zurückbleiben. Denn wer eine gute Idee hat, diese auch umsetzen kann, gewinnt immer mehr Käufer. Jeder hinzugewonnene Käufer machen den, dessen gute Idee sie als Dienstleistung oder Produkt bezahlen, reicher. Deshalb war die Idee von Karl Marx, die Firmen, zumindest die großen, in das Eigentum aller umzuwandeln, naheliegend. Dann, so die Idee, kaufen die Menschen bei sich selber ein und jeder, der kauft, macht sich damit auch ein Geschenk, weil er ja an der Firma beteiligt ist, deren Gewinn er erhöht. Das Modell hat sich in der Praxis nicht bewährt, weil es zu eng gestrickt war. Denn es lähmt den Erfindungsgeist. Damit gewann die andere Wirtschaftsform, die auf Konkurrenz setzt, für die Bewohner des marxistischen Teils der Welt immer mehr an Anziehungskraft. Jetzt ist zwischen den sehr unterschiedlichen Systemen USA und China der Konflikt offen ausgebrochen. Welcher Geist kann diesen tiefen Graben überwinden? Weder die USA noch China sind geistig so auf der Höhe der Zeit, dass sie eine Lösung finden könnten.  
Die Dynamik, dass die Erfolgreichen immer reicher werden, wirkt auch zwischen den Nationen. Die armen Nationen kaufen allerdings nicht nur die Produkte der Erfolgreichen, sondern strömen in die Länder, von denen sie immer mehr abhängig werden.

Immigranten- welcher Geist umfasst sie

Ob Europa oder die USA, viele Menschen drängen aus den „abgehängten“ Regionen oder aus dem islamischen Konfessionskrieg in die wohlhabenden Staaten. Sie sind inzwischen da, über 100 Nationen mischen sich unter die hiesige Bevölkerung. Die Anziehungskraft des Reichtums und einer verlässlichen Rechtsordnung fordert unseren Geist, der sich bisher auf die Weiterentwicklung der Produkte und die Optimierung der Produktions- und Verkaufswege konzentriert hat. Was nützen Elektroautos und selbstlernende Waschmaschinen, wenn die Integration nicht gelingt!

Den umfassenderen Geist suchen

Wenn ich mich nicht daran beteiligen will, die Gegensätze weiter zuzuspitzen, dann kann ich an das Geist-Verständnis der Griechen und der Bibel anknüpfen. Der Geist ist tatsächlich fähig, die Gegensätze fruchtbar zu machen und die Vielheit der Kulturen in Beziehung zu setzen. Ein Schritt mehr ist noch notwendig: Ich muss den Geist als Ursprung erkennen und nicht die Materie. Denn wenn ich auf die Materie setze, dann bleibt es bei Vielheit, die sich in ihre Gegensätze verstrickt. Offensichtlich ist es auch nicht der Geist des Menschen, der die Weite aus sich hervorbringen kann, um die Gegensätze in einen Ausgleich zu bringen. Ob Philosophie oder Religion, sie führen in einen umfassenderen Geist ein. Den gewinnen wir nicht aus uns selbst, jedoch können wir uns dem Größeren öffnen. Ja, jeder kann das. Ich kann heute bei mir anfangen.



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