1. Herr Söding, der "Synodale Ausschuss" hat an diesem Wochenende - letztmalig - getagt. Welche Fazit ziehen Sie nach insgesamt fünf Sitzungen?
Es war eine gute, eine wichtige, eine überzeugende Sitzung. Der Zeitdruck war hoch: Er ist in Energie umgesetzt worden. Der Synodale Ausschuss hatte zwei Jahre. Die hat er genutzt.
Das Wichtigste: Es gibt jetzt ein Statut für eine Synodalkonferenz auf Bundesebene. Die soll Bischofskonferenz, Zentralkomitee und andere zusammenführen. Erklärungen zur Politik sind notwendig, Beratungen und Beschlüsse zu pastoralen Schlüsselherausforderungen und signifikant mehr Transparenz, Partizipation, Rechenschaft und Kontrolle bei den Finanzen auf Bundesebenen.
Und: „Gemeinsam beraten und entscheiden“ wird zu einem Merkmal synodaler Ordnungen auf der Ebene von Bistümern und Pfarreien.
Jetzt kommt es darauf, die Formen mit Inhalten zu füllen. Darauf sind wir vorbereitet. Im Ganzen: Synodalität wird auf Dauer gestellt. Sie ist wirksam. Sie tut der katholischen Kirche in Deutschland gut. Und dass es in der katholischen Kirche vorangeht, ist eine gute Nachricht auch für die Gesellschaft.
2. Zukünftig soll es eine "Synodalkonferenz" als bundesweites synodales Gremium geben. Welche Weichen wurden dazu beim "Synodalem Ausschuss" in Fulda gestellt und inwieweit ist dazu Rücken- oder Gegenwind aus dem Vatikan zu erwarten?
Der Synodale Ausschuss hat seine Arbeit gemacht und die Synodalkonferenz vorgespurt. Die muss jetzt von der Bischofskonferenz und vom ZdK gebilligt werden. Dann kann noch im nächsten Jahr die Arbeit beginnen.
Die Kontakte mit dem Vatikan – Papst und Kurie – sind gut. Auf Weltebene öffnet sich jetzt ein Fenster bis 2028. Dann soll eine große Kirchenversammlung in Rom klären, welches die besten Beispiele sind.
Die katholische Kirche in Deutschland sollte sichtbar sein. Viele schauen auf sie, auch wenn jedes Land die eigenen Möglichkeiten nutzen muss. Angestrebt wird eine Anerkennung der Synodalkonferenz von Rom, so dass die Lücke im Kirchenrecht, die der Synodale Weg genutzt hat, Schritt um Schritt ausgefüllt wird. Die Katholische Kirche braucht das, die Gesellschaft auch.
3. Vom 29.-31. Januar 2026 wird eine sechste "Synodalversammlung" stattfinden, um die Umsetzung der Beschlüsse des "Synodalen Weges" zu evaluieren. Bis dahin sind es noch knapp zwei Monate: Miit welchen Hoffnungen oder Berfürchtungen blicken Sie auf diese Versammlung?
Es ist wichtig, noch einmal zusammenzukommen: um Erfahrungen auszutauschen, Befürchtungen zu äußern, aber auch Hoffnungen und Erwartungen. Die Weltsynode ist aufzunehmen. Die Bistümer können zeigen, wie weit sie in der Entwicklung von Synodalität sind.
Was wird sich zeigen? Die katholische Kirche hat sich auf den Weg gemacht. Sie muss sich ändern – und kann es auch. Sie bleibt die katholische Kirche, aber sie entdeckt das Katholische neu: raus aus den falschen Selbstverständlichkeiten, hinein in die Überzeugungsarbeit. Sie beginnt immer hier und jetzt, bei mir und bei uns. Aber sie zieht Kreise. Deshalb braucht es gute Organisation – mit Herz.
Dr. Thomas Söding ist Seniorprofessor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. 2004–2014 war er Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan. Er ist Berater der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2021 ist er Vizepräsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK).
Das Interview führte Christian Schnaubelt, Chefredakteur und Herausgeber von kath.de.
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