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Saudi-Arabien hält durch einen „politischen“ Ölpreis die Konkurrenten auf Abstand

Mitte der achtziger Jahre, zu Zeiten des kalten Krieges, fiel der Ölpreis auf einen Wert von unter 15 Dollar pro Barrel. Nach Michael Gorbatschow war dieser Verfall des Ölpreises, der die Deviseneinnahmen der UDSSR um ein Drittel verringerte, ein Grund für den Zerfall des Ostblocks. Der Verfall des Ölpreises wurde durch Ausweitung der Fördermenge Saudi Arabiens inklusiver falscher Abgaben der eigenen Reserven erzielt. Diese Aktion Saudi-Arabiens wurde in Zustimmung der USA betrieben und diente nicht in allen Punkten dem eigenen wirtschaftlichen Interesse es Landes.

Mitte der achtziger Jahre, zu Zeiten des kalten Krieges, fiel der Ölpreis auf einen Wert von unter 15 Dollar pro Barrel. Nach Michael Gorbatschow war dieser Verfall des Ölpreises, der die Deviseneinnahmen der UDSSR um ein Drittel verringerte, ein Grund für den Zerfall des Ostblocks. Der Verfall des Ölpreises wurde durch Ausweitung der Fördermenge Saudi Arabiens inklusiver falscher Abgaben der eigenen Reserven erzielt. Diese Aktion Saudi-Arabiens wurde in Zustimmung der USA betrieben und diente nicht in allen Punkten dem eigenen wirtschaftlichen Interesse es Landes.

Die Halbierung des Ölpreises

In den letzten beiden Jahren ist der Ölpreis extrem auf aktuell 35 Dollar gefallen. Gründe sind eine Ausweitung der Förderquote durch v.a. Fracking und zurückgehende Nachfrage infolge der Finanzkrise. Für viele Förderer liegt dieser Preis, den sie am Markt erzielen können, unter den Kosten der Förderung. Für Saudi-Arabien mit Förderkosten von

<p> dürfte er noch kostendeckend sein. Dennoch trifft dieser niedrige Preis Länder, für die die Ölförderung einen wichtigen Teil der Einnahmen darstellt, so auch Russland ähnlich stark wie Saudi-Arabien. Die Reaktion der OPEC ist erstaunt, denn die Fördermengen sollen nicht reduziert werden. Eine Erklärung für diese ungewöhnliche Maßnahme könnte sein, dass führende Produzenten wie Saudi-Arabien die neuen Konkurrenten, die wie die USA und in Kanada Ölsand verarbeiten, aus dem Markt drücken wollen. Die andere ist, dass der Ölpreis wieder v.a. von Saudi-Arabien als politisches Instrument benutzt wird</p> <h2>Rangliste der Ölproduzenten</h2> <p>Aktuell belegen die beiden </p> <p>

<p> Russland und Saudi-Arabien mit jeweils ca. 10 Millionen Barrel, (1 Barrel gleich 159 l) pro Tag. An dritter Stelle stehen die USA mit knapp 9 Millionen Barrel pro Tag. Die weiteren Ölproduzenten folgen mit einigem Abstand bei ca.4 Millionen Barrel pro Tag und weniger.</p> <h2>Ölpreis und Umsatz mit Öl</h2> <p>Zum Vergleich: 2014 betrug der Durchschnittspreis eines Barrels Öl der Sorte Brent $ 89 und in 2015 </p> <p>

<p>. Bei der Fördermenge von Saudi-Arabien würde das in 2014 einen Umsatz von $ 325 Mrd. und in 2015 von $ 197 Mrd. bedeuten. Bei einem Ölpreis von $ 30 pro Barrel entspräche es $ 110 Mrd. Für Russland wären die Werte ähnlich. Jenseits der Frag der Förderkosten, die man in Saudi-Arabien sehr niedrig bei $ 20 ansetzen kann, zeigen sich riesige Einbrüche in den Einnahmen.</p> <h2>Auch Saudi Arabien braucht einen höheren Ölpreis </h2> <p>Saudi Arabien hatte 2014 Ausfuhren von gefallen $ 342 Mrd., in 2013 von $ 376 Mrd. Einfuhren hatten 2014 einen Wert von </p> <p>

<p> 159 Mrd. und 2013 von $ 153 Mrd. Der Staatshaushalt hatte 2014 Einnahmen von </p> <p>

<p> 279 Mrd. und Ausgaben von geschätzten </p> <p>

<p> 293 Mrd. Damit hatte man 2014 erstmals seit 2009 ein Defizit und gab Staatsanleihen heraus. Die Staatsverschuldung liegt aber immer noch moderat bei knapp 2% des BIP. Für 2015 und vor allem für 2016 ist ein viel geringerer Handelsüberschuss oder ein Defizit zu erwarten. </p> <p> Saudi-Arabien hat mit 28 Millionen Einwohnern eine sehr junge Bevölkerung (Median 27 Jahre) mit einem sehr hohen Bevölkerungswachstum von 1,5%. Dies korreliert mit den hohen Staatsausgaben und sozialen Wohltaten bei einem geringen Anteil der freien Privatwirtschaft.</p> <h2>Der niedrige Ölpreis beeinträchtigt auch Saudi Arabien</h2> <p>Die gegenwärtigen Herausforderungen für Saudi-Arabien sind immens. Man befindet sich in einer Zwickmühle, denn verschiedene Trends laufen gegen Saudi-Arabien. Das extreme Bevölkerungswachstum und die bisher schon riesigen Staatsausgaben verlangen weiter hohe Einnahmen. Da diese immer noch zu 90% durch den Export von Öl und Gas stammen, bedeutet ein Ölpreis von $ 54 pro Barrel in 2015 und für 2016 ein noch niedrigerer, dass dieser bei weitem die Ausgaben nicht mehr deckt. $ 100 pro Barrel wären für Saudi Arabien nötig. Zurzeit gleicht Saudi Arabien dies durch die Entnahme aus den Rücklagen aus, die 2014 $ 732Mrd betrugen. Bei den o.g. Zahlen reicht dies aber nur für einige Jahre. Saudi-Arabien braucht also in Teilen ein neues Geschäftsmodell. Dies vor dem Hintergrund, dass gesellschaftliche Prozesse für mehr Demokratie Menschenrechte durch soziale Wohltaten ausgeglichen werden müssen, um das politische System zu stabilisieren.</p> <h2>Neues Geschäftsmodell für Saudi Arabien</h2> <p>Vergleicht man mit Staaten mit ähnlicher Abhängigkeit von Rohstoffen, so diversifizieren diese u.a. in den Bereichen Landwirtschaft (Brasilien, Russland), Waffenindustrie (Russland) oder Luftfahrt (Russland, Brasilien). Für neue Industrien ist bisher in Saudi-Arabien nicht viel unternommen worden. Manche Entwicklungen werden durch religiöse Gründe blockiert. Einen gewissen Erfolg haben die Luftfahrtindustrie mit der Entwicklung internationaler Hubs und dem Ausbau von Fluggesellschaften, sowie die Förderung des Tourismus. Auch Telekommunikation und Finanzdienstleistungen sind verstärkt worden. Diese Maßnahmen insgesamt werden nicht reichen, um die bisherigen sozialen Wohltaten und damit die gesellschaftliche Stabilität zu garantieren. </p> <p> Stabilisieren wird die Situation ein gewisses politisches Alleinstellungsmerkmal, das Saudi-Arabien für den Westen darstellt, also eine politische Rendite. Diese und der Preis dafür hängen aber von der Entwicklung der umgebenden Staaten ab und ob diese in Konkurrenz zu Saudi-Arabien treten. </p> <p> Wahrscheinlich deswegen treibt Saudi-Arabien im Moment eine expansive Politik, sei es militärisch im Jemen oder politisch werbend (King Abdullah Bin Abdulaziz International </p> <p>

<p> in Wien), durch die Finanzierung von Moscheen in Europa oder theologischer Export nach Indonesien oder Ägypten.</p> <p> Noch einmal zur These eines zumindest teilweise politischen Ölpreises: Auch wenn der niedrige Ölpreis Saudi-Arabien vor große Herausforderungen stellt, bringt er anderen Staaten und möglichen Konkurrenten größere Nachteile. Der niedrige Ölpreis tut nicht nur Russland „weh“ sondern v.a. dem Iran, der lange Zeit wegen der Sanktionen von dem hohen Ölpreis nicht profitieren konnte. Gerade der Iran bräuchte einen „guten Preis“, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen nachzuholen. Auch Staaten wie Ägypten, die mit dem neuerdings entdeckten weltweit </p> <p>

<p> in die Förderung einsteigen wollen, werden durch niedrige Preise geschwächt. So zynisch es klingt, aber der niedrige Ölpreis stützt Saudi-Arabien bei seinem Inselstatus als wohlhabender Staat in der arabischen Welt.</p>


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