Relief an der Erlöserkathedrale, Foto: explizit.net

Russische Orthodoxie kritisch gegen katholische Kirche

Die katholische Kirche stößt mit ihrem Dialogangebot bei der Orthodoxie auf Skepsis und sogar Ablehnung. Ob die orthodoxe Kirche oder die Regierung, die westliche Lebensart wird als Gefährdung der russischen Gesellschaft wie des Glaubens gesehen. Aus Sicht vieler orthodoxen Christen wie der Kirchenführer ist der Import westlicher Ideen die Hauptursache für die inneren Schwierigkeiten des Landes. Sie sehen eine strikte Abschottung als Lösung. Auch die katholische Kirche gilt als „angefressen“ von dem westlichen Liberalismus. Das Relief an der Erlöserkathedrale im Moskau stellt die innere Einheit von Kirche und Staat dar.

Die katholische Kirche stößt mit ihrem Dialogangebot bei der Orthodoxie auf Skepsis und sogar Ablehnung. Ob die orthodoxe Kirche oder die Regierung, die westliche Lebensart wird als Gefährdung der russischen Gesellschaft wie des Glaubens gesehen. Aus Sicht vieler orthodoxen Christen wie der Kirchenführer ist der Import westlicher Ideen die Hauptursache für die inneren Schwierigkeiten des Landes. Sie sehen eine strikte Abschottung als Lösung. Auch die katholische Kirche gilt als „angefressen“ von dem westlichen Liberalismus. Das Relief an der Erlöserkathedrale im Moskau stellt die innere Einheit von Kirche und Staat dar.

Wenn die Russen die katholische Kirche in den Blick nehmen, dann konzentrieren sie sich auf Westeuropa und die USA. Lateinamerika, die Kirche in Asien oder Afrika haben sie nicht im Blick. Diese Kirche scheint ihnen zu nahe an den Protestantismus gerückt zu sein. Als zerstörerisch empfundene sexuelle Praktiken, die Infragestellung der Familie durch die Gleichstellung der Homosexualität wie auch die Konsumorientierung der westlichen Kultur werden zumindest skeptisch gesehen.

Die Kirchentrennung ging von Rom aus

Die russische Kirche mit ihrem Moskauer Patriarchen sieht sich als Nachfolger der byzantinischen Kirche. Jahrhunderte lang gab es ein Einverständnis zwischen dem Kiewer, dann dem Moskauer Fürsten und der kirchlichen Autorität ein eingeübtes Zusammenspiel. Der Metropolit wechselte 1326 von der Ukraine nach Moskau als dem aufstrebenden Zentrum, das nach dem Ende der Mongolenherrschaft die politische Initiative ergriffen hatte. Dieses Zusammenspiel von staatlicher und kirchlicher Spitze wurde nur durch das siebzigjährige kommunistische Intermezzo unterbrochen. 1589 nahm der Moskauer Metropolit den Patriarchentitel an. Es entspricht der orthodoxen Konzeption, dass der Staat dann gedeihen kann, wenn zwischen staatlicher und kirchlicher Autorität ein Gleichgewicht besteht. Die katholische Kirche passt nicht in diese Vorstellung vom Verhältnis Kirchenoberhaupt und weltliche Herrschaft, wenn auch im Abendland die Verbindung von Krone und Altar als stabilisierend für beide Seiten wirkte. Da sich die katholische Kirche selbst eine Art Staatlichkeit entwickelte, geriet sie bei Streitigkeiten um süditalienische Bistümer sowohl mit dem byzantinischen Kaiser wie dem Patriarchen in Konflikt. Diesen Konflikt löste Rom autoritär, indem es den Patriarchen von Konstantinopel 1054 exkommunizierte, was dieser mit der Exkommunikation des Papstes beantwortete und somit die tausendjährige Kirchengemeinschaft auch seitens des Ostens beendete. Diese Trennung hat sich tief in das Gedächtnis der Orthodoxie eingegraben. Er wurde erheblich verstärkt, als die Teilnehmer des vierten Kreuzzuges 1204 Byzanz plünderten. Dies kann die Reaktion in Georgien auf den Papstbesuch erklären. Rom wurde unterstellt, andere Kirchen unterwerfen zu wollen.

Die unierten Kirchen

Die Spannungen zwischen katholisch und russisch-orthodox haben einen weiteren geschichtlichen Hintergrund. Es sind Diözesen, die zum Moskauer Patriarchat gehörten, 1593 Mitglieder der römischen Kirche geworden, unter Beibehaltung der orthodoxen Liturgie. Das war möglich, als Polen und Litauen die heutige Ukraine unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Nach dem Ende des Kommunismus befürchteten die Kirchenführer des Russischen Patriarchates, dass mit der damaligen stärkeren Orientierung nach Westen orthodoxe Christen sich der katholischen Kirche anschließen würden. Jedoch ist nicht zu beobachten, dass westlich orientierte Mitglieder der orthodoxen Kirche zur katholischen Kirche übertreten. Die meisten der in Russland eingesetzten katholischen Priester sind keine gebürtigen Russen. Die polnischen Priester, die den größeren Teil der in Russland eingesetzten Priester bilden, sind eher missionarisch orientiert als die Priester aus anderen Ländern. Allerdings stellt die Einrichtung diözesaner Strukturen in Russland durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1991 das Prinzip der Orthodoxie infrage. Dies besagt, dass es für jedes Land nur eine Kirche mit einem Oberhaupt geben soll. 2002 erhob der gleiche Papst die vorläufigen Strukturen zu ordentlichen Bischofssitzen. In Russland gibt es, anders als in der Ukraine, nur eine orthodoxe Kirche. Neben wenigen katholischen Pfarreien gibt es eine wachsende Gemeinde von Baptisten, die in kommunistischer Zeit heftig verfolgt wurden.

Der Papst ist nicht willkommen

War es noch emotional erklärbar, dass ein polnischer Papst seinen Fuß nicht in die Kathedrale des russischen Patriarchen setzen würde, so sind auch seinem deutschen und inzwischen argentinischen Nachfolger die Türen verschlossen. Das orthodoxe Konzil, das nach mehr als 1000 Jahren erstmalig wieder im Juni 2016 auf Kreta stattfand, erhielt nicht zuletzt deshalb Absagen von 4 Kirchen, weil die Anerkennung der römischen Kirche als gleichwertiger Partner in den Unterlagen vorbereitet war. Diese Anerkennung wurde dann während des Konzils soweit abgeschwächt, dass die griechische Kirche ihre Teilnahme nicht auch noch zurückzog.

Hinzu kommt eine weitere Prämisse: Seit Paul VI. unterstützt Rom entschieden den Patriarchen von Konstantinopel, Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. Da dieser Patriarch in der Tradition der erste in der Orthodoxie ist, jedoch auf einen kleinen Häuserblock in Istanbul, den Phanar zurückgedrängt ist, strebt Moskau nach dieser Funktion, nämlich das erste Patriarchat zu sein. Von den etwa 350 Millionen Orthodoxen gehören etwa 150 Millionen zum Moskauer Patriarchat.

Perspektiven für einen Dialog

Die Ökumeniker können von der russischen Kirche nicht erwarten, dass diese sich auf einen westlich bestimmten Dialog einlässt. Weiter muss man im Westen sehen, dass weder ein Patriarch noch ein Metropolit einfach im ökumenischen Dialog vorangehen kann. In der Reaktion des Georgischen Patriarchen auf die Proteste anlässlich des Papstbesuches klang an, dass ein Patriarch wie auch ein Bischof von einer Synode zum Häretiker erklärt und abgesetzt werden können. Er verliert dann nicht nur sein Bistum bzw. Patriarchat, sondern auch seine bischöfliche Würde. Der Moskauer Patriarch Kyrill hatte als Außenbeauftragter der russischen Kirche intensive Kontakte zum Vatikan gepflegt, ihm scheinen die Hände gebunden. Im Unterschied zu ihm sind Papst wie auch Bischöfe in der katholischen Kirche mit viel mehr Autorität ausgestattet. Die Tür zum Dialog ist im Moment nur einen Spalt offen. Katholische Einrichtungen finden nur schwer Gesprächspartner in der Orthodoxie. Mit diesen Gesprächsbereiten müssten erst einmal die Belastungen aus der Geschichte aufgearbeitet und wohl noch mehr das Misstrauen abgebaut werden.

Eckhard Bieger nach Gesprächen in Moskau



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