Foto: Christian Schnaubelt

Online first – Innovationen kirchlicher Medienarbeit

(explizit.net) Neuer Aufbau von Homepages, mobiles Internet auf dem Smartphone, Speicherung in der Cloud, Renaissance des Newsletters - das sind einige der vielen Themen, die kirchliche Internetworker im Web derzeit umtreiben. Bei der Tagung „Kirche im Web“ in Münster zeigte sich am 23./24. März beim Austausch in 14 Arbeitsgruppen und in Plenumsphasen wieviel Knowhow bei den Internetworkern beider Kirchen vorhanden ist. Hier nur einige Schlaglichter von #kiw17.

Homepages – vom Fokus auf den Institutionen hin zu den Themen

Mehrere Diözesen, Landeskirchen sowie kirchliche Einrichtungen und Hilfswerke strukturieren ihren Internetauftritt derzeit neu. Das nächstliegende Motiv ist die Responsivität, d.h. die lesefreundliche Darstellung auf einem Smartphone und Tablet. Zudem soll die Websites nur durch mehr Fotos und Videos bessere Anmutungsqualitäten aufweisen. Die bisherigen Designs, die sich eher an einem Aktenschrank orientierten, dienten eher dazu, die Institution im Netz abzubilden. Denn die meisten Homepages sind bisher meist noch entsprechend dem Organisationsmodells der Institution aufgebaut. Geht man aber stattdessen von den Adressaten aus, für die der Internetauftritt gedacht ist, muss sich dieser zukünftig primär an der Themensuche und den Wünschen der Nutzer orientieren. Wer z.B. etwas über die Firmung erfahren will, muss meist über den Oberbegriff Seelsorge auf Sakramente kommen und kann dann erst Firmung anklicken. Bei der neuen Gestaltung von Websites verzichtet man teilweise auf die meist links oder im Header platzierte Navigation und vertraut eher auf Oberbegriffe und die intuitiven Fähigkeiten der Nutzer. Zumal die meisten Nutzer über eine Suchmaschine direkt auf die gesuchte Seite gelangen und dabei die Navigation überspringen. Damit die Eingangsseite einer Website nicht unübersichtlich wird, sollte der Nutzer nicht mit mehr als sieben Themen / Rubriken konfrontiert werden.

Mehr Mut und die Bereitschaft neue Kommunikationswege auszuprobieren

Was im letzten Jahr noch diskutiert wurde, scheint jetzt beantwortet: Es braucht weiterhin die Homepage - als Anker und als feste Anlaufstelle. In dem immer schneller werdenden Umfeld der Social Media, wo zu Facebook, Twitter und YouTube nun WhatsApp und Instagram hinzugekommen sind, braucht es einen leicht auffindbaren Ort. Das wird wahrscheinlich durch die nächsten Innovationen bei der Sprachsteuerung noch wichtiger. Wenn die Nutzer dem Internet einfach Fragen stellen können, werden Homepages und Social Media die Antwort liefern. In der letzten Zeit zeigt sich, dass viele ältere Nutzer “silver surfer“ ihre Vorbehalte gegenüber sozialen Netzwerke abgelegt haben und nun auch bereits sein, sich z.B. bei Facebook zu registrieren. Dafür ist die Anzahl der jüngeren aktiven Nutzer, die auf andere „jüngere“ Dienste ausweichen, zurückgegangen. Aus Sicht kirchlicher Institutionen bleibt die Homepage das wichtigste Kommunikationsmedium, aber die Bedeutung von Social Media – nach wie vor besonders Facebook – ist weiter gestiegen und fester Bestandteil der Kommunikation. Die rund 90 Teilnehmenden von #kiw17 wünschen sich dabei aber „mehr Mut“ und „die Bereitschaft neue Kommunikationswege auszuprobieren“.

Gute Fotos und Videos sind ein „must have“

Immer noch ungebrochen ist die Bedeutung einer guten Visualisierung im Internet. Auf den Websites "geht nichts mehr ohne gute Fotos, Video oder andere grafische Gestaltungsmittel“. Wegen der Beschleunigung der Internetversorgung können digitale Inhalte in höherer Auflösung konsumiert werden. Während manche Social-Media-Plattformen weiterhin die Auflösung automatisch reduzieren, wachsen die Qualitätsanforderungen an Fotos und Videos auf Homepages. Dazu trägt auch bei, dass der Anteil hochwertiger Monitore und Fernsehgeräte mit 4K-Auflösung und beim Mac sogar 5K-Auflösung weiter ansteigen wird. 
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Die Bedeutung von Bewegtbild nimmt nach wie vor weiter zu. Die Technik ist da schon lange keine Bremse mehr. Bereits mit Smartphone lassen sich qualitativ gut und schnell Videos produzieren. Inzwischen hat sich über YouTube eine größere Zahl von qualifizierten „Machern“ gebildet. Franzi von Kempis betreibt als Chefredakteurin den YouTube-Kanal MESH Collective mit Bildungsinhalten, für die sie Videomacher beauftragt, die auf YouTube erfolgreich sind. Das wäre auch ein denkbares Modell für spirituelle und theologische Inhalte. Dafür sollte das Modell von MESH auch in didaktischer Hinsicht als Vorbild gesehen werden. Der thematische Aufbau folgt dabei nicht einem systematischen Prinzip, wie etwa dem Lehrplan für den Religionsunterricht, sondern orientiert sich an den Fragen und Interessen der jeweiligen Zielgruppe.

„Totgesagt leben länger“ – die Renaissance des Newsletters

In den letzten zwei Jahren haben Online-Newsletter eine „Wiedergeburt“ erfahren. In ihrer Bedeutung für den Kommunikationsmix werden sie oft (noch) unterschätzt. Aber die US-Unternehmensberatung McKinsey hat herausgefunden, dass „Online-Newsletter bei der Kundengewinnung 40 Mal effektiver als Facebook und Twitter zusammen sind“. Wie das kath. Hilfswerk missio Aachen bei der Tagung Kirche im Web 2017 zeigte, lassen sich durch Online-Newsletter (neue) Zielgruppen erreichen und zum Mitmachen aktivieren. Dabei sind drei Faktoren bedeutend:

- Die responsive Gestaltung der Newsletter, 
- die Verknüpfung mit den Social Media
- und vor allem der passgenaue Zuschnitt der Newsletter-Inhalte an die thematisch orientierten Zielgruppen. 
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Von der Idee „ein Newsletter für alle Zielgruppen“ sollte man sich schnell verabschieden. Die Individualisierung der Newsletter schreitet voran, nicht nur bei der individualisierten Anrede oder Betreffzeile, auch beim Zuschnitt der Inhalte an die Mediengewohnheiten der Zielgruppen und die Conversion zu anderen Medien (z.B. Website). 
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Hintergrund der Renaissance des Newsletters ist die Tatsache, dass in der immer weiter ansteigenden Flut an Websites und Apps der User nicht mehr die Ressourcen zur Suche auf den Pull-Medien hat oder investieren will. Stattdessen möchte er die News – wenn er sich nicht schon über soziale Netzwerke erhalten hat – als Push-Nachricht zugesendet bekommen.
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Zwar gibt es bei derzeit rund 27 relevanten E-Mail-Clients ein paar technische Hürden bei der Gestaltung von Newslettern zu beachten, doch mit Hilfe von Dienstleistern (wie die Marktführer CleverReach oder MailChimp) lassen sich diese meistern. Auch die Einbindung des (kirchlichen) Datenschutzes lässt sich lösen, wenn der E-Mail-Server bestenfalls in Deutschland oder wenn nicht zumindest in der EU liegt.

Christian Schnaubelt            Eckhard Bieger S.J.    
 Ressortleiter Medien 

Kirche im Web Tagung 2018:  15.+16. März in Stuttgart


Kategorie: Medien

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