In den sechziger Jahren konnte ein Prälat noch von der österreichischen Kirche sagen, sie sei der größte Verband von Atheisten. Damals musste man dazu gehören, um bestimmte Posten im Staat und in Deutschland z.B. bei C&A zu bekommen. Diese Leute können für die Einschätzung des Kardinals nicht mehr maßgebend sein, da sie sicher keine Kirchensteuer mehr bezahlen.
Zu starke Anpassung an den Zeitgeist
Nicht nur Kardinal Müller, sondern auch andere Kirchenführer sehen die Kirche wohl in moralischen Fragen auf Abwegen, so explizit in der Akzeptanz der Homosexualität, in der mangelnden ehelichen Treue, überhaupt in praktizierter Sexualität außerhalb der Ehe. In der Frage der Abtreibung dürfte das Urteil allerdings nicht zutreffen. Dies wird von den Katholiken auch nicht als sexuelles Delikt gesehen, sondern als Tötung. Das zur Mitgliedschaft von Menschen, die nicht an Gott glauben. Deshalb müsste die Argumentation des Kardinals auf den Glaubensverlust unter den Gläubigen zielen. Aber an wen richtet sich dann die als Vorwurf verstandene Beobachtung, dass der Atheismus Einzug in die Kirche gehalten habe. Doch zuerst an ihn selber.
Die Bischöfe sind zuerst verantwortlich
Die katholische Kirche versteht sich als eine Bischofskirche. So wie in einem Unternehmen die Geschäftsführung über Personal, die Unternehmensziele, die Auswahl und den Einsatz des Personals wie über die Finanzen bestimmt, sind in der Katholischen Kirche erst einmal die Bischöfe diejenigen, die alle Möglichkeiten haben, einer unguten Entwicklung gegenzusteuern. Sicher können sich der Klerus wie auch die Ordensleute angesprochen fühlen, da sie Verantwortung für Teilbereiche der Kirche übernommen haben. Aber zuerst kann der Kardinal ja nur seine Amtsbrüder gemeint haben. Sie müssen sich doch fragen, was sie gegen das Abgleiten ihrer Kirche in den Atheismus getan haben. Die Bischöfe als Nachfolgern der Apostel ist zuerst das Evangelium anvertraut hat. Sie wie die Apostel sich damals Mitarbeiter gesucht, in den Gemeinden ein Presbyterium eingesetzt haben und als Episkopoi, also als Weitblickende Abweichungen vom Glauben entgegengetreten sind. Sie waren auch Motor der Glaubensverkündigung. So wie Paulus die von ihm gegründeten Gemeinden besuchte, machen es die Bischöfe heute auch noch. Da in der Betreuung der Gemeinden kein großes Manko zu erkennen ist, muss der Grund für die Beobachtung des Kardinals Man anderswo gesucht werden. Offensichtlich hat das Christentum in dem gut geordneten Römischen Reich nicht wegen seiner Organisationsstruktur überzeugt. Dies gilt wohl eher für den Islam, der sich ja nicht zuletzt deshalb ausbreiten konnte, weil das Byzantinische Reich immer schwächer geworden war und die Christen durch Lehrstreitigkeiten nicht mehr überzeugend wirkten In den ersten Jahrhunderten war es die Ausstrahlung, die Kraft zu motivieren und die Botschaft von der Auferstehung Jesu, die zu der Organisationsstruktur hinzugekommen sind. Es muss auch heute etwas Besonderes hinzukommen, das, was Jesus und die von ihm ausgewählten Sendboten hatten: Sie haben Menschen in die Nähe zu Gott geführt. Haben die Bischöfe das in den letzten Jahrzehnten gemacht oder haben sie die Kirche die Energien in den Umbau der Organisation gelenkt? Wie Papst Benedikt und Papst Franziskus es sagen: Es geht um die Rolle, die das Geld in der deutschen Kirche spielt.
Geld vergrößert den Verwaltungsaufwand
Deutschland ist wohl neben Österreich und dem Elsass das einzige Land, in dem das Geld von der bischöflichen Verwaltung kommt. Daher sind in keinem Land die Verwaltungen so ausgebaut. Während in der Schweiz die Kirchensteuer an die einzelne Gemeinde fließt, haben die Bistümer in Deutschland diese ursprüngliche Finanzierungsweise, dass eben die Gemeinden sich selbst um die Finanzierung kümmern, an sich gezogen. Während die Leitungen und Gremien in der Gemeinde noch wissen, woher das Geld kommt, hat sich das Grundgefühl in den bischöflichen Verwaltungen ins Gegenteil gedreht. Kaum jemand dort sieht sich als Treuhänder des Geldes, sondern als derjenige, der es geben kann. Den Bischöfen ist es nicht gelungen, ihren Verwaltungen den Servicegedanken zu vermitteln, vielmehr fühlen diese sich in der Position derjenigen, die das Sagen haben. Wie jede Verwaltung arbeitet auch die eines Bischofs an der Perfektionierung ihrer Abläufe. Dann braucht es für eine Honorarzahlung inzwischen so vieler Kriterien, dass einer, der eigentlich Menschen gewinnen sollte, an der dritten Version der Abrechnung bereits 72 Minuten verwenden musste. Das ist ein konkrete Beobachtung. So schleicht sich der Atheismus ein und setzt sich, je höher die Kirchensteuer ausfällt, immer mehr fest. Religion wird so zum Verwaltungsakt. Es kommt der Behörde des Bischofs immer mehr darauf an, den bürokratischen Ablauf zu sichern. Dazu das aktuelle ein Beispiel.
Prävention gegen Missbrauch
Wer in einem Bistum eingesetzt wird, muss ein erweitertes Führungszeugnis einholen. Dann wird er zur Teilnahme an einem Schulungstag verpflichtet. Das kann man, ob man Kirchensteuer bezahlt oder nicht, nur begrüßen. Aber warum hat dann die Veröffentlichung der Missbrauchszahlen im September 2018 einen solch desaströsen Eindruck gemacht? Eigentlich hat die katholische Kirche doch mehr gemacht als der Deutsche Turnerbund oder andere Institutionen, die sich um Kinder kümmern.
Einmal zeigen die Zahlen, die ja aus den Personalakten abgelesen wurden, dass Kardinal Müller und seine Kollegen sehr wohl Bescheid wussten und doch nicht getan haben. Dann haben sie den Umgang mit Missbrauch zu einem Verwaltungsakt gemacht, der von einer Sachbearbeiterin abgewickelt werden kann. Anders als von einem Sportverband erwarten nicht nur ihre Mitglieder, dass es eine Perspektive gibt, wie die katholische Kirche mit den Tätern umgeht. In den Unterlagen, die die Verwaltung zuschickt, steht nichts, was die Kirche anbietet, wenn sich herausstellt, dass der zum Schulungstag Eingeladene diese sexuelle Orientierung hat. Mit ihrem vielen Geld kann die Katholische Kirche nur "Verwaltung produzieren". Wie die Verwaltung die Priesterrolle umfunktioniert hat, sei als weiteres Indiz für die "Atheisierung" aufgezeigt.
Der Priestermangel macht aus Seelsorgern Administratoren
Die Entmächtigung der zentralen religiösen Rolle für das innere Leben der Kirche folgt aus dem gleichen Ansatz, Religion muss vor allem verwaltungsmäßig gesichert werden. Man baut immer größere Verwaltungseinheiten um immer weniger Priester. Diese sind damit für mehr Personal zuständig sowie für immer mehr Geld. Hat ein Bischof für seine administrative Verantwortung einen Generalvikar und wird das für das Erzbistum m München demnächst kein Priester mehr sein, wird der leitende Pfarrer mit immer mehr administrativen Aufgaben zugedeckt. Das kann man als eine perfekt ausgedachte Strategie eines Unterteufels sehen, der unter den Augen des Bischofs frei schalten und walten kann. So wie der Europagedanke durch eine wuchernde Bürokratie immer mehr erstickt wurde, so die Idee, dass die Beziehung zu Gott im Gebet und in Feiern ihren Ausdruck findet. Das steht zwar in allen Leitlinien, wird aber faktisch ausgehebelt. Oder haben die bischöflichen Verwaltungen die immer größeren Geldzuflüsse aus der Kirchensteuer genutzt, um so etwas wie Glaube, Hoffnung und Liebe zu stärken? Diese schleichende Bürokratisierung wird nicht böswillig vorangetrieben, sondern von sehr gutwilligen und freundlichen Menschen, die anders als in kommunistischen Bürokratien nicht damit beschäftigt sind, möglichst viel Geld auf die Seite zu schaffen. Offensichtlich ist die Strategie des Teufels noch intelligenter. Er benutzt die Ehrlichkeit und das Pflichtbewusstsein der in der bischöflichen Verwaltung Tätigen, um den Atheismus in der katholischen Kirche weiter voran zu treiben. Dass dem früheren Bischof von Regensburg und dann obersten Glaubenswächter der katholischen Kirche nicht aufgefallen ist, überrascht. Er hätte es von seinen Pfarrern schon damals erfahren können.
Verwaltung geht auch ohne Gott
Atheismus heißt erst einmal "Ohne Gott". Ob der Atheist dann auch offensiv die Existenz Gottes leugnet, ist eine andere Variante. Eine dritte wird aus dem Vorwurf, "Atheist" zu sein, deutlich, den auch Kardinal Müller erhebt. Atheisten wird meist vorgeworfen, sie würden die Geltung moralischer Normen abstreiten, so im Falle des Frankfurter Hochschulrektors. Wenn die Segnung homosexueller Partnerschaften in Erwägung gezogen werde, widerspreche das der Lehre der Kirche und wird deshalb von Kardinal Müller dem um sich greifenden Atheismus in der Katholischen Kirche zugrechnet. Damit wandert die Frage in das Feld der Theologie, denn der Bibelwissenschaftler Prof. Wucherpfennig will prüfen, ob die entsprechenden biblischen Stellen so zu verstehen sind. Damit sind wir bei der wissenschaftlichen Theologie, die der Kardinal als Professor selbst betrieben hat. Hat der Teufel auch diese Bastion "angefressen?" Dass auf den Lehrstühlen keine Gottesleugner sitzen, dafür sorgen die Bischöfe und die früher von Müller geleitete Glaubenskongregation. Um dem Atheismus Einlass in die die wissenschaftliche Theologie zu verschaffen, bedarf einer eigenen Analyse. Ein zentrales Kriterium sei genannt: ist die Theologie Gebets-produktiv? Dazu folgt ein weiterer Beitrag, ebenso über den Religionsunterricht.
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