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Gegen das Theoriedefizit katholischer Medienarbeit

Wolfgang Beck legt eine gründliche Bestandsaufnahme zum Verhältnis der Katholischen Kirche zu einer durch Medien geprägten Gesellschaft vor. Er schreibt nicht aus dem Blickwinkel eines Kirchenmannes, sondern aus der inzwischen digitalen Medienlandschaft.

So findet man keine Anklänge an das übliche katholische Lamento, wie übel die Medien der katholischen Kirche mitspielen. Es ist die fehlende theologische Auseinandersetzung, die er einfordert. Versteht man eine Kirche als Kommunikationsunternehmen, dann muss sie sich in der jeweiligen medialen Kultur bewähren.

Niemand, der innerhalb der Katholischen Kirche Verantwortung für die Medien- und Pressearbeit übernommen hat, kann sich von der Lektüre dieser breit gefächerten Studie dispensieren. Zu ramponiert ist das Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland. Das weitgehende Fehlen einer Medienstrategie im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch, beim Finanzgebaren von Entscheidungsträgern, bei Streitigkeiten in der Bischofskonferenz haben Fehlleistungen zu Medienereignissen gemacht, so dass der Katalog kirchlichen Versagens immer weiter fortgeschrieben wird.

Beck fragt auch nach der theologische Reflexion, die noch immer ihre Kommunikationsräume allein mit Büchern und gedruckten Fachzeitschriften absteckt, obwohl bereits die älteren Jahrgänge in der digitalen Welt angekommen sind. In dieser Welt bestimmen nicht mehr nur wenige Journalisten oder Schriftleiter, was es zu Lesen gibt. Gemeindebildung erfolgt anders, Glaubensüberzeugungen entwickeln sich nicht mehr allein in Religionsunterricht und Katechese, sondern zunehmend in den Social Media. Was immer schon Aufgabe der Theologie war, wird in der Vervielfältigung der Kommunikation noch dringender, nämlich die Vielfalt der Zugänge und der religiösen Erfahrungen zu verbinden und dem Gemeinsamen einen sprachlichen Ausdruck zu geben. Ein sozial-gesellschaftlicher Aspekt kommt hinzu. Obwohl die Social Media jedem die Chance zu geben, verstärken sie die Ausschließungstendenzen. Denn wer medial nicht dazu gehört wird auch sozial an den Rand gedrängt.

Man kann das Buch auch nach Themen lesen. Die Kapitel sind in sich abgeschlossen. Anders als in einem Lexikon sind zu jedem Themenfeld umfängliche Literaturhinweise zu finden. Das Literaturverzeichnis umfasst 550 Nummern. Diese in Verbindung mit dem Autorenregister gibt Studierenden wie Referenten und Dozenten einen einfachen Einstieg in jedes Feld kirchlicher Medienarbeit, ob es um die Basisdokumente geht, die nach dem Konzil entstanden sind, um Print, Radio, Film und Fernsehen, ob der Umstieg in die digitale Kultur, Verkündigung und Gemeindeaufbau. Hier die 6 Themenfelder:

  1. Die Medienlandschaft, die Digital Natives, kirchliche Medien, Medienpädagogik und Medienethik
  2. Verkündigung nicht ohne Medien
  3. Das kirchliche Medienverständnis, dessen Entwicklung das Konzil angestoßen hat, Zeitungen, Engagement für den Film, Kinder- und Jugendbuchpreis
  4. Die neuen Formate der Social Media, die Weiterentwicklung des Internets, Fake News, Big Data
  5. Überblick über die Facetten der Medienwirkung, Beschleunigung, Partizipation, Einfluss auf Gemeinschaftsforen
  6. Auf der Basis eines Resümees werden Perspektiven aufgezeigt. Das eröffnet neue Räume für die Theologie wie für Verkündigung und Gemeindeaufbau. 

Wird das Buch gelesen, wird es eine breite Beschäftigung mit Medienfragen auslösen und mittelbar dazu führen, dass die Medienschaffenden sich beweglicher mit dem Zeitgeist herumschlagen. Dass die Verantwortlichen aus den für die Kirche desaströsen Kommunikationsniederlagen lernen, bleibt oberstes Desiderat. Beck weist dazu kluge Wege auf. 


Kategorie: Medien

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