Von der Klostergründung zum geistlichen Fürstentum
Ellwangen spiegelt die Kirchengeschichte spiegelt das Auf und Ab der Kirchengeschichte. Eine Klostergründung durch zwei burgundische Bischöfe im Jahr 764 fällt noch in die Zeit, als das Frankenreich noch nicht in Ost und West geteilt war. Das erste Benediktinerkloster wurde wahrscheinlich von Mönchen aus Dijon gebaut. Es wurde wie Lorch, die Reichenau oder Fulda zu einem Reichkloster und damit unabhängig von einem Herzog oder Grafen. Schenkungen erweiterten Besitz des Klosters, so dass der Abt ab 1215 Reichfürst und damit Landesherr war. Im 14. Jahrhundert kam es durch die sog. „Kleine Eiszeit“ zu Missernten, die Pest konnte die geschwächte Bevölkerung dezimieren, es kam zu Unruhen. Infolgedessen gab es kaum Ordensnachwuchs, der Niedergang der Benediktinerabtei war nicht aufzuhalten. Wegen der großen Besitztümer war Ellwangen weiterhin attraktiv. Die Abtei wurde in ein Stift für Adelige umgewidmet, eine übliche Praxis, nachgeborene Söhne zu versorgen. Der Propst dieses Stiftes wurde Landesherr, so dass Ellwangen bis zur Säkularisierung 1802 eine katholische Insel blieb.
Katholisches Zentrum im evangelischen Württemberg
Wie andere geistliche Fürstentümer, also Gebiete, für die ein Abt, Propst oder Bischof Landesherr war, fiel auch Ellwangen an ein weltliches Fürstentum, nämlich an Württemberg. Neben dem Ellwanger Gebiet kamen südlich der Donau weitere kirchliche und weltliche Fürstentümer sowie vormals freie Reichsstädte zum Herzogtum Württemberg und wurden bis 1806 als Neuwürttemberg getrennt verwaltet. Der Sitz der Regierung war Ellwangen, das wie Altwürttemberg Herzog Friedrich I. unterstand.
In dieser Zeit wurde auch eine kirchliche Verwaltung für die Katholiken aufgebaut. Es gab erst 1828 einen Bischof für die neugegründete Diözese, die auf Württemberg zugeschnitten war. Der bis dahin mit kirchlichen Vollmachten ausgestattete Generalvikar hatte ab 1812 seinen Sitz in Ellwangen, dort gab es eine theologische Fakultät und ein Ausbildungshaus für Priester. Die Fakultät wurde bereits 1817 Teil der Tübinger Universität, Rottenburg ab 1821 Sitz des neuen württembergischen Bistums. Anders als im benachbarten Baden und in Preußen genossen die Katholiken unter dem König von Württemberg weitgehend Freiheit und wurden nicht mit dem „Kulturkampf“ überzogen.
Jesuitenkirche und Schule
Bereits 1611 gab es in Ellwangen eine kleine Jesuitenniederlassung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann 1658 ein regulärer Schulbetrieb. Das ehemalige Kollegsgebäude schließt sich direkt an die Kirche an. Es bestand noch nach Aufhebung des Ordens bis 1802 weiter. Bekanntester Jesuit dieser Zeit ist Philipp Jeningen, 1642 – 1704, der sich um die umliegenden Dörfer kümmerte und dem bis heute ein Gedächtnis bewahrt wird. Da die mittelalterliche Kirche in schlechtem Zustand war und man nach der Reformation neu anfangen wollte, wurde innerhalb von 5 Jahren eine barocke Kirche gebaut, die 1729 eingeweiht wurde. Da die barocke Neubau direkt man die romanische Kirche angrenzt, kann man durch ein Tür von einer in die andere wechseln. Jedoch war diese Tür lange zugemauert, heute geht man problemlos zum konfessionellen Nachbarn. Da der Orden 55 Jahre später aufgehoben wurde, verfiel die Kirche verfiel und wurde zeitweise von Soldaten genutzt. Der barocke Hauptaltar sowie die Seitenaltäre sind herausgenommen, nur die Deckenfresken lassen das barocke Flair noch aufscheinen. Seit 1806 wird sie als evangelische Stadtkirche genutzt. Auch die Katholiken feiern in einem barocken Innenraum, denn ihre mittelalterliche Kirche wurde bereits im 17. Jahrhundert barockisiert. Große Figuren der Apostel schauen von den Säulen auf die Beter hinab. Eine weitere Anpassung an den Zeitgeschmack erfolgt ein den Jahre 1737 – 41.
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