Foto: dpa / picture-alliance

„Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“

(explizit.net / hinsehen.net)oder wie die Fotografie die Medien veränderte

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In dieser Woche findet in Köln die Photokina, die größte Messe rund um das Thema Fotografie, statt. Dabei werden auch zwei besonderes Jubiläum gefeiert: 175 Jahre Fotografie und 100 Jahre Produktion fotografischer Produkte in Deutschland. Grund genug, um einmal die Geschichte und die Bedeutung der Fotografie für die Medien „in den Fokus zu nehmen“.

(explizit.net / hinsehen.net)oder wie die Fotografie die Medien veränderte

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In dieser Woche findet in Köln die Photokina, die größte Messe rund um das Thema Fotografie, statt. Dabei werden auch zwei besonderes Jubiläum gefeiert: 175 Jahre Fotografie und 100 Jahre Produktion fotografischer Produkte in Deutschland. Grund genug, um einmal die Geschichte und die Bedeutung der Fotografie für die Medien „in den Fokus zu nehmen“.

Von der Analog- zur Digitalfotografie

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Der erste Meilenstein der Fotografie wurde von Louis Daguerre 1839 gelegt, als am 19. August die nach ihm benannte Daguerreotypie von der französischen Regierung aufgekauft und der Öffent-lichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Firma Kodak erfand 1888 den Rollfilm und führte Boxenka-meras ein. Damals war jedes Bild ein Unikat. Dies änderte William Henry Fox Talbot im Jahre 1840 durch die Erfindung des ersten Negativ-Entwicklungsverfahrens (Kalotypie / Talbotypie). Der Klein-bild-Film (24 x 36 mm) wurde dann 1914 durch Oskar Barnack bei Leitz (Leica) in Wetzlar erfunden und legte den Grundstein für die Produktion von fotografischen Produkten in Deutschland. 1924 folgte dann die erste Kleinbildkamera „made in Germany“. Kleinbildkameras revolutionierten die Pressefotografie. Der Farbfilm wurde 1935 / 36 durch die Firmen Kodak und Agfa entwickelt und 1947 stellte Edwin Herbert Land das Polaroid-Sofortbild vor.

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Den Schritt zur Digitalfotografie setzte Steve Sasson von Kodak in Gange, welches eine erste (s/w)-Digitalkamera entwickelte. 1981 stellte Sony die erste digitale Still-Video-Kamera vor, die auf Dis-ketten speicherte. Später legen Canon und Nikon nach. Eine volldigitalisierte Spiegelreflex-kamera kommt 1991 durch Kodak auf dem Markt und erst 1999 schafft die Digitalfotografie durch Nikon den Sprung in die professionelle Fotografie. Das Format der digitalen Sensoren ist allerdings mit 1/ 2,3-Zoll deutlich kleiner als bei analogen Filmen. Nur die späteren professionellen Vollformatkameras haben ebenfalls eine Sensorgröße von 24 x 36 mm. 2008 beginnt dann Panasonic mit der Vorstel-lung einer spiegellosen Systemkamera einen neuen Trend und im gleichen Jahr führen Canon und Nikon die ersten Kameras vor, die auch Bewegtbilder erstellen können. Daraus entstand die Cine-photography, die maßgeblich die Produktion von Filmen und später die Nachrichtenproduktion veränderte. Bewegtbilder sind nun quasi von jedem Ort der Welt, fast zeitgleich, möglich. Derzeit wird an dem Ausbau dreidimensionaler Filme ebenso wie an der Vergrößerung der Auflösung der Filme (bis zu achtfache HD-Auflösung bis 2020) gearbeitet.

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<emphasize>Exkurs: Fotohandys</emphasize>

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<emphasize>Die digitale Fotografie bekommt auch eine besondere Bedeutung für andere Kommunikationsmit-tel: 1999 kommen die ersten Fotohandys von Toshiba auf dem Markt, nach Deutschland kommt die Entwicklung allerdings erst 2002 durch Sharp. Trotz Versuchen von Nokia im Jahr 2002 gelingt der Durchbruch der Fotohandys erst mit der Einführung der Smartphones, allen voran durch das Ur-iPhone von Apple im Jahr 2007. Die Entwicklung ging rasch weiter. 2013 folgten dann Aufsatzlinsen für Smartphones und 2014 das erste Handy von Sony, welches Ultra-HD („4K“) Videoaufnahmen erstellen kann. Derweil arbeiten HTC und Apple an der Weiterentwicklung der Lichtfeldfotografie, welches dreidimensionale Bilder (3D) auch bei Handys ermöglicht. Mittlerweile werden weltweit mehr Fotos durch Handys / Smartphones als durch Fotokameras erstellt. Auch beim berühmten „World Press Photo“-Award wurden Handyfotos mittlerweile ausgezeichnet.</emphasize>

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Die Entstehung der Pressefotografie

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Im Jahre 1880 erschienen erstmals (s/w-) Fotografien in Tageszeitungen und Illustrierten. In Deutschland druckte die Leipziger „Illustrirten Zeitung“ erstmals ein Foto ab. Der Pressefotograf Erich Salomon machte ab 1929 die Fotografie in Zeitungen populär und der Begriff „Bildjournalist“ entstand. Neben Salomon gehört Henri Cartier-Bresson, der später (1947) die bekannte Fotoagen-tur Magnum Photos gründete, zu den wichtigsten ersten Bildjournalisten. Begünstigt wurde die Entwicklung der Pressefotografie durch die Entwicklung des Kleinbildfilms und durch die Verbesse-rung der Druckmaschinen für Zeitungen und Illustrierten. Zudem ist es seit 1923 technisch möglich, Fotos interkontinental über Seekabel z.B. zwischen Europa und Nordamerika auszutauschen.

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Bilder verändern die Weise, wie wir Nachrichten aufnehmen

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Die Fotografie veränderte die Art der Berichterstattung der Medien des 19./ 20. Jahrhunderts maß-geblich, vor allem durch Zeitungen und Zeitschriften, später durchs Fernsehen und das world wide web. Besonders wurde dies während der beiden Weltkriege deutlich, als die Bilder von den (ent-fernten) Kriegsschauplätzen die Menschen in der Heimat erreichten. Das Bild der sowjetischen Flagge auf dem Reichstagsgebäude in Berlin ist für viele Menschen ein Inbegriff für den 2. Welt-krieg und die Befreiung vom Nationalsozialismus geworden. Die Bildberichterstattung während des Vietnamkrieges trug später in den USA auch zur Bildung der Friedensbewegung („flower power“) bei und hat auch während der Golfkriege für ein verändertes Bild des Krieges in den Medien ge-sorgt. Auch die Bilder der brennenden Zwillingstürme des 11. September haben sich in das „visuelle Gedächtnis“ eingebrannt.

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Aber auch viele positive Dinge, wie die ersten Schritte eines Menschen auf dem Mond, die Bot-schaften der Päpste (z.B. Verbreitung des Segens „urbi et orbi“), der Fall der Berliner Mauer oder auch der so genannte „Arabischer Frühling“ im Nahen und Mittleren Osten sind durch Fotografie und Bewegtbilder weltweit dokumentiert worden. Durch das Internet und später die sozialen Netzwerke ist die Verbreitung von (Bewegt-) Bildern nun nicht mehr nur Medien vorbehalten, sondern nahezu jeder Mensch hat die Möglichkeit Fotos und Bewegtbilder zu erstellen und zu ver-breiten. Fotos und Videos tragen damit auch entscheidend zu mehr Meinungsfreiheit und Demo-kratie bei, wie auch die aktuelle Debatte über Zensurverbote von Medien (z.B. in der Türkei und in China) gezeigt haben.

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<emphasize>Exkurs 2: Von Kriegszeugnissen und „PR“-Bildern</emphasize>

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<emphasize>Kriege sind für die Menschen nicht mehr weit entfernt, sondern kommen in Form von Fotos und Bewegtbildern zu den Menschen in die Wohnzimmer. Da die Bildberichterstattung während eines Krieges einen hohen Stellenwert hat, versuchen seit der „Operation desert storm“ im Irak auch den Armeen die Bilder der Medien zu beeinflussen. So können „embedded journalists“ (eingebetteten Journalisten) in Krisengebieten Truppen begleiten und damit einerseits authentischer aus Kriegsge-bieten berichten. Andererseits wird von Medienverbänden immer wieder kritisiert, dass Journalisten durch die Armeen die Realität nur „zensiert“ oder in Form von „PR-Videos“ (z.B. von Lenkwaffen die Häuser treffen) zu sehen bekommen.</emphasize>

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Meinungs- und Pressefreiheit müssen garantiert bleiben

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Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ berichtet darüber, dass sich in den letzten Jahren die Arbeitssituation von Journalisten in vielen Ländern verschlechtert und die Gewalt an Journalisten leider zugenommen haben. So wurden zuletzt die Ermordungen der Fotojournalisten Anja Niedring-haus aus Deutschland und James Foley aus den USA bekannt. Besonders in Krisengebieten (wie zuletzt dem Gaza-Streifen) wird es immer schwieriger „authentische“ Bilder zu erhalten. Festzustellen, ob eine Fotografie oder ein Bewegtbild wirklich das zeigen, was man sieht oder es laut Quelle aussagen soll, ist vielerorts (auch aufgrund vielfältiger Manipulierungsmöglichkeiten von Bildern) schwieriger denn je geworden.Daher ist es wichtig, dass Medien unabhängige (Bild-) Quellen haben und die Meinungs- / Pressefreiheit staatlichen Schutz unterliegen (z.B. durch das Grundgesetz). Denn die Freiheit der Presse muss – besonders in Zeiten von Kriegen - garantiert bleiben. Nur so können die Medien ihre Kontrollfunktion als „vierte Gewalt“ im Staat weiter wahrnehmen und die Bürger/innen sich durch Fotos und Bewegtbilder eine eigene Meinung bilden. Fotos und Bewegtbilder tragen dazu entscheidend bei.

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<emphasize>Christian Schnaubelt</emphasize>


Schlagworte: #Medien

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