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Dobrindt rettet den Verbrennungsmotor nicht

Ein Kommentar zum Diesel-Gipfel: Die Kanzlerin und Ihr Verkehrsminister versuchen, die Verbrennungsmotoren und damit vermeintlich die Autoindustrie zu retten. Das ist vertane Zeit und vertanes Geld. Will man die Realität der Naturwissenschaften und der Ingenieurskunst nicht ganz leugnen, hilft nur der schnellstmögliche Übergang zu E-Autos. Es gibt keine Brückentechnologie „Verbrennungsmotor“ mehr.

Der Verbrennungsmotor verschwindet nicht wegen der Umweltbelastung

Ein Argument, das viele gegen Elektroautos vorbringen, ist folgendes: rechnet man für das E-Auto die Stromerzeugung mit ein, gibt es keinen Vorteil gegenüber dem Auto mit Verbrennungsmotor. Diese Aussage geht am Thema vorbei. Das Auto mit Verbrennungsmotor wird deshalb verschwinden, weil es die viel aufwändigere und teurere Lösung ist. Die meisten Vorgaben, die man bei der Autoentwicklung hat, sind durch den Verbrennungsmotor verursacht. Ein paar Beispiele seien genannt: Die Platzierung des schweren und nicht bodennahen Motors ohne die Fahrdynamik kaputt zu machen, die aufwändige Kraftverteilung über Getriebe, die Schwierigkeit, eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zu erreichen, die Beschränkungen in der Platzierung der Fahrgastzelle usw. Der Motor besteht gegenüber dem Elektromotor aus vielen hunderten Teilen und braucht viel mehr Wartung. Dieses Auto braucht trotz Verbrennungsmotor ein komplettes elektrisches System für Steuerung, Beleuchtung etc.

Klumpenrisiko Automobilindustrie und Arbeitsmarkt

Warum Merkel oder Dobrindt dennoch der Automobilindustrie sehr gewogen sind, hat mit dem Arbeitsmarkt zu tun. Bei der Einführung von E-Autos würde die Zahl der Beschäftigten für die Herstellung massiv einbrechen. Bis zu 6 von 7 Arbeitsplätzen würden dort wegfallen. Bei der Wartung der Autos wäre der Arbeitsplatzabbau ähnlich.

 "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung."
Das obige Zitat von Kaiser Wilhelm könnte man in jüngster Zeit auch auf die Schreibmaschinenindustrie anwenden. Diese in Deutschland starke Industrie wurde von den Computern und den Textverarbeitungsprogrammen hinweggefegt. Der Übergang von den Segelschiffen zu den Dampfschiffen war ähnlich. Der "sailing ship effect", also das Aufstellen eines weiteren Mastes zur Beschleunigung der Schiffe half nur kurzfristig.

Das Versagen der Politik in Deutschland

Man könnte mit Bill Clinton sagen: "it's physics stupid". Die Batterien werden in Bezug auf Ladezeit und Speicherkapazität weiter verbessert. Die Kompetenz, die dazu notwendig ist, liegt in der Chemie, und der Ingenieurskunst, erfordert aber keine neue physikalische Theorie. Der Erfolg ist absehbar. Dann werden die immensen Vorteile des E-Autos durchschlagen.

Viele Politiker bis in die Partei der Grünen hinein, reden aber immer noch von überholten Technologien wie der Rettung des Diesels etc. Wenn sie dies Ernst meinen und nicht nur zur Beruhigung der Bevölkerung sagen, ist das hinterwäldlerisch. Der Deutschen Automobilindustrie zu helfen bedeutet: Keine weiter Investition in Verbrennungsmotoren, sondern kompletter und schnellstmöglicher Umstieg auf das E-Auto.

Ein Kommentar von Uli Spreitzer.


Kategorie: Monatsthema

Kommentare (1)

  1. Joachim Waldemer am 04.08.2017
    Unsere Autowerke haben versaeumt,den E-Wagen
    ernsthaft zu produzieren.Wenn man sich die Kruecke
    von BMW anschaut,weiss man sofort bescheid! Dieses Auto schreit foermlich,kauf mich nicht,ich
    schau duerftig aus,bin zu teuer und meine Reichweite,na ja!
    Wir haetten auch mehr Arbeitsplaetze,wenn wir die
    Batterien bei uns bauen wuerden und nicht das ganze E-Modul,samt Batterien in SO-Asien kaufen
    wuerden!
    Vielleicht ist es noch nicht zu spaet,endlich anzufangen!

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