Putin steigert seine Beliebtheit, obwohl die Wirtschaft in der Krise steckt und daher die Einkommen der Bürger sinken. Trotzdem erreicht die Unterstützung Putins bei den Russen einen neuen Höchstwert. Wie kann man sich darauf einen Reim machen?
Nach der neuesten Umfrage des Levada-Zentrums sind 85% der Russen mit der Tätigkeit des Präsidenten zufrieden, das sind 1% Prozent mehr als im Januar 2015. Nur 13 Prozent der Bevölkerung sind gegenüber Putin eher kritisch gestellt. Das klingt verwunderlich. Noch verwunderlicher ist, dass mitten in der Krise die Menschen trotz ihres schwerer gewordenen Lebens zu 60% Prozent die Tätigkeit der russischen Regierung positiv sehen.
Die Russen fürchten die Zeit, wenn Putin nicht mehr regiert
Eine Frau erklärte sich so: „Ich bin eine russische Patriotin, ich unterstütze Russlands Außenpolitik. Aber ich bin mit der Wirtschaftslage unzufrieden. Sie wäre nicht auf die Idee gekommen, Putin die Wirtschaftsmisere anzulasten und seine Absetzung zu fordern. Es ist eher umgekehrt: Sie hat Angst vor dem, was nach der Putin-Ära kommt. So denken Viele. Die Russen fürchten die Zeit nach Putin viel mehr als dass sie sich daran sehnen.
Erfahrungen aus der Geschichte sprechen gegen einen Wechsel
Die Einstellung der Russen zu ihrem Präsident liegt auch in der Mentalität der Russen begründet. Noch nie in der Geschichte Russlands wurde ein Staatsoberhaupt von seinen Landsleuten abgewählt. Durch einen Staatsstreich oder eine Revolution war schon mancher Zar, so öfters im 18. Jahrhundert, abgesetzt worden. Die die Revolutionen im 20 Jahrhundert oder sogar die Absetzung Chruschtschows und Gorbatschows wurden gestürzt. Doch haben die Menschen bisher keine guten Erfahrungen mit dem Wechsel der Machthaber gemacht. In das Psychogramm der Russen wurde, vor allem im 20. Jahrhundert eingeschrieben: Es kommt jedes Mal nur noch schlimmer. Man es des Wechsels der Regime und der Regierenden müde geworden. Man verbindet jede große Veränderung fast automatisch mit Chaos, welches nach dem Umsturz eintritt. Aber das ist nicht der einzige Grund.
Misstrauen gegenüber den Parteien der Jelzin-Zeit
Man hat schon viel darüber gesprochen, dass nach der Regierung Jelzins viele Russen die Zeit von Putin als Ära von Prosperität und Sicherheit erlebt haben. Deshalb stellt die heutige Opposition keine realistische Alternative dar. Entweder ist sie liberal und trägt in den Augen der Bürger auch für die Chaos der Jelzinzeit die Verantwortung. Sie hat den Russen auch jetzt nichts Besseres zu bieten. Im Gedächtnis sind die verheerenden Folgen dieser Ära geblieben. Die national-patriotischen Parteien lassen Putin als einen ziemlich lupenreinen Demokrat erscheinen, eher ein Freund des Westens und Verfechter der Menschrechte. Ein von solchen Oppositionellen, etwa Eduard Limonov, früher der Vorsitzender der Partei der „National-Bolschewiken” lobt das, was Stalin getan hat und sieht als Alternative zum heutigen Regime nur ein “Zurück in die USSR”. Wenn man dann berücksichtigt, dass die Oppositionelle wie Chodorkovskiy, der sich von anderen Oligarchen nicht dadurch unterscheidet, wie er zu Geld gekommen ist, dann überrascht es nicht, wie wenige Russen die Opposition unterstützen.
Die Rolle der Medien
Zu berücksichtigen ist die Wirkung der Propaganda über die staatlichen Fernsehsender. Trotz der Verbreitung des Internets bleibt das Fernsehen für Älteren Hauptquelle der Informationen. Hier hören sie, dass die Verantwortung für die Probleme Russlands bei den westlichen Regierungen und dem stark gesunkenen Ölpreis liegt. Und das funktioniert. Die westlichen Sanktionen sowie der niedrige Ölpreis sind gute Erklärung dafür, warum Russland wirtschaftlich nicht vorankommt. Das erklärt, warum heute mehr Leute als vor der Krise das Regierungshandeln Putins unterstützen, Als die Ölpreis sehr viel höher lag und von Sanktionen noch keine Rede war, schienen Putin und seine Regierung allein für wirtschaftlichen Probleme, Missmanagement und Korruption verantwortlich. Jetzt kann man, wenn nicht alles, dann doch ziemlich viel mit diesen zwei o.g. Faktoren erklären. Manche sehen in der Krise nicht nur die Misere, sondern auch eine Chance, dass die russische Wirtschaft sich endlich von dem Abhängigkeit von Ölexporten frei machen kann.
Es ist verständlich, dass die Menschen in Russland, nach dem, was sie alles im letzten Jahrhundert erlebt haben, mehr Stabilität, als Veränderung wollen. Auf die russischen Bürger müsste mehr zukommen, als dass die Wirtschaftsleistung um 4 Prozenten zurückgeht, damit sie wirklich ihre jetzige Einstellung zu dem Staatsoberhaupt ändern.
Vladimir Pachkov, Moskau
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