Josef Ackermann hat in 2010 die Deutschen Bank verlassen. Seitdem findet ein Kampf um die Deutung seiner Amtszeit und die Identität der Bank statt. Sein Antipode, der jetzigen Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, erweckte den Eindruck, die Bank moralisch und operativ wieder „herstellen“ zu müssen. Er hat Vorstandsmitglieder und weiteres Führungspersonal austauschen lassen. All dies war begleitet von massiver Medienarbeit auf allen publizistischen Kanälen. Vor kurzem verließ – auch diese medial stark begleitet – als „letzter“ Antipode Georg Thoma den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Ebenfalls vor kurzem wurden die ehemaligen Vorstände Ackermann, Breuer u.a. im Landgericht München vom Vorwurf des Prozessbetrugs im Umfeld der Insolvenz der Kirchgruppe freigesprochen.
Biographie Paul Achleitners vs. der des neuen Führungspersonals
Paul Achleitner ist einer der mächtigsten und am besten vernetzten Entscheider in der Finanzwelt. Er hatte entscheidende Positionen bei Goldman Sachs und der Allianz. Aber auch im persönlichen Umfeld ist er ähnlich erstklassig vernetzt.
Anders seine Personalpolitik bei der Deutschen Bank. Führungspositionen „besetzte“ er mit weniger bekannten Bankern. Die Vorstandsvorsitzenden Jain, Fitschen oder auch Cryan waren, bevor Sie Vorstand der Deutschen Bank verglichen mit Joe Ackermann „Leichtgewichte“.
Paul Achleitner „managt“ die Kirchkrise
Rolf Breuer, Sprecher des Vorstandes der Bank, hatte im Februar 2002, vom Fernsehen verbreitet, die Kreditwürdigkeit der Kirchgruppe infrage gestellt und damit ungeschriebene Anstandsregeln der Bankenbranche verletzt. Die Kirchgruppe ging in die Insolvenz. Die Deutsche Bank bestritt aber, dass diese Aussage den Kirch-Konzern in die Insolvenz getrieben hätte. Mit dem Amtsantritt von Paul Achleitner 2012 änderte sich die Strategie der Bank schlagartig. Man tauschte die beratenden Kanzleien (Hengeler Mueller u. a.) aus und einigte sich schnell mit den Anwälten der Kirchgruppe auf eine Entschädigung in Höhe von ca. 800 Millionen Euro. Paul Achleitner entschuldigte sich bei der Witwe Kirchs.
Strafzahlungen und Anstrengungen, wieder ethisch sauber zu arbeiten
Bis zu seinem Austritt stand Georg Thoma im Aufsichtsrat dem Integritätsausschuss vor. Integrität war bisher die Agenda der Amtszeit Achleitners. Fehlverhalten im Umfeld des Investmentbankings wurden aufgearbeitet, hohe Strafzahlungen der Aufsichtsbehörden akzeptiert.
Die Rangordnung war folgende. Striktes Einhalten der Gesetze, keine Grauzonen und notfalls Trennung von Geschäftsbereichen, wenn diese zu fragwürdigen Verhalten verführen. Im Gefolge der verschiedenen Probleme litten Marktwert und Geschäfte der Deutschen Bank. Es gab eine Kapitalerhöhung. Die Einnahmen daraus verbrauchte die Bank komplett für Kosten von Strafzahlungen u.a. Es schien keine Obergrenze für die Anstrengung nach Compliance zu geben. Die Bank hat inzwischen 12 Milliarden verschiedene Strafzahlungen geleistet.
Der Rücktritt Georg Thoma‘
Das änderte sich im Umfeld des Rücktritts Georg Thoma‘. In den Medien erschienen Berichte, dass er es mit der Compliance massiv übertreibe. Georg Thoma würde ohne Anlass andauernd Rechtsanwaltskanzleien mit Prüfungen betrauen. Damit wurde das Bild erzeugt, die Deutsche Bank entwickle sich wegen dieses Exzesses an Compliance schlecht. Kurz darauf trat Georg Thoma zurück.
Der Freispruch Ackermann, Breuer u.a.
Das Landgericht München hat Ackermann, Breuer, Fitschen u.a. vom Prozessbetrug frei gesprochen. Damit kann das Verhalten Breuers im schlechtesten Fall als Fahrlässigkeit gelten. Damit ist aber der Vergleich der Deutschen Bank mit den Erben Kirchs, den Achleitner forciert hat, zu hinterfragen. Hat er gerechtfertigt Vermögen der Deutschen Bank weggeben?
Die Deutsche Bank in einer Abwärtsspirale
Die Ereignisse bei der Deutschen Bank seit dem Abgang Joe Ackermanns erfordern langsam eine neue Lesart. Bisher war die so: Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner veranlasst, dass die Deutsche Bank wieder höchsten Standards genügt. Der Rückgang der Marktkapitalisierung der Bank, die Verluste, der Zwang, neues Kapital aufzunehmen sind Kosten dieses Prozesses.
Jetzt wird die Lesart verbreitet: Man kann wie Thoma auch zu viel Aufarbeitung und Compliance machen. Dieses Zuviel an Aufarbeitung gefährdet den wirtschaftlichen Erfolg der Bank. Auch das Urteil des Landgericht Münchens hinterfragt die bisherige Lesart.
All dies ermüdet das Publikum nach 5 Jahren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner sollte seinen Teil der Verantwortung für die schlechte Entwicklung der Deutschen Bank übernehmen.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!