Jakobsweg-Stein in Lahnstein, Foto:Helmut Zimmermann

Der Lahn-Camino

Entlang der Lahn sind schon im Mittelalter Pilger nach Santiago unterwegs gewesen. Seit Campus Stellae, das Feld der Sterne, wieder die Pilger aus allen Richtungen anzieht, wurde auch der Lahn-Camino wieder gangbar gemacht.

Der Lahn-Camino beginnt in Wetzlar am Dom, in dessen Portal der Apostel Jakobus mit der Muschel dargestellt ist. Ihm begegnen die Pilger noch öfter. Auf dem Lahnhöhenweg – gekennzeichnet mit schwarzem „L“ auf weißem Grund sowie gelber Muschel auf blauem Grund für den Jakobsweg – geht es weiter nach Villmar, wo in der Pfarrkirche ein barocker Jakobusaltar zu Besinnung und Gebet einlädt. Über Runkel führt der Weg an Dietkirchen mit der Lubentiusbasilika vorbei, in der eine sehr schöne alte Jakobusskulptur bewundert werden kann. Weiter geht´s nach Limburg. Im Dom befindet sich in der Emporenlimette ein Brustbild des Apostels, der die Pilger in mehr als 2.000 km erwartet. Dann geht es weiter über Diez und Obernhof mit Kloster Arnstein zu den nächsten Stationen Nassau. Die Kastorkirche in Dausenau ist eine der vielen Kirchen auf dem Weg nach Nordspanien, in der die Pilger übernachten konnten, und Misselberg, bis der Lahn-Camino in Lahnstein bei der Johanniskapelle an der Lahnmündung endet.

Spirituelles Erlebnis

Für viele Menschen ist das Wandern auf dem Jakobsweg ein Aktivurlaub für Seele, Geist und Körper. Wer bis Santiago geht, trifft viele Menschen, die die Wallfahrt zum heiligen Jakobus als spirituelles Erlebnis erfahren haben. Ihnen wurde der Camino ein Weg ins eigene Innere. Das Wandern in seiner Gleichförmigkeit wird zur Meditation, und die landschaftlichen Schönheiten laden zum erholsamen Verweilen und Vertiefen der Erlebnisse ein. So auch der Lahn-Camino, einer der Pilgerrouten, die in Deutschland beginnen, und der der alle diese Vorzüge des Jakobsweges bereit hält. Auf ihm legen die Pilger und Pilgerinnen eine gehörige Strecke nach Santiago de Compostela – oftmals verteilt über mehrere Jahre –, von Wetzlar aus zurück, etappenweise zu Fuß oder per Fahrrad im Urlaub. Oft haben sie dabei den traditionellen Ruf der Jakobspilger auf den Lippen: "E ultreia! E suseia! Deus aia nos y Santiago! Weiter! Auf geht's! Gott steh uns bei und Sankt Jakobus!"

Pilgerzeichen Jakobsmuschel

Bis heute ist die Jakobsmuschel das Zeichen der Santiago-Pilger; schon im Mittelalter trugen sie diese an Hut und Mantel, um als Pilger erkannt und versorgt zu werden.  Die Muschel, die immer mit ihrem unteren Ende in Richtung Santiago weist, ist heute die Wegmarkierung.   Die Muschel war vor Zeiten aber nicht nur ein Pilgerabzeichen. Sie allein hatte für die Pilger schon eine magische Wirkung, indem sie Kranke heilte und all denen Glück brachte, die eine "wahre" Jakobusmuschel – der wahre Jakob – entweder in Santiago oder bei einer dem Jakobus gewidmeten Heiligenstätten am Jakobsweg gekauft hatten. Oder sie haben sie an der Küste bei Cap Finisterre, dem Ende der Welt, aufgesammelt. Aber wer weiß, vielleicht ermöglicht eine Jakobsmuschel auch in unserer modernen Zeit noch Wunder - die aber im Verborgenen bleiben und nicht an die große Glocke gehängt werden.

Noch 2650 Kilometer

Wer am Ende des Lahn-Caminos an der Lahnmündung in Lahnstein angekommen ist, für den sind es nach Santiago de Compostela noch ziemlich genau 2650 Kilometer. Also auf! Lassen Sie uns losziehen! Eu ultreia! E suseia!

Erste Europäische Kulturstraße

Das ist doch erstaunlich: Welche Bedeutung über das Religiöse hinaus der Jakobsweg hat, macht ein Ausspruch Goethes deutlich: „Europa ist auf der Pilgerschaft geboren und das Christentum ist seine Muttersprache.“ Wohl auch wegen dieser Erkenntnis erklärte der Europarat im Jahre 1987 die historischen Jakobswege zur „Ersten Europäischen Kulturstraße“. Als europäisches Phänomen seien sie geeignet, das Bewusstsein für die kulturelle Identität Europas und seine abendländische Erbschaft zu fördern. Auf diese Weise könne Europa als Raum der Begegnung und des gegenseitigen Kennenlernens erfahrbar gemacht werden. Das erleben die Pilger, die auf ihrem Weg viele andere Nationalitäten treffen.


Kategorie: Religion

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