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Blatter und mit ihm die FIFA können nur scheitern

Dieser Kommentar ist 24 Stunden vor dem Rücktritt Blatters geschrieben und war am Tag seines Rücktritts morgens online. Obwohl der Rücktritt Blatters am Tag seiner Wahl absehbar war, zeigen sich FAZ und Spiegel "völlig überrascht." Wer die Kommentare des deutschen Qualitätsjournalismus liest, kann zeitnah nachprüfen, was diese Kommentare mit der Wirklichkeit zu tun haben. Hier der Kommentar vor dem Rücktritt des gerade wiedergewählten Präsidenten.

Dieser Kommentar ist 24 Stunden vor dem Rücktritt Blatters geschrieben und war am Tag seines Rücktritts morgens online. Obwohl der Rücktritt Blatters am Tag seiner Wahl absehbar war, zeigen sich FAZ und Spiegel "völlig überrascht." Wer die Kommentare des deutschen Qualitätsjournalismus liest, kann zeitnah nachprüfen, was diese Kommentare mit der Wirklichkeit zu tun haben. Hier der Kommentar vor dem Rücktritt des gerade wiedergewählten Präsidenten.

Die Kommentare zum FIFA-Kongress und zur Wiederwahl Blatters sprechen von ihm als Gewinner. „Die turbulenten

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-Tage haben einen Sieger: Joseph Blatter,“ so die Berliner Morgenpost. Moralisch wird er zwar verurteilt, aber seine taktischen Fähigkeiten, mit denen er seine Wiederwahl gesichert hat, scheinen den Kommentatoren Respekt abzunötigen. Die Sonntags-FAZ verfällt in ein eigenartiges Grübeln, nämlich dass der Wiedergewählte sich an den Europäern rächen würde, weil sie ihm nicht ihre Stimme gegeben haben. Die Europäer können allerdings die Reduzierung ihrer Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft nur parieren, wenn sie nicht selbst in die Schmiergeldzahlungen verwickelt sind. Aber können sie sich zurücklehnen und die die amerikanische Justizministerin ihre Arbeit machen lassen? Die Wiederwahl Blatters ist kein Sieg, sondern der Beginn des Untergangs der FIFA. Er wird viele mit in den Abgrund reißen. Die Mannschaftsaufstellung der FIFA verheißt keinen Erfolg über die Gegner. Es ist so, als habe man einen, der humpelt, als Mittelstürmer aufgestellt.

Die Jagd hat erst begonnen

Alle Kommentatoren wollen, dass der internationale Fußball sich ändert. Die Bundeskanzlerin, die Stadtpräsidentin von Zürich und viele haben sich zu Wort gemeldet. Die stärkste Gegnerin sitzt allerdings in Washington. Das Justizministerium ist auch Anklagebehörde. Die Banken haben es bereits zu spüren bekommen. Loretta Lynch, vorherige Staatsanwältin, hat die Schweiz dazu gebracht, 7 der 14 Angeklagten FIFA-Funktionäre festzunehmen. Bisher konnte man sich, wenn man in Geldsachen gesucht wurde, in der Schweiz noch immer sicher fühlen. Das ändert sich auch für den Sport. Vielleicht schafft es die Justizministerin in Washington, dass die FIFA-Zentrale durchsucht wird. Sie wird auf jeden Fall Unterstützung finden, nämlich bei denen, die Blatter nicht ausreichend bedacht hat, sowie, über Angestellte der FIFA. Seitdem es eine Adresse gibt, die Vertrauen genießt, wird sich mancher trauen, sein Wissen zur Verfügung zu stellen. Zudem kann die Justizministerin FIFA-Angehörige in den USA festnehmen lassen. Wenn die jetzt Angeklagten an die USA ausgeliefert sind, werden sie sicher kooperieren, um ihr Strafmaß zu reduzieren, so wie Charles Blazer, der für den Nordamerikanische Fußballverband im FIFA-Exekutivrat saß. Das größere Risiko für die FIFA ist jedoch der Präsident selbst

Mit Blatter ändert sich die FIFA nicht

Die Anklage ist massiv und betrifft einen langen Zeitraum, organisiertes Verbrechen, Betrug sowie Absprache zur Geldwäsche. „Die Verdächtigen haben sich über 24 Jahre lang durch Korruption am internationalen Fußball bereichert.“ So die anklage. Unter Blatter fanden die Geschäfte der FIFA-Funktionäre unter dem üblichen Schweizer Schutzschild für dubiose Geldgeschäfte statt und spannen sich immer weiter. Das zwang die Delegierten, Blatter wieder zu wählen. Nicht nur sorgte er für den Geldsegen, der aus der Schweiz problemlos auf die verschiedenen Konten lief. Noch entscheidender dürfte gewesen sein, dass man dann ja zugegeben hätte, dass es Korruption in der FIFA gibt. Nun haben die Delegierten denjenigen gewählt, der die ganze Korruption verantwortet. Nur wer naiv ist, kann den Beteuerungen Glauben schenken, der Chef hätte nichts gewusst. Woher sollte er jetzt die Unterstützung dafür finden, die FIFA von Korruption zu reinigen. Es sind doch genau diejenigen, die jetzt unter Anklage stehen, die als letzte ein Interesse an einer Kursänderung haben. Man vergleiche das mit der Wahl der Päpste Benedikt und Franziskus. Die Kardinale hätten auch jemand anderen wählen können. Wenn man jemanden gewählt hätte, der nicht entschieden gegen die Vertuschung der Missbrauchsfälle vorgegangen wäre, der vielleicht selbst sogar Teil de Systems war, hätte ein solcher Kandidat nicht aufgeräumt. Das hätte die katholische Kirche wohl zum Einsturz gebracht.

Organisationen brauchendenDruck von außen

Ein Faktor ist entscheidend und wird auch den Einsturz der FIFA herbeiführen: Organisationen sind von innen heraus nicht zu einer tiefgreifenden Reformen fähig, sie müssen ihr durch die öffentliche Meinung aufgezwungen werden. Im Lutherjahr wird das Ganze am Beispiel des Niedergangs der mittelalterlichen Kirche aufgerollt. Die Verhältnisse sind vergleichbar. Jahrzehntelang wurde eine Reform gefordert. In Rom wollte man das korrupte System nicht ändern. So wie damals die abendländische Kirche wartet auch heute die FIFA zu lange. Luther erst bewegte die römische Kirche zu dem Reformkonzil von Trient. So wie damals viele Bischöfe zur neuen Lehre übertraten, wird die öffentliche Meinung die Unterstützer von Blatter dazu zwingen, sich von ihm und der FIFA zu distanzieren. Adidas ringt mit dieser Einsicht, wird aber nicht an ihr vorbei kommen. Nike, der Rivale, scheint auch verwickelt und muss sein Image retten.

Welche fatale Rolle spielen die Medien: Sie geben sich moralisch und stellen zugleich Blatter als Sieger heraus. Es wäre sehr viel besser, nicht Blatter zu kommentieren, sondern minutiös über die Recherchen des FBI und vielleicht sogar der Schweizer Behörden zu berichten. Aus 24 Jahren gibt es viel Stoff. Die Zustände in der FIFA nur zu beklagen, ermöglichte die Wiederwahl Blatters.

Eckhard Bieger S.J.



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