Der einzigartige Ausblick von Kloster Arnstein hinab ins Tal der waldgesäumten Lahn entschädigt für die Mühen des Aufstiegs, den jährlich viele hundert Pilger auf ihren Wallfahrten zu den "heiligsten Herzen Jesu und Mariens" auf sich nehmen. Noch immer können Pilger wie Urlauber das erfahren und erleben, was ein Reiseführer aus dem Jahr 1929 so ausdrückt: "Aller Zauber der Romantik scheint ausgegossen über dem stolzen und doch zierlich wirkenden, weißen efeuumsponnenen Kirchenbau, der sich so wunderbar schön vom dunklen Waldhintergrund abhebt, wie ein kostbares Kleinod in edles Gold gefasst."
Bürger retten das Kloster vor dem Abbruch
Das Kloster kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, und hätten im Jahre 1813 die Bürger von Seelbach, einem nahe gelegenen Dorf, das Kloster nicht vor dem Abbruch gerettet, indem sie es zu ihrer Pfarrkirche machten, wäre das Lahntal um eine seiner schönsten Attraktionen ärmer. Würde sich dann noch jemand daran erinnern, dass es 1139 vom letzten Arnsteiner Grafen Ludwig III. und seiner Gemahlin Guda durch die Schenkung ihres gesamten Besitzes an den Orden der Prämonstratenser gegründet wurde? Dass es das eindrucksvollste mittelalterliche Bauwerk an der unteren Lahn ist? Dass die aus dem Stift Gottesgnaden bei Calbe an der Saale gekommenen Mönche dieses Predigerordens die Burg zu einem Kloster umwandelten, das nach 664 Jahren seelsorgerischen Wirkens 1802 säkularisiert wurde und danach zunehmend zerfiel? Dass fast die gesamte Einrichtung in alle Winde zerstreut wurde, wobei das wertvollste Stück, die Bibel des Priesters Lunandus, die sogenannte "Arnsteiner Bibel" aus dem Jahre 1172, aus der klostereigenen Schreibwerkstatt heute im British Museum in London aufbewahrt wird? Fragen, auf die ohne das gerettete Kloster Arnstein heute keine Antworten mehr gegeben werden könnten.
Geistliches Zentrum
Seit 1919 ist Kloster Arnstein wieder ein geistliches Zentrum, nachdem es vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg verwaist war beziehungsweise anderen Nutzungen zur Verfügung stand. Der Bischof von Limburg berief damals die "Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens“ aus Belgien nach Kloster Arnstein, das ihre erste Niederlassung, Konvent genannt, in Deutschland war. Deshalb sind sie als „Arnsteiner Patres“ bekannt geworden 1924 führten sie die bis heute bestehende Wallfahrt nach Arnstein ein. Zum Ende des Jahres 2018 verließen sie aus Altersgründen das Kloster und zogen in ihre deutsche Hauptniederlassung in Werne. Seit Mitte 2019 lebt eine griechisch-orthodoxe Schwesterngemeinschaft im Kloster Arnstein, die sich für die Förderung orthodoxen Mönchtums in Deutschland einsetzt.
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