Anna Selbdritt, Annenkirche Limburg, Foto: H. Zimmermann

Anna Selbdritt

In der Bibel wird nirgends von Anna als Mutter der Gottesmutter Maria berichtet, und doch gehört Anna zu den am meisten verehrten Heiligen. Vielleicht deshalb, weil ihr Name „Erbarmen, Gnade “ bedeutet.

 

Die Verehrung der Großmutter Jesu hat eine lange Tradition. Vor mehr als 420 Jahren, im Jahre 1584, wurde das Anna-Fest für die gesamte Kirche von Papst Gregor XIII., der 1582 auch die nach ihm benannte Gregorianische Kalenderreform einführte, vorgeschrieben. Zuvor schon hatte Papst Sixtus IV. die Mutter Marias 1481 in den römischen Heiligenkalender aufgenommen. Ihre Verehrung, insbesondere unter dem Gesichtspunkt von Familie und Mütterlichkeit, war weit verbreitet. Im Mittelalter förderten besonders die Orden der Karmeliter und Kapuziner die Annen-Verehrung, sie wurde aber auch von den Benediktinern und Augustiner-Chorherren gepflegt. Ihre größte Blütezeit erlebte die Verehrung dieser Heiligen im 15. und 16. Jahrhundert.

Ursprünglich jedoch geht die Verehrung der heiligen Anna auf die Ostkirche zurück, wobei sie speziell durch das Kaiserhaus in Byzanz gefördert wurde. Schon 550 gab es ihr zu Ehren eine Kirche in Konstantinopel. Erst im 12. Jahrhundert brachten Kreuzfahrer den Kult der heiligen Anna nach Europa mit.

In Limburg wurde die Annenverehrung Anfang des 16. Jahrhunderts durch Peter von Düren, Prior des vor der den Toren der Stadt gelegenen Wilhelmitenklosters, dessen Kirche die Annakirche war, im Zusammenhang mit einer Klosterreform eingeführt. Dass gerade er den Annen-Kult mitbrachte, war kein Zufall, denn die Stadt Düren, aus der er kam, entwickelte sich in dieser Zeit zusammen mit dem Annaberg in Schlesien zu den bedeutendsten Zentren der Annenverehrung in Deutschland  – und sind es, wenn auch abgeschwächt, bis heute geblieben. Die in beiden Städten verehrten Reliquien der heiligen Anna hatten nämlich Heilungen und Errettungen bewirkt. Solches geschah dann auch in Limburg, wo sich in der Kirche des Wilhelmitenklosters, eben der Annakirche, ein Annenheiltum befand. Es ist aber nicht mehr bekannt, wie es ausgesehen hat. Von den Wunderheilungen durch das Limburger Annenheiltum berichtet ein „Mirakelbuch“ von 1511 aus Trier, von dem Auszüge im Stadtarchiv im Limburger Schloss aufbewahrt werden

Kenntnis von ihr und ihrem Mann Joachim gibt das sogenannte Protoevangelium des Jakobus, das um 150 in Syrien oder Ägypten entstanden ist. Darin wird erzählt, dass der Oberpriester die Opfergabe Joachims im Tempel abwies, weil er nach 20-jähriger Ehe immer noch kinderlos war, damals eine große Schande. Bald darauf erschien Joachim ein Engel während der Arbeit auf dem Feld und verkündete ihm die Geburt eines Kindes. Gleiches widerfuhr Anna. Daraufhin gebar sie Maria, die spätere Mutter des Erlösers.

Dargestellt wird die heilige Anna meistens als „Anna selbdritt“ – Anna selbst und zu dritt, die göttliche Zahl drei – mit Maria und dem Jesuskind zusammen. So ist sie auch in der Limburger Annakirche in einer barocken Skulptur aus dem frühen 16. Jahrhundert zu sehen. Anna auf der rechten Seite der geschnitzten Skulptur trägt ein grünes Gewand und ein Kopftuch als Kennzeichen der verheirateten Frau. Sie, die ihre Tochter Maria "ohne Erbsünde" (unbefleckt) empfangen hat, hält das Jesuskind in ihren Händen, das eine Weltkugel mit Kreuz in der linken Hand hält. Auf der anderen Seite berührt Maria in rotem Ornat als Zeichen der Liebe mit ihrer rechten Hand die Rechte des Jesuskindes, die Mittelpunktfigur der Szene. Die Blicke beider Frauen sind nach innen gekehrt, Anna mit nachdenklich-ernster Miene, Maria mit einem angedeuteten Lächeln. Diese Anna selbdritt der Barockzeit fordert den Betrachter auf, sich seiner Beziehung zum Jesuskind klar und bewusst zu werden. Wissenswert: Anna ist die Schutzpatronin der Eheleute zusammen mit ihrem Mann Joachim, beider Gedächtnis wird am 26. Juli begangen, der auch als Annentag bekannt ist.


Kategorie: Orte

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