Foto: kfd / Kay Herschelmann

100 Tage Papst Leo XIV. - Interview mit Ulrike Göken-Huismann (kfd)

Heute ist der 100. Amtstag von Papst Leo XIV. Dazu interviewen die Portale kath.de und explizit.net Vertreter:innen der katholischen Kirche in Deutschland. Im zweiten Teil rückt Ulrike Göken-Huismann, stellvertretene Bundesvorsitzende der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), das Thema Frauen in der Kirche in den Mittelpunkt.

1. Wie bewertet die kfd die ersten 100 Amtstage von Papst Leo XIV.? 

Bisher sind wir kfd-Frauen sehr beeindruckt von den klaren Worten, die Papst Leo XIV. in seinen Aufrufen zum Frieden findet. Er fordert sowohl im Gazastreifen als auch in der Ukraine den sofortigen Waffenstillstand, die Beendigung der Konflikte und die Gewährleistung von humanitärer Hilfe. Wenn er sich für Frieden ausspricht, nutzt er eine emotionale Sprache und starke Bilder, so beispielsweise bei seiner zweiten Generalaudienz am 28. Mai 2025 "Vom Gazastreifen steigt immer lauter die Klage der Mütter und Väter zum Himmel, die leblose Körper ihrer Kinder in Händen halten. Sie sind ständig auf der Flucht und suchen nach ein wenig Nahrung und nach Schutz vor den Bomben." Seine deutlichen Worte machen uns betroffen und lassen uns mit den unter Krieg leidenden Menschen mitfühlen. Das ist wichtig in einer Zeit, in der wir durch eine Flut von Medien abzustumpfen drohen. Der Weltgebetstag 2024 aus Palästina ist bei uns kfd-Frauen unvergessen und verpflichtet uns nach wie vor hinzuschauen und klar Stellung zu beziehen. Auch die Bilder des Weltjugendtreffens zu Beginn dieses Monats waren beeindruckend. Mit seinen klaren und authentischen Worten versteht Papst Leo es, die jungen Menschen zu begeistern. Für viele Frauen in der kfd, nicht nur Mütter und Großmütter, ist das ein großartiges Zeichen! Weiter so, Papst Leo! 

2. Die kfd engagiert sich für die Gleichberechtigung und den Zugang zu Weiheämtern von Frauen in der katholischen Kirche. Spürt die kfd Rückenwind oder Gegenwind durch die ersten Verlautbarungen von Papst Leo XIV.? 

Indem Papst Leo XIV. den weltweiten synodalen Prozess fortsetzen möchte, gibt er uns Hoffnung auf Veränderungen - insbesondere durch die Aussage im Abschlussdokument der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom Oktober 2024: "Darüber hinaus bleibt die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Amt offen und der entsprechende Unterscheidungsprozess muss fortgesetzt werden." Wir als kfd werden weiter aufmerksam die Prozesse im Vatikan beobachten und begleiten und in unserem Engagement für die Zulassung der Frauen zu allen sakramentalen Ämtern nicht nachlassen. In diesem Anliegen solidarisieren wir uns mit katholischen Frauen auf der ganzen Welt in der World Union of Catholic Women's Organisations (WUCWO) und im Catholic Women's Council (CWC). Die Weltsynode fasst es selbst treffend zusammen: "Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden." 

3. Welche (theologische / pastoralen) Akzente erwartet oder erhofft sich die kfd von Papst Leo XIV.? 

Wir erhoffen uns eine Stärkung der Ortskirchen. So könnten nach kirchlichem Recht versuchsweise temporäre Sonderrechte erwirkt werden, beispielsweise in Bezug auf die Predigterlaubnis. Weiter könnte über einen Indult, also einen päpstlichen Gnadenerweis die Diakoninnenweihe durchgesetzt werden.

Für uns steht fest: Das Erweitern der Partizipationsmöglichkeiten von Frauen in den Ortskirchen wird zu einer Stärkung der Katholischen Kirche führen; so, wie es die Vergangenheit bereits gezeigt hat. Darüber hinaus wünschen wir uns, dass das Thema Ökumene wieder stärker ins Zentrum der Katholischen Kirche rückt. Wenn wir uns mit unseren Glaubensschwestern und -brüdern verbinden, können wir gemeinsam wachsen. 

Ulrike Göken-Huismann ist stellvertretende Vorsitzende der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Weitere Informationen auf www.kfd.de. 

Das Interview führte Christian Schnaubelt, Chefredakteur und Herausgeber von explizit.net und kath.de.


Kategorie: Kirche

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