Foto: Mariia Karapata

Buchmarkt der Ukraine

Das Ukrainische ist eine junge Literatursprache. Mit der Nationbildung in den letzten Jahren gewinnt die ukrainischsprachige Literatur immer mehr an Gewicht. Trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet sich der Buchmarkt im Aufwind. Einen großen Anteil haben die Übersetzungen, vor allem im Sachbuchbereich.

Auch wenn die Wirtschaftsentwicklung der Ukraine im Fokus steht, entscheidender als die ökonomischen Daten ist die Kultur  für die Herausbildung einer nationalen Identität. Das Buch spielt deshalb in der Ukraine auch deshalb eine besondere Rolle, weil bisher das Russische dominierte. Bis Anfang der neunziger Jahre betrug der Anteil der ukrainischsprachigen Titel nur 5%. Die Kleinstädte und ländlichen Regionen haben meist nur über den Versandhandel Zugang zum Buch. Es sind also mehrere Ursachen, warum die Steigerungen der Verlagsproduktion und die Umsätze im Buchhandel noch gering ausfallen. Ein ausgesporchener Bedarf an qualitativ hochwertigen Publikationen wird sich jedoch durchsetzen.  

Herausforderungen für den Buchmarkt

Die Buchindustrie ist ein Geschäft. Wie jedes Geschäft in der Ukraine muss es große Hindernisse überwinden. Die Regierung hat das Buch noch nicht als Motor für die Entwicklung erkannt, so dass die staatliche Unterstützung gleich Null ist. Es fehlt nicht nur an finanzieller Unterstützung, sondern auch an der Förderung der Lesekultur. Von den wirtschaftlichen Rückschlägen sind Verlage und Buchhandel betroffen. Der schwierige Stand des ukrainischen Buches ist aber noch mehr durch die dominierende Stellung der russischen Literatur bedingt. Er ist allerdings von 5% Ende der neunziger Jahre auf 25-30% angewachsen. In den Regalen des Buchhandels finden sich inzwischen auch viele Übersetzungen.

Der Bevölkerung fehlt das Geld für den Kauf von Büchern

Mit der Revolution 2013/14 kam es zu einem enormen wirtschaftlichen Abschwung, da Russland als Haupthandelspartner nicht einfach durch Handelsbeziehungen mit dem Westen kompensiert werden konnte. Es ging das Hauptindustriegebiet im Osten verloren und die EU öffnete ihre Grenzen erst einmal nicht zugunsten eines Landes, das sich mit seiner Jugend ausdrücklich nach Westen orientiert hatte. Die noch einmal drastisch gesunkenen Einkommen und gestiegene Preise machen das Buch für viele fast unerschwinglich. Nach Angaben der staatlichen wissenschaftlichen Einrichtung „Iwana-Fedorowa-Buchkammer der Ukraine“ erwirbt die Bevölkerung im Schnitt 1 Buch pro Jahr.  Diese Zahl ist deshalb so gering, weil der Durchschnittsbürger sich den regelmäßigen Erwerb von Büchern nicht leisten kann. Zudem ist in den ländlichen Regionen die Kaufkraft der Bevölkerung geringer ist als in den großen Städten.

Die Buchverleger haben sich umgestellt

Positive Tendenzen des Literaturmarktes sind erkennbar. Mit der Welle des  Patriotismus gewann die ukrainische Literatur an Popularität. Die intensiven Leser ziehen jetzt Titel in der Landessprache dem Russischen vor. Das motiviert die Verleger, ihr Sortiment neu auszurichten. Das wiederum stärkt die Position der ukrainischen Literatur. Darüber hinaus ist die Zahl der Übersetzungen beträchtlich gestiegen. Die Buchverleger sehen sich ihrem Ruf verpflichtet, indem sie großen Wert auf die Qualität der Übersetzungen, des Bildmaterials und des Designs legen. Nach den Angaben der Ukrainischen Assoziation der Verleger und Buchverbreiter haben die Ukrainer 2016 Bücher im Wert von 112 Mio. Dollar gekauft, das ist eine Steigerung  2-2,5 Mio. Dollar gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn das Wachstum nicht spektakulär ist, zeigt es positive Entwicklung.

Verlagsvielfalt in der Ukraine

Die ukrainische Gesellschaft ist von einer hohen Leistungsmotivation geprägt. Daher kann bei der Sachbuchliteratur zu den Themen Selbstentwicklung, Zeitmanagement, Karriere, Psychologie der menschlichen Beziehungen ein Boom beobachtet werden. In diesem Marktsegment hat der Verlag „Nasch Format“, „Unser Format“ die Marktführerschaft.
Als Pionier der ukrainischen Buchindustrie gilt der „A-BA-BA-GA-LA-MA-GA“ – Verlag, der seit 1992 den qualitativen Übersetzungen, hochwertigen Illustrationen und der Kinderliteratur große Bedeutung beilegt.
Einer der innovativen Verlage „Wydawnyztwo Starogo Lewa“, der „Verlag des alten Löwen“, der sowohl Übersetzungen wie eine große Zahl an Titeln ukrainischer Literatur herausbringt. Der Verlag ist für seine Pflege ukrainischer Autoren bekannt.
Der führende Verlag, bei dem Werke ukrainischer Autoren erscheinen, ist „Folio“ . Ebenso macht der Verlag die ukrainische Leserschaft mit den noch wenig bekannten ausländischen Literaturschaffenden bekannt.
 „Klub simeinogo dozwillya“ der „Klub der Familienfreizeit“ bietet ein gut akzeptiertes Programm. Er verfügt nicht nur über ein großes Sortiment, sondern ist auch als Distributor tätig. Ein Katalog dient als Bestellgrundlage, die titel werden per Post versandt. Für die Bewohner kleiner Städtchen und Ortschaften, denen ein Buchladen fehlt, ermöglicht dieser Klub, die aktuelle Literatur zu beziehen- Weitere Verlage der sind „Komora“, „Vivat“, „Nora-Druck“, „Tempora“, „Osnovy“, „Smoloskyp“. Neue kommen hinzu.  

Lokale Verlage finden ihre Zielgruppen

Zentren von Verlagen sind Kiew, Charkiw und Lwiw. Darüber hinaus spielen regionale Verlage eine Rolle. Dieser Buchmarkt erfordert von Autoren, Verlegern und Buchhändlern einen sehr hohen Einsatz. Ihre Zielgruppe finden sie in der Region. Die Bücher stellen die Sehenswürdigkeiten der Region vor, weiter bekannte Persönlichkeiten sowie Themen, die sich daran anschließen. Obwohl die Entwicklung des Verlagswesens in kleinen Städten mit der in Kiew nicht vergleichbar ist, gewährleistet diese Verzweigung des Buchgeschäfts eine Vielfalt für die ukrainische Leserschaft und fördert die Verbreitung der weniger bekannten ukrainischen Literatur.

Buchmesse, Ausstellungen, Festivals

Die Perspektiven für den Buchmarkt der Ukraine sind positiv. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Titeln suchen die Verleger zu befriedigen. Viele Veranstaltungen, wie die jährliche Buchmesse in Mystezkij Arsenal, das Lemberger Buchforum und der Meridian in Czernowitz sowie die regionalen Festivals, zahlreiche Buchpräsentationen und Workshops für die Schriftsteller bauen schrittweise eine tragfähige Kulturplattform, um die sich die Interessierten und lesegewohnten Bürger versammeln können.  

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ukrainische Sprache, ukrainische Literatur


Kategorie: Monatsthema

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