Foto: Christian Schnaubelt

Mission manifest prerelease

Einmal schickte Jesus seine Jünger unter Testbedingungen aus, um in seinem Namen zu wirken und zu predigen. Es war noch nicht die große Mission, noch nicht der große Wurf, noch nicht das, was man später Apostolat nennen darf. Es war das erste Hineintasten in die Atmosphäre der Zukunft, ein Vorgeschmack auf das, was dann später mit vollem Ernst und voller Wucht die jungen Apostel erwartete. Auch dem Jünger Jesu heute kann dieser Vorgeschmack nützlich sein, um sich hineinzufühlen, was er erwarten darf auf seiner Mission in seinen Tagen.

Für den «Testlauf» der Mission der Apostel berichtet der Evangelist Markus uns vier Eigenschaften: der Ruf, die Ausstattung dem Glauben nach, die Ausstattung dem Leibe nach und die Verhaltensregeln auf dem Weg.

Es beginnt damit, daß Jesus seine Jünger zu sich ruft, um sie zu senden. Die ganze Mission hängt davon ab. Die Jünger schlagen sich nicht auf eigene Faust durch. Sie sprechen auch nicht in ihrem eigenen Namen. Sie sind wesentlich Gesandte Jesu. Auch laufen sie nicht einfach so darauf los und meinen, «es wird schon schief gehen.» Niemals sollte sich ein Christ ohne Ruf los machen und umherziehen. Man kann nicht im Namen Jesu sprechen, wenn Gott nicht gerufen hat. Jesus gibt die Anweisungen. Er gibt den Plan an. Diesmal heißt sein Plan: «Geht nicht alleine, sondern zu zweit!» Wer sich wie die Jünger auf die Mission begeben will, der muß sich also zunächst prüfen: Habe ich ein offenes Ohr für den Ruf Gottes? Höre ich den Ruf Gottes? Was genau ruft er? Wie will er mich senden?
Natürlich kann man Überlegungen anstellen: Was wäre heute nützlich? Welche Methode würden Jesus oder seine Apostel wählen? Was brauchen die Leute, damit sie die Botschaft Jesu aufnehmen können? – Doch all das ist nur nett, aber nicht zielführend. Es kommt weniger auf die Methoden an. Entscheidend ist der Ruf Gottes und was dieser Ruf beinhaltet. Gott sendet nicht ziellos, sondern mit einem Plan. Die Methoden der Mission ergeben sich aus der Sendung, nicht die Sendung aus den Methoden.

Jesus statt nun seine Jünger mit der Gabe aus, über unreine Geister zu verfügen. Gott hat viele Gaben und Talente zu vergeben, mit denen wir alle auch wuchern sollen. Doch hier gibt Jesus genau eine Gabe. Diese Gabe ist eine geistliche Gabe. Sie gehört zur Sendung. Die Form lautet: Ihr sollt das und das tun, dazu sollt ihr das und das benutzen. Die Sendung ist also mit einer spezifischen Gabe des Heiligen Geistes verbunden.

Auch hier weist uns Jesus an, daß zuerst die Sendung kommt und dann die Gabe. Viele Menschen haben viele Gaben. Einiges ist ihrer Natur geschuldet: Musikalität, Redegewandtheit, technische Fähigkeiten und vieles mehr. Einige haben Gaben des Geistes empfangen: Sprachengebet, Unterscheidung der Geister, die Gabe der Heilung. Doch was der Mission dient, fußt nicht auf diesen bereits vorhandenen Talenten und Gaben, sondern auf dem, was Gott dazu gibt. Es ist nicht so, daß wir auf unsere Gaben schauen sollten und dann fragen: Wie kann ich daraus eine Sendung machen? Was wir zu unserer Sendung brauchen, gibt uns Gott jenseits dessen, was wir schon haben, sei es Talent oder Gabe des Geistes.

Das bedeutet auch, daß wir nicht aus unserer eigenen Kraft oder unseren bereits erworbenen Gnaden handeln sollen. Der Jünger Jesu ist Gesandter. Er spricht und wirkt nicht für sich und auch nicht aus sich, sondern für Jesus und aus Jesus. Was der Mission dient, kommt daher einzig und allein von Gott. So sollen wir uns wiederum prüfen: Aus welcher Quelle schöpfe ich? Was treibt mich an? Woher kommt der «Brennstoff» meiner Reise?

Sodann schreibt Jesus auch den «Stil» vor. Jede Mission braucht eine bestimmtes «Outfit». Hier ist es ein Hauch von Nichts: bloß ein Stab und Sandalen; kein Rucksack, keine Reisestulle, keinen Geldbeutel, nicht mal ein zweites Hemd. Übrigens ist diese Ausstattung typisch für die Jünger aller Zeiten. Auch Jakob ging aus seiner Heimat fort und hatte nichts außer einem Stab. Doch er kam reich beschenkt zurück. Er ging mit leeren Händen und kam mit vollen Händen wieder. Und wie einige Heilige später immer wieder betonen: Wessen Hände voll sind, können nicht von Gott gefüllt werden. Man muß leer werden, um voll zu werden.
Diese Anweisung Jesu scheint immer befremdlich. Man hat nun Ruf, Sendung und Gnade erhalten, doch legt man äußere Bedingungen an die Mission an: Man schleift noch allerlei überflüssigen Ballast mit sich herum, der nicht der Sendung entspricht. Gerne zieht man sich das Kleid der Tagesmode an: Dann schaut man aus wie ein Versicherungsvertreter oder Werbemakler. Man guckt sich das Auftreten von den Erfolgreichen seiner Zeit ab und meint, von ihnen lernen zu können und zu müssen. Doch auch diese Dimension entspringt in Wirklichkeit der Sendung Jesu. Der Ruf liefert den Stil mit. Wer wissen will, wie er gemäß seiner Mission auftreten soll, der muß das von Jesus lernen, muß genau auf ihn und seinen Ruf hören. Aus Gottes Hand empfangen wir Bußgewand oder Maßanzug, Sandale oder Halbschuh. Er packt unsere Reisetasche.

Schließlich gibt Jesus seinen Jüngern auch Verhaltensregeln mit auf den Weg. Sie sollen in die Häuser gehen und dort bleiben. Und wenn sie keine Aufnahme oder Gehör finden, dann sollen sie weiterziehen und sich den Staub von den Füßen schütteln. Wie der Missionar heute sich verhalten sollen, lernt er auch von Jesus. Das steckt auch in der Sendung. Ob er auf Plätzen, in der Fußgängerzone, in Festhallen oder Häusern das Evangelium verkünden soll – das folgt der Sendung, nicht taktischer Erwägungen. Ebenso was er tun soll, wenn die Mission keinen Erfolg hat. Die Gefahr ist oft groß, die Mission abzuändern, weil ihr Erfolg ausbleibt. Dann werden die Anforderungen nach unten korrigiert, die Inhalte vereinfacht, die Ziele «optimiert» oder man fügt noch ein bißchen Spiel und Spaß hinzu. Aber das folgt nicht dem Ruf Jesu. Was die angemessene Reaktion auf Mißerfolg ist, sagt uns Gott.

Jesus schickt seine Jünger auf diese kleine Sendung, um sich in dieser Haltung zu üben. Die Jünger brauchen ein Testgelände, um sich hineinzuleben, um die Atmosphäre und den Geschmack für die Mission zu bekommen. Heute gilt es auch solche kleinen Testmissionen anzunehmen. Gott gibt zunächst kleine Aufträge für seine Jünger heute, damit sie lernen auf Ruf und Sendung, Gnade, Auftreten und Umgang mit Mißerfolg zu hören. Der geübte Missionar im Testgelände wird so vertraut mit der Sendung im Sinne Jesu. Und irgendwann kommt der Tag, da schickt Gott ihn auf die große Reise, die große Mission, das bleibende Apostolat.

Foto: Christian Schnaubelt

Text: Johannes Wahl


Kategorie: Religion

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