Kraniche, der Todesvogel, Holomodor-Denkmal, Foto: E.B.

Wer alles hat Putin „erlaubt“, die Ukraine zu annektieren?

Putin "darf" die Ukraine zurückholen, weil die Mehrheit der Russen das Land aus den Klauen des dekadenten Westens befreien will. Putin konnte die gleiche Taktik wie bei der Annexion der Krim verfolgen und sicher sein, dass der Westen auch weiterhin Russlands Gas kaufe. Der Rückblick zeigt: Was von ihm im Fernsehen zu hören war, ist Überzeugung, nicht nur Fake.

Zum Foto: Das Holodomor Denkmal wurde von russischen Truppen beschossen.Es erinnert an die Kollektivierung der Landwirtschaft, die von Stalin in der Ukraine besonders grausam durchgesetzt wurde. Über 3 Millionen Menschen starben im Land mit den meisten sehr fruchtbaren Schwarzerde-Feldern durch mit Gewalt erzeugten Hunger

Die Panzer mussten früher meist gar nicht feuern

Die Kriegsplaner rechneten wohl nicht damit, 45 Millionen Ukrainer in einem langen Stellungskrieg "heimholen zu müssen". Putins Berater hatten wohl auch nicht ernstgenommen, dass das ukrainische Militär seit April 2014 die Ausweitung der Pseudorepubliken Luhansk und Donezk verhindert hat. Offensichtlich haben die Planer die Ukraine als so instabil eingeschätzt, dass mit den ersten abgefeuerten Raketen die Moral des Landes zusammenbrechen würde. Es hatte ja in der Geschichte immer gereicht, Panzer auffahren zu lassen, ob 1953 auf der Stalinallee in Berlin, 1956 in Ungarn, 1968 in der Tschechoslowakei, 2014 auf der Krim. Nur nicht 1979 in Afghanistan, nach 10 Jahren zogen die Sowjets die Truppen ab. Bereits 2014 wirkten die Ungetüme des 20. Jahrhunderts im Donbass nicht mehr einfach durch ihr Erscheinen, wie jetzt auch nicht vor Charkiv und Kiew.     

Der ukrainische Staat ist kein Kartenhaus

Offensichtlich hat sich auch die Auslandsaufklärung des Militärs in der Ukraine getäuscht. Sie haben der waffentechnischen Überlegenheit Russlands vertraut, wie auch wir der Ukraine diesen Widerstandswillen nicht zugetraut haben. Putin hat wohl lange damit gerechnet, dass die Ukraine mit ihren erheblichen Schwierigkeiten nicht zurechtkommt und sich von selbst an den russischen Staat wird anlehnen müssen. Belarus hat das gerade gezeigt. Jetzt muss er erkennen, dass er zu lange gewartet hat. 2014 gab es faktisch kein ukrainisches Militär und das Land machte eine bedrohliche Wirtschaftskrise durch. Als sich die Jugend des Landes für Europa entschied, war Russland mit 60% der entscheidende Partner des ukrainischen Außenhandels. Offensichtlich rechnete die russische Führung mit dem wirtschaftlichen Niedergang und hielt mit der Besetzung des Donbass die Spannung aufrecht. Da auch in den westlichen Medien immer nur von der Korruption und den daraus folgenden Schwierigkeiten der Ukraine berichtet wurde, konnte Putin abwarten, ob sich das Land zu einem eigenständigen Staat entwickeln würde. Offensichtlich hat er nicht damit gerechnet, dass die Ukrainer ihren jungen Menschen folgten und den wirtschaftlichen Einbruch verkraften würden. Lag Putin mit der Einschätzung der Ukraine daneben, auf Deutschland und seine Moralapostel konnte er sich verlassen.

Kein Frieren für die Ukraine

Frau Baerbock und Herr Habeck wollten ihre Wählerschaft nicht von den russischen Gaslieferungen abschneiden und mussten wie die SPD vom Ausland gezwungen werden, den russischen Finanzmarkt aus dem internationalen Zahlungsverkehr auszuschließen.  Grüne und SPD hatten im ersten Schritt dafür gesorgt, dass die Komfortzone ihrer Wähler weiter gut beheizt werden konnte. Das bestätigt die Einschätzung Putins, dass er die moralische Aufwertung deutscher Außenpolitik durch die Grünen nicht ernstnehmen musste. Nordstream wurde von Scholz und Schwesig noch offengehalten, als die russischen Truppen bereits marschbereit waren. Putin konnte auch sicher sein, dass die Sanktionen des Westens nur Nadelstiche sein werden. Deutschland würde dafür sorgen, dass das Gas weiter fließt.  

Die USA "durften" Afghanistan und den Irak besetzen

Auch die Aussagen Putins zu den USA und der NATO sind nicht bloße Propaganda. Er nimmt für sich die gleichen Rechte wie die USA und ihre Partner in Anspruch, nämlich das eigene Land durch Militärschläge zu verteidigen. Die Eroberung Afghanistans sollte einen Aggressor ausschalten, dem zum erstem Mal gelungen war, in die USA einzudringen. Die Bedrohung der internationalen Ordnung durch Kampfstoffe im Irak ist aus russischer Sicht vergleichbar mit der Stationierung von NATO-Raketen in der Ukraine. Als Großmacht, die für ihre Region die Sicherheit garantieren muss, rechtfertigt das den Einmarsch, um die Ukraine nicht dem Westen als Aufmarschgebiet zu überlassen.

Nicht der Westen, sondern die Ukrainer schreiben Putins Geschichte um

Was hätte Putin anders vom Einmarsch abhalten können als eine hochgerüstete Ukraine. Waffentechnisch schien sein Erfolg festzustehen. Europa hätte sich nur zu einigen zaghaften Sanktionen durchgerungen. Dass der Westen jetzt entschlossen reagiert, kommt nicht aus eigener Überzeugung oder gar aus einer Moral, die für die Werte auch einsteht, wenn diese politisch gerade nicht brauchbar sind. Es ist die Entschlossenheit der Ukrainer und Ukrainerinnen, die dem Westen faktisch in den Schoß fällt. Dazu folgt ein eigener Beitrag.

 

Links:
Zum Verhältnis –Ukraine-Russland
Wie die Ukraine unabhängig wurde
Zum Holodomor Ukrainischer November
Zur Entwicklugn der Ukraine seit 1991: Ukraine- eine Nation baut ihren Staat

 

 


Kategorie: Politik

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