Eckhard Bieger

Ich schreibe für explizit.net, weil es eine katholische Präsenz im Internet geben muss, die nicht Kirchenberichterstattung ist, weil die katholische Tradition die Philosophie und damit das Argument schätzt, weil eine weltweite Kirche zu wenig im Bewusstsein in Deutschland präsent ist, weil es Vieles gibt, was man in den Medien nicht findet, jedoch notwendig ist, um Vorgänge nicht nur von ihrer Oberfläche her zu verstehen. explizit.net will jungen Leuten helfen, als Journalisten im Internet ihr Auskommen zu finden.

Ich bin kurz vor dem II. Weltkrieg geboren, seit 1959 Mitglied des Jesuitenordens und habe mich mein Berufsleben lang mit Medien beschäftigt – bis 2003 mit dem Fernsehen und ab dann mit kath.de.

Beiträge von Eckhard Bieger

Die US-Wahl ist wie der Brexit

Betroffenheit über den Wahlsieg Trumps und Kritik an der Wahlforschung – so die Kommentare. Das Phänomen Trump wird allzu ehrfürchtig zur Kenntnis genommen. Aber was hat er gewonnen? Die Alten und die wirtschaftlich schwachen Staaten der USA. Clinton hat nicht nur mehr Stimmen als Trump bekommen, sie hat zudem, auch in den Trump-Staaten, die Mehrheit der Jugend hinter sich gebracht. Warum dann die Kommentare, die plötzlich auf Clinton und die Wahlforschung eingeschlagen. Das zukünftige Amerika hat für Clinton gestimmt, ihre Wähler waren noch nicht einmal von der Stimmenzahl her in der Minderzahl.

Trump: Ist Putin immer noch schlimmer?

Die Amerikaner haben Donald Trump gewählt, deutlich genug. Die Russen haben Putin gewählt. Deutlich, es gab noch nicht einmal eine Alternative. Putin kann sich rehabilitiert fühlen. Ist er nicht berechenbarer als Trump. Und kann er nicht darauf setzen, dass sich mit Trump der außenpolitische Rückzug der USA beschleunigt. Gewonnen hat auch Theresa May. Sie kann mit weichen Bedingungen der EU rechnen. Die Amerikaner haben innenpolitisch abgestimmt, die außenpolitischen Wirkungen sind jedoch von größerer Tragweite.

Russische Orthodoxie kritisch gegen katholische Kirche

Die katholische Kirche stößt mit ihrem Dialogangebot bei der Orthodoxie auf Skepsis und sogar Ablehnung. Ob die orthodoxe Kirche oder die Regierung, die westliche Lebensart wird als Gefährdung der russischen Gesellschaft wie des Glaubens gesehen. Aus Sicht vieler orthodoxen Christen wie der Kirchenführer ist der Import westlicher Ideen die Hauptursache für die inneren Schwierigkeiten des Landes. Sie sehen eine strikte Abschottung als Lösung. Auch die katholische Kirche gilt als „angefressen“ von dem westlichen Liberalismus. Das Relief an der Erlöserkathedrale im Moskau stellt die innere Einheit von Kirche und Staat dar.

Russland gegen USA und Europa

Auch für die Bürger des Landes sind die USA auf der politischen Ebene der Hauptgegner. Sie sehen sich durch die USA nicht nur dominiert, sondern mit dem Umsturz in der Ukraine und der Aufstellung von Abwehrraketen auch

 

Die Ablehnung des Westens aus politisch-militärischer Sicht hat unser Moskaukorrespondent Vladmir Pachkov aus der <link url_id="2597"> Warum die Russen sich bedroht fühlen: Hier wird die augenblickliche Gemengelage beschrieben. Es geht vor allem um die Abwehr des destruktiven westlichen Einflusses, des liberalen Lebensstils.

Die große Flüchtlings-Desinformation

Millionen Flüchtlinge sollen Deutsche werden. Sie sollen nicht nur die Sprache lernen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung internalisieren, sondern auch die deutsche Leitkultur übernehmen. Nur weil in Syrien Krieg ist und der Irakkrieg das Land destabilisiert hat? Dürfen wir das überhaupt, den Kriegsländern ihre Jugend nehmen, die einmal dringend für den Aufbau gebraucht wird? Können sich Menschen in die deutsche Leitkultur einfühlen, wenn sie mit ihren Herzen in Ihrem Herkunftsland beheimatet bleiben. Die Stare lassen wir doch auch wieder ziehen. Es ist auch ein ethisches Problem. Außerdem fließt mit der mangelnden Unterscheidung zwischen Flüchtlingen den Einwanderern unnötig viel Wasser auf die Mühlen der AFD.

Die große AfD-Wahlhilfe

Wie verhilft man einer Partei, deren Erfolg man eigentlich nicht will, erst richtig zum Erfolg? Eine geniale Medienstrategie und die anderen Parteien bringen auch den letzten Wähler auf die Idee, diese Partie zu wählen. Die Wahlwerbung spiegelt nur, was Medien und die anderen Parteien der AfD vorwerfen. Wer ist für den Erfolg verantwortlich? In Baden Württemberg 15,1 % in Mecklenburg-Vorpommern 20,8 %, in Berlin dann nur 14,2 %. Wie kann man die Dynamik erklären?

Doch Gülen?

Die deutschen Medien sind sich einig: Erdogan hat den Putsch genutzt, um das, was er schon immer vorhatte, zu erreichen: unbeschränkter Herrscher der Türkei zu bleiben und dafür alle seine Gegner kaltzustellen. Seine Behauptung, der Prediger Gülen habe mit seinen Anhängern den Putsch betrieben, wird nicht intensiv genug geprüft. Man hofft eher, dass die Auslieferung des Predigers durch die USA nicht die Genehmigung eines Richters findet, weil das Erdogan noch mehr stärken würde. Aber ist es so einfach? Wenn Fethullah Gülen mehr ist als ein Organisator eines weltweiten Schulsystems, sondern die Macht in der Türkei übernehmen will? Es geht hier nicht darum, den türkischen Präsidenten zu verteidigen, auch nicht, Gülen anzuklagen. Es geht um die Berichterstattung, die in vielen Medien trotz vieler ungeklärter Tatbestände die Wirklichkeit allzu glatt bügelt. Journalismus ist kein Moralunterricht, sondern Vermittlung von Tatsachen. Man wird sich wohl eher auf eine lange Auseinandersetzung einstellen müssen. Die Aufklärung des Putsches ist nicht abgeschlossen, sie wird aber ein anderes Bild ergeben als die Medien bisher gemalt haben. Dazu drei Fragepunkte:

Erdogans Cäsarenwahn:

Die Situation in der Türkei spitzt sich immer mehr zu. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der vielen Hoffnungen gemacht hat, als er 2003 eine korrupte Regierung ablöste, die kein Verständnis für religiöse Gefühle hatte. Viele dieser Hoffnungen hat er auch realisiert. Die Türkei hat nicht nur ein wirtschaftliches Wachstum erzielt, es gibt auch Religionsfreiheit und, das war einmal, eine immer größere Nähe zu den Werten der EU. Da es keine politischen Konkurrenten gibt, muss die Angst in ihm selbst liegen. Das Phänomen hat schon Tacitus beschrieben. Er nannte es in Bezug auf römische Kaiser „Fürstenwahnsinn“. Gustav Freytag und der Historiker Ludwig Quidde prägten dann den Begriff „Cäsarenwahn“. Das Foto erklärt es bereits. Weiteres spricht für diese Erklärung:

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