Quelle in der Odilien-Kapelle bei Freiburg

St. Ottilien im Breisgau

St. Ottilien bei Freiburg ist eine der ältesten Wallfahrtskirchen Deutschlands und heute immer noch ein beliebtes Ausflugsziel. Gläubige kommen hierher, um sich mit Quellwasser die Augen zu waschen. Sie hoffen auf die Hilfe der heiligen Odilia für ihre Augenleiden.

Die kleine Barockkirche befindet sich mitten im Wald, nur eine Stunde Fußweg von der Freiburger Innenstadt entfernt. Wer sich auf den Weg nach St. Ottilien begibt, der lässt den Trubel der Stadt hinter sich und ist schon nach wenigen Minuten von Natur umgeben.

Mit allen fünf Sinnen spürbar

Viele Besucher kommen wegen der einmaligen Atmosphäre des Ortes, die mit allen fünf Sinnen zu spüren ist. Das Alter der Kirche wird mit nur einem Blick auf den barocken Altar und die freigelegten alten Fresken sichtbar. Die Glocke, die hier an besonderen Tagen zum Gottesdienst einlädt, wird lediglich mit einem Seil in der Mitte des Kirchenschiffs zum Erklingen gebracht. Mit ein bisschen Fantasie lebt die lange Tradition des Ortes vor dem inneren Auge wieder auf.
Die Luftfeuchtigkeit ist durch die Grotte im Unteren der Kirche so hoch, dass der klassische Duft von Wallfahrtskirchenluft im ganzen Raum eingeatmet werden kann. Auch die Akustik ist in St. Ottilien ist einzigartig: Stille - sämtlichen Geräuschen sind abwesend, bis auf das Plätschern der Quelle. Steigt man zur richtigen Tageszeit in die Grotte hinunter, erlebt man ein ganz besonderes Lichterspiel: Die modernen Buntglasfenster, die die Vita der Heiligen zeigen, tauchen die Felsgrotte in bunte Farben.
In barocker Manier ermöglicht die Grotte  ein leibliches Miterleben. Die heilige Odilia, betet in dem Felsen vor dem gekreuzigten Christus. Darunter entspringt die Quelle, mit deren Wasser sich Pilger die Augen benetzen, im Vertrauen darauf, dass die Heilige ihre Augenleiden lindert.

Die Vita der Heiligen Odilia

Odilia als Tochter des elsässischen Herzogs Eticho wurde selbst blind geboren. Ihr Vater wollte sie deswegen töten lassen. Die Mutter, die Odilia retten wollte, brachte sie in ein Kloster. Bei ihrer Taufe soll ein Wunder geschehen sein, Odilia konnte sehen. Deshalb wird sie noch heute als fürsprecherin bei Augenleiden angerufen. Später kehrte sie zu ihrer Familie zurück. Als ihr Vater sie verheiraten wollte, floh Odilia vom elterlichen Anwesen, da sie sich entschieden hatte, in Ehelosigkeit zu leben und Christus nachzufolgen.
Auf ihrer Flucht soll der Vater sie dann auf dem Gebiet des heutigen Freiburgs eingeholt haben, wo sich für Odilia auf wundersame Weise ein Fels öffnete, in dem sie sich verstecken konnte. Die heutige Quelle soll da entsprungen sein. Eine andere Erzählung berichtet davon, dass sich dieses Geschehen in Arlesheim bei Basel ereignet haben soll. So kommt es, dass auch dort die heilige Odilia verehrt wird.
Später soll es zur Aussöhnung zwischen Odilia und ihrem Vater gekommen sein.  Sie kehrte ins Elsass zurück und erbte den elterlichen Besitz auf der Hohenburg. Dort gründete sie ein Kloster, dessen erste Äbtissin sie wurde. Nach ihrem Tod fand sie dort ihre letzte Ruhe. Bis heute ist der Mont St. Odile, der Odilienberg das spirituelle Zentrum des Elsass.

Der Freiburger Wallfahrtsort mit bewegter Geschichte

Schon lange wird an der Felsquelle die Heilige Odilia verehrt. Erstmalig schriftlich erwähnt wurde die Kapelle 1428, wobei die Verehrung bereits im 7. Jahrhundert begonnen haben soll. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche mehrfach beschädigt und geplündert, im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut. Kurz darauf sollte die Kapelle im Zuge der Religionspolitik Joseph II. geschlossen werden. Die Freiburger protestierten so heftig, dass die Schließung abgewendet werden konnte. Zuletzt setzte der Kapelle der Schimmel zu, so dass es in den vergangen zwei Jahren aufwendig saniert werden musste. Doch die Arbeit hat sich gelohnt und St. Ottilien erstrahlt wieder in neuem Glanz.

Noch heute hat Odilia große Anziehungskraft

Ob in Arlesheim, auf dem Mont St. Odile oder im Freiburger St. Ottilien. Die heilige Odilia zieht noch immer viele Menschen an. Allein in Freiburg sind die Wege zu ihr vielfältig: Zu Fuß über den Schlossberg oder von der Freiburger Kartause aus, mit dem Auto oder dem Mountainbike. Genau wie ihre Besucher: Pilger, Ausflügler oder Freiburger, die dem Trubel der Stadt entgehen wollen. In St. Ottilien ist für jeden etwas dabei. Auch der Geschmackssinn kommt nicht zu kurz. Im alten Bruderhaus neben der Kapelle befindet sich ein Ausflugsrestaurant mit Biergarten, das die Besucher der hl. Odilia leiblich stärkt.


Kategorie: Kirche
Schlagworte: #Kapelle

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