Foto: pixabay

Karma – You get served what you deserve.

Karma ist eine Idee, die vor allem im Hinduismus und Buddhismus vorkommt. Es bezieht sich auf das Prinzip von Ursache und Wirkung, bei dem jede Handlung sei es gut oder schlecht, Konsequenzen hat, die das zukünftige Schicksal einer Person beeinflussen. Das bedeutet, dass gute Taten zu positiven Ergebnissen führen, während schlechte Taten negativen Folgen erzielen.

Ein Beitrag in der Rubrik "Junge Feder" in Kooperation mit dem Studienprogramm Medien der PTH Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main (https://www.medienprogramm-stgeorgen.de/).

Gibt es im christlichen Glauben eine ähnliche Konzeption, die davon ausgeht, dass jeder Mensch bekommt, was er verdient, oder trifft zufälligerweise jeden das Glück, oder auch das Unglück zu?


Im christlichen Glauben gibt es die Vorstellung der göttlichen Gerechtigkeit. Dabei geht es um Gott, der die Taten der Menschen sieht und sie entsprechend bei Gericht belohnt oder bestraft. Die Freiheit der Menschen ist dabei zentral. Sie ermöglicht, dass Individuen Entscheidungen treffen können, die ihr Leben und ihre Umwelt beeinflussen. Den Menschen wird es ermöglicht, ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu wählen. Gleichzeitig bringt sie auch die Möglichkeit mit, Fehler zu machen und negative Konsequenzen zu erleben, da dies ein Teil des menschlichen Daseins ist.

Im theologischen Diskurs wird die Freiheit als ein Geschenk betrachtet, weil sie den Menschen die Möglichkeit gibt, aus eigenem Willen zu handeln und Entscheidungen zu treffen. Sie ist zentral für die moralische Verantwortung, denn wie Kant in seiner Philosophie beschreibt, ist jeder Mensch für seine eigenen Entscheidungen und Handlungen verantwortlich, weil die Freiheit des Willens eine Voraussetzung für moralisches Handeln ist. Nach Kant kann niemand die Verantwortung für die Handlungen eines anderen übernehmen, da moralische Entscheidungen aus dem eigenen freien Willen heraus getroffen werden müssen.

Beispiele:
Anhand eines Beispiels soll verdeutlicht werden, dass die Idee des Karmas, „du kriegst, was du verdienst“, im christlichen Glauben abgelehnt wird: Zunächst ein Beispiel aus dem Alten Testament, das die Geschichte von Hiob, der ein gerechter und wohlhabender Mann war, der Gott diente, zeigt. Trotz seiner Tugendhaftigkeit und seines Glaubens wurde er des Öfteren geplagt. Er verlor seinen gesamten Reichtum, als seine Herden und Diener durch Überfälle und

Naturkatastrophen zerstört wurden. Danach starben seine Kinder bei einem Unglück. Zusätzlich wurde Hiob von Geschwüren am ganzen Körper geplagt. Trotz all dem Leiden blieb er seinem Glauben treu.

Aus dieser Geschichte wird deutlich, dass Hiobs Leiden nicht das Ergebnis seiner eigenen schlechten Taten war, sondern vielmehr eine Prüfung seines Glaubens. Seine Freunde versuchten, ihm zu erklären, dass sein Unglück eine Strafe für Sünde sein müsse, doch Hiob hielt an seiner Unschuld fest. Dies stellt die Idee infrage, dass jeder Mensch nur das bekommt, was er verdient. Hieraus wird deutlich, dass das Leben oft nicht nach dem Prinzip von Belohnung und Bestrafung funktioniert, wie in der Karma-Idee zu sehen ist.

Stattdessen betont der christliche Glaube, dass Gott seinen Plan hat und dass Prüfungen und Leiden Teil des menschlichen Lebens sein können, ohne dass sie direkt mit dem moralischen Verhalten einer Person im Zusammenhang stehen.

Ein weiteres, aktuelles Beispiel zeigt, dass die Idee des Karmas nicht mit dem christlichen Glauben übereinstimmt: die Situation in der Demokratischen Republik Kongo. Trotz jahrelanger Ausbeutung von Ressourcen leben viele derjenigen, die für die Gewalt und Korruption verantwortlich sind, in Wohlstand, während Millionen von Menschen in extremer Armut und Unsicherheit leben. Durch die Idee von Karma ist zu erwarten, dass diese Täter für ihre Taten im jetzigen Leben bestraft werden. Im christlichen Glauben hingegen wird betont, dass Gott über das Schicksal aller Menschen entscheidet. Wir können uns nicht erklären, weshalb Leid und Übel auch den Gottesfürchtigen treffen. Aber wir können sicher sein, dass alles, was in dieser Welt geschieht, Gottesplan für uns darstellt. Jeder kann Glück oder Leid erleben, unabhängig vom Glauben. Glück und Leid sind universelle Erfahrungen, die alle Menschen betreffen, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Lebenssituation, denn jeder Mensch hat emotionale und physische Bedürfnisse, die erfüllt oder verletzt werden können.

Außerdem funktioniert die Welt nach bestimmten Naturgesetzen, die nicht von Glaubensüberzeugungen abhängen. Es kann jeder durch Unfälle, Krankheiten oder Naturkatastrophen getroffen werden. Das Leben ist oft unvorhersehbar, und Zufälle können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Leben eines Menschen haben.

Fazit:
Der Idee, dass man kriegt, was man verdient, stimme ich zu, da Gott für die Belohnung im Jenseits sorgt. Aber im Hier und Jetzt funktioniert dieses Prinzip nicht. Der Mensch sollte Gutes wollen und tun, um Gutes zurückzubekommen, aber im Hier und Jetzt kann nicht behauptet werden, dass gute Taten über das Schicksal der Person auf Erden entscheiden. Letztendlich ist Karma nicht nur das Prinzip von Ursache und Wirkung, sondern auch eine deutlich spürbare Erinnerung daran, dass unsere Handlungen die Realität formen.

Betty Obasohan - Studienprogramm Medien der PTH Sankt Georgen in Frankfurt am Main


Kategorie: Junge Feder

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Zum Seitenanfang