(c) Thomas Porwol

Wut auf die katholische Kirche

Ist der Bischof von Limburg nur Blitzableiter?

Die negativen Emotionen, die ein Bauprojekt auf dem Limburger Domberg ausgelöst haben, sind die zweite Welle des Missfallens, die über die katholische Kirche hereingebrochen ist. Offensichtlich haben die Missbrauchsfälle noch nicht genügt. Man muss es der Katholischen Kirche noch einmal deutlich sagen. Aber

was

muss "man" ihr sagen? Denn offensichtlich muss man den Grünen nicht so heftig zusetzen, wenn Pädophilie es bis in ihr Parteiprogramm geschafft hat. Und wenn der grüne Ministerpräsident die Staatskanzlei, die Villa Reitzenstein, für 30 Millionen renovieren lässt und der Landtag gleich auch für 40 Millionen umgebaut werden soll, damit die Abgeordneten bei Tageslicht debattieren können, gibt es auch keinen Aufschrei. Fragt man bei Bürgern nach, die nicht zu den Hauptamtlichen der Kirche gehören, hört man folgende Erklärungen für den Ingrimm, der sich über die katholische Kirche ergießt. Bei den Recherchen hat sich gezeigt, dass der Protest gegen die Baumaßnahmen nicht nur von Hauptamtlichen und Gremienmitgliedern getragen war, sondern viele Christen aus der Basis haben sich in den Leserbriefen geäußert.

Ist der Bischof von Limburg nur Blitzableiter?

Die negativen Emotionen, die ein Bauprojekt auf dem Limburger Domberg ausgelöst haben, sind die zweite Welle des Missfallens, die über die katholische Kirche hereingebrochen ist. Offensichtlich haben die Missbrauchsfälle noch nicht genügt. Man muss es der Katholischen Kirche noch einmal deutlich sagen. Aber

was

muss "man" ihr sagen? Denn offensichtlich muss man den Grünen nicht so heftig zusetzen, wenn Pädophilie es bis in ihr Parteiprogramm geschafft hat. Und wenn der grüne Ministerpräsident die Staatskanzlei, die Villa Reitzenstein, für 30 Millionen renovieren lässt und der Landtag gleich auch für 40 Millionen umgebaut werden soll, damit die Abgeordneten bei Tageslicht debattieren können, gibt es auch keinen Aufschrei. Fragt man bei Bürgern nach, die nicht zu den Hauptamtlichen der Kirche gehören, hört man folgende Erklärungen für den Ingrimm, der sich über die katholische Kirche ergießt. Bei den Recherchen hat sich gezeigt, dass der Protest gegen die Baumaßnahmen nicht nur von Hauptamtlichen und Gremienmitgliedern getragen war, sondern viele Christen aus der Basis haben sich in den Leserbriefen geäußert.

Es wird vertuscht

Der Eindruck, dass Fehlverhalten gedeckt wird und Mißstände vertuscht werden, hat sich in Limburg für viele Menschen wieder bestätigt. Daher kommt der Eindruck, die katholische Kirche habe aus dem Missbrauchsskandal nichts gelernt. Sie wird wie ein Verband Verschworener wahrgenommen, der nach anderen Regeln funktioniert, als sie für die übrigen Lebensbereiche gelten. Anders als in Politik und Industrie halten die "Vorstände" auch dann noch die Hand über die Amtsträger und greifen bei Fehlverhalten nicht durch, wenn das ganze Unternehmen erheblichen Schaden nimmt. Dass sich sowohl die Missbrauchsaufklärung wie die Bebauung des Limburg Dombergs über Wochen hinziehen konnten, ehe dass Verantwortliche eingeschritten sind, wird nur von einem Teil der Bevölkerung als Führungsschwäche wahrgenommen, von der Mehrheit als die Weigerung, Fehler einzugestehen. Dieser Eindruck werde noch durch das Auftreten der Kirchen in der Öffentlichkeit verstärkt:

Der hohe moralische Anspruch

Vor allem die katholische Kirche wird als Instanz wahrgenommen, die sich mit moralischen Forderungen in der Öffentlichkeit positioniert. Die Bereiche Caritas und Kind- und Jugendarbeit treten dahinter zurück. Da die moralischen Forderungen nicht nur an die eigenen Kirchenmitglieder gerichtet werden, sondern an die gesamte Bevölkerung, kommt es zu Spannungen. Denn nur ein Teil der Bevölkerung fühlt sich als Mitglied der Kirche und damit deren Normen verpflichtet. Deshalb wird die Kirche mit besonders scharfen Augen beobachtet. Fehlverhalten ihrer Amtsträger wiegen in den Augen der Nichtmitglieder sehr viel schwerer als z.B. die Missbrauchspraxis an der Odenwaldschule, weil diese nicht so strenge Normen einfordert, eher für Liberalität steht und keine so strikte Sexualmoral vertritt. Das erklärt auch die andere Einschätzung der Missbrauchspraxis bei Sportverbänden.

Einzelfälle bei Sportverbänden, Fehlverhalten einer Institution

Die Kirche wird schärfer kritisiert als ein Sportverband. Obwohl die Sportverbände nicht weniger schwarze Schafe in Sachen Missbrauch aufzuweisen haben als die katholische Kirche und die Aufklärung nicht unter dem kritischen Blick der Öffentlichkeit abläuft, wird die Kirche sehr viel härter beurteilt. Bei den Sportvereinen sehen die meisten das als Einzelfälle, bei der Kirche ist die ganze Institution suspekt. Die Institution als Ganze ist vom Missbrauch gekennzeichnet, beim Sport nicht der gesamte Verband, obwohl hier die Aufsichtspflicht genauso vernachlässigt wurde. Durch die Selbstdarstellung der Kirche durch Amtsträger, die sich keiner Wahl mehr stellen müssen, wird wohl der Eindruck erzeugt, dass die Kirche keine durchlässige Organisation ist, in der hin und wieder das Führungspersonal ausgewechselt wird. Das erzeugt die kompakte Erscheinungsweise. Auch vermissen die Menschen die Größe und Demut, zu den begangenen Fehlern zu stehen.

Kann ein Bischof einfach machen, was er will – und wir zahlen das dann noch?

Nachdem die Finanzierung der Kirchen Thema geworden ist, ist nicht mehr nur von der Kirchensteuer die Rede, sondern von den Zahlungen der Länder und speziell die Gehälter der Bischöfe. Ein monatlicher Betrag über 10.000 € wird als zu hoch für jemanden erachtet, der keine Familie zu ernähren hat. Da die Finanzgröße "Bischöflicher Stuhl" auch nur wenigen Katholiken bekannt war, wird dessen Vermögen als dubios erachtet. Nicht wenige vermuten, dass da Gelder gehortet werden, die auch aus Steuermitteln zustande gekommen sind. Insgesamt ist der Eindruck entstanden, ein Bischof könne machen was er will, und dass dann noch mit Geldern, die ihm nur zu Verwendung anvertraut sind, die er aber dann, ohne dass eine Kontrollinstanz funktioniert, nach seinem Gusto ausgeben kann.

Aufwand für Kultur und Kunst

Es wird auf das heiß diskutierte Fenster von Gerhard Richter hingewiesen. Um die Kosten ging es in der Diskussion nicht, als das Fenster 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Es waren 370.000 Euro. Vielmehr drehte sich die Diskussion um die abstrakte Kunst, die damit Eingang in den Kölner Dom genommen hatte. Wenn die Kirche Geld für Kunst ausgebe, die dann der Öffentlichkeit zugänglich sei, sei nicht mit Protest zu rechnen. In Limburg sei der Eindruck entstanden, dass es sich allein um den Privatbereich des Bischofs handle, dem die hohen Ausstattungskosten gewidmet würden.

Das sind die Aspekte, die von Außenstehenden genannt werden. Dass die gesamte Öffentlichkeit sich mit dem Limburger Domberg beschäftige, hänge nicht zuletzt mit dem neuen Papst zusammen.

Limburg macht die Hoffnungen in den neuen Papst für Deutschland zunichte

Rom, so sagen nicht wenige, sei für die starke Emotionalisierung entscheidend. Der neue Papst habe viele Hoffnungen in eine zukünftige, andere Kirche geweckt. Die Erwartung besteht, dass die Kirch ein Deutschland, die aus der Sicht der deutschen Bevölkerung im Augenblick wenig Lebendigkeit ausströmt und nicht mehr bei den Menschen ansetzt, sich ändern würde. Die Kirche in Deutschland würde unterschätzen, welche Erwartungen im Zusammenhang mit dem neuen Papst in sie gesetzt werden, denn noch glauben die Menschen, dass die Kirche für besondere Werte steht. Das Potential der Kirche sei durch den neuen Papst allen deutlich geworden, die deutsche Kirche setze sich mit den Limburger Vorgängen eine Gegenposition zu diesem Papst.

Emotionen aus enttäuschter Hoffnung

Zieht man ein vorsichtiges Resumée, dann erklärt sich der emotionale Aufruhr erst einmal nicht durch Limburg allein. Die ganze deutsche Kirche ist gemeint. Da einige Bischöfe, so der Kölner Kardinal, bis zum Schluss die Vorgänge in Limburg gedeckt haben, sei ausreichend deutlich geworden, dass die deutsche Kirche nicht der Linie des Papstes folgte. Hoffnungen auf eine Veränderung in der deutschen Kirche würden zunichte gemacht. Die Angst um ihre Privilegien lähme die katholische Kirche in Deutschland.

Schaden auch für die Evangelische Kirche

Hingewiesen wurde auch darauf, dass diejenigen, die keiner Kirche angehören, nicht mehr zwischen evangelischer und katholischer Kirche unterscheiden. "Die Kirche" meint beide Großkirchen. Das erklärt auch das Phänomen, dass Kirchenaustritte nicht wie in den USA zu einem Wechsel in eine andere Kirche führten, sondern Kirchenaustritt sei die Abwendung von der Institution, ob katholisch oder evangelisch. Man verabschiedet sich aus „der Kirche“, nicht vom Glauben.

Redaktion explizit.net



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