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Wort des Jahres 2017: Wohl bekomms!

Die Obergrenze wird zur Mittelgrenze. Was aus ist, ist nicht nur dabei, sondern oben auf der Spitze. Die Ehe für alle wird zur Silberhochzeit, ein Hashtag ergattert Platz drei und ist nicht von, sondern vor Trump, zum Wort des Jahres. Ein Kommentar

Ob nun die Platzierungen für das Wort des Jahres 2017 der Gesellschaft für deutsche Sprache ein Denkmal der Schande ist, dass muss Björn Höcke beurteilen!

Zumindest können wir wertfrei festhalten, dass nicht der tatsächliche Gebrauch eines Wortes entscheidend ist, sondern ob es den Nerv des Jahres getroffen hat, also ein Stück Zeitgeschichte anno 2017 beschreibt. So meint es zumindest die Jury.

Ob Sie jetzt von dem Nerv des Jahres eher genervt waren und ihn nicht mehr hören konnten, das obliegt Ihrer eigenen Beurteilung. Das könnten Sie dann in einem Videobeweis festhalten!

Anzumerken ist, das die Hälfte der Platzierungen für das Wort des Jahres gerade nicht aus einem Wort besteht, sondern aus Wörtern: Jamaika-Aus; Ehe für alle; #MeToo; Diesel-Gipfel und Denkmal der Schande.

Gemeinsam haben jedoch alle Wörter der Liste, dass ihre plakative Sprache Wortführer popularisierender Debatten wurde. So klingt die Top Ten fast schon reißerisch:

1. Jamaika-Aus

2. Ehe für alle

3. #MeToo

4. covfeve

5. Echokammer

6. Obergrenze

7. Diesel-Gipfel

8. Videobeweis

9. Denkmal der Schande

10. hyggelig

Im Grunde kommt es darauf an, wie man literarische Schonkost medial so ausrollt, dass daraus ein „All you can eat“- Buffet wird. Es muss so einfach sein, dass möglichst viele davon satt werden. Deshalb wird man in den Platzierungen für das Wort des Jahres vergeblich wohl formulierten Kaviar finden.

Meist kochen die gesellschaftlichen Ergüsse hinter den Wörtern schnell auf, bis sie schließlich ihren Siedepunkt erreicht haben und durch den nächsten neuen Aufreger abgelöscht werden. So ist das Jamaika-Aus bald die aufgewärmte Suppe von gestern, die Ko-Ko aber die sprachliche Delikatesse von heute.

Probieren Sie einfach selbst wie viel sprachliche Würze Ihnen gut bekommt, bis im nächsten Jahr das Wort des Jahres 2018 gekürt wird.

Ein Kommentar von Jonas Diebold


Kategorie: Politik

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