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Wie man Rassismus im Fußballstadion umkehrt

(explizit.net) Das Spiel des FC Villareal gegen den FC Barcelona („Barza“) in Villareal bei Valencia begann mit einer Schweigeminute für den früh verstorbenen Trainer von Barcelona, Tito Vilanova. Alle Spieler, nicht nur die von Barza, sondern auch ihre Gegner, trugen einen Trauerflor. Vielleicht war es ja der immer noch nicht überstandene Schock über den Verlust ihres geschätzten Trainers, der dazu führte, dass die sieggewohnten „Azulgranos“, die Blauroten von Barcelona, nach der ersten Halbzeit 2 - 0 in Rückstand lagen. Doch danach holten sie auf, und kurz vorm Abpfiff stand´s 2 - 2 unentschieden. Was jedoch dann passierte, gehört zu jenen Denkwürdigkeiten im Fußball, von denen man noch lange zehren wird.

(explizit.net) Das Spiel des FC Villareal gegen den FC Barcelona („Barza“) in Villareal bei Valencia begann mit einer Schweigeminute für den früh verstorbenen Trainer von Barcelona, Tito Vilanova. Alle Spieler, nicht nur die von Barza, sondern auch ihre Gegner, trugen einen Trauerflor. Vielleicht war es ja der immer noch nicht überstandene Schock über den Verlust ihres geschätzten Trainers, der dazu führte, dass die sieggewohnten „Azulgranos“, die Blauroten von Barcelona, nach der ersten Halbzeit 2 - 0 in Rückstand lagen. Doch danach holten sie auf, und kurz vorm Abpfiff stand´s 2 - 2 unentschieden. Was jedoch dann passierte, gehört zu jenen Denkwürdigkeiten im Fußball, von denen man noch lange zehren wird.

Soweit der Stand der Dinge, als der brasilianische Verteidiger von Barza, Daniel Alves, sich den Ball an der rechten gegnerischen Ecke zurechtlegte, um ihn mit einem seiner gefürchteten Flankenschüsse vor das gegnerische Tor - und damit auf den Fuß seines Teamkollegen und Torschützenkönigs Messi - zu befördern.

Was jedoch dann passierte, gehört zu jenen Denkwürdigkeiten im Fußball, von denen man noch lange zehren wird: der dunkelhäutige Dani Alves legt sich, wie gesagt, den Ball zurecht, seinen Kapitän mit den Blicken suchend (der sich, wie üblich, mit kräftigen Ellbogenstößen von seinen Bewachern frei zu boxen versucht), als etwas geschieht, das man nur als hässlichen Fleck auf dem sonst so hellen Schild des spanischen Fußballs bezeichnen kann:

Der Brasilianer Alves wird Opfer einer rassistischen Attacke, wie sie leider heute zum Alltag im Fußball gehört - und das nicht nur in Spanien!

Wie oft musste man beispielsweise im Frankfurter Waldstadion miterleben, wie die „Fans“ der gegnerischen Mannschaft, wann immer der Afrikaner Anthony Yeboah auf ihr Tor zustürmte, rhythmische Urwaldlaute ausstießen - bis sich eines Tages Frankfurter Fans zur Gruppe der „Zeugen Yeboahs“ zusammen schlossen und für Ruhe sorgten im Stadion ...

Aber zurück zum Eckstoß des Dani Alves, der, seinen Kapitän Messi jetzt fest im Blick, gerade anzulaufen beginnt, um den Ball angeschnitten vors gegnerische Tor zu befördern, als es hinter seinem Rücken auf der Tribüne einem Anhänger des FC Villareal einfällt, eine, wie wir annehmen müssen, eigens dazu eingeschmuggelte Banane in einem Weitwurf direkt vor die Füße des Brasilianers zu werfen ...

Eine Banane - direkt vor die Füße! Jeder andere hätte damit reagiert, dass er, mehr oder weniger genervt, das Wurfobjekt zurück in die Zuschauerränge befördert hätte - nicht so Dani Alves. Er hob, zum Erstaunen aller, die Banane in aller Seelenruhe auf, schälte sie bis zur Hälfte, um dann herzhaft hinein zu beißen. Dann schmiss er den Rest hinter sich, um endlich, immer noch kauend, seinen Eckstoß auszuführen. Der Beifall, der dann einsetzte, hat die Spieler von Barza so sehr beflügelt, dass ihnen zum Schluss doch noch das Siegestor gelang - und zwar vorbereitet durch eine Flanke von Dani Alves! Später dann, vom Fernsehen nach dem Grund seiner Aktion befragt, erklärte der Brasilianer in aller Unschuld, er habe, die Banane vor seinen Füßen, sich an den Ratschlag seines Vaters erinnert: „Junge, iss Bananen, die entkrampfen!“

Aber, so fragt man sich, wäre dies nicht auch eine Lösung für die Rassisten innerhalb und außerhalb von Fußballstadien - Bananen zu essen, zur Entkrampfung! Eine Wirkung zeigt die Reaktion des Brasilianers schon heute: nicht nur Fußballerkollegen, sondern auch zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens in Spanien zeigen sich bei ihren Auftritten mit einer Banane und kehren so die Hass-Symbolik um in ihr Gegenteil - in ein Zeichen nämlich des Antirassismus und der Solidarität! Während ein Spielerkollege von Alves, gleichfalls Brasilianer, in Facebook noch eins draufgesetzt hat: er postet ein Foto von sich mit einer Banane und dem Slogan: „Somos todos macacos“ - was übersetzt soviel heißt wie: Wir sind alle Affen!

Und was ist mit dem Auslöser der Aktion selbst? Der Bananenwerfer vom Sonntag sei, wie die Zeitungen befriedigt schreiben, mittlerweile identifiziert. Er bedaure sein Verhalten und habe um Pardon gebeten. Trotzdem wurde er, wie´s heißt, aus dem Club ausgestoßen und mit lebenslangem Stadionverbot belegt.

Greift das aber nicht zu kurz?, so fragen wir uns. Was ist mit den Mitläufern des Werfers, die nur deshalb nicht geworfen haben, weil gerade keine Banane zur Hand war? Reicht´s aus, einen der Ihren dem Feuer zu überantworten, um die andern abzuschrecken? Oder wär´s nicht endlich an der Zeit, den Diskurs mit dem Thema "Rassismus im Fußballstadion" zu intensivieren.

<emphasize>Luis Miehe</emphasize>



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