Die Terroranschläge in Paris sind kein Spaß mehr, man könnte seinen Humor verlieren. Doch Gott bewahre! Francois Hollande gebraucht drastische Wort „Wir werden gnadenlos reagieren!“ Und selbst der Papst formuliert seine Reaktion mit dem Schlagwort vom Dritten Weltkrieg. Die Schlacht mit Worten hat begonnen. Brutal und kriegerisch geben sich die Politiker. Der IS hat genau das erreicht, was er will. Die Menschen haben Angst. Die Schwerter werden gewetzt, es wird mit den Säbeln gerasselt, doch trotz der militärischen Überlegenheit des Westens passiert nicht viel.
Die Terroranschläge mit einem Krieg zu vergleichen, das ist zynisch, wenn man an die Menschen denkt, die tatsächlich in den Kriegsgebieten dieser Erde dem ständigen Terror ausgesetzt sind. Diese Anschläge zu verharmlosen, das wäre ebenso unmenschlich. Es ist zudem unbekannt, wie viele versuchte Anschläge vereitelt wurden. Und es ist auch keine Frage, dass Frankreich und wahrscheinlich auch die anderen europäischen Staaten vom IS bedroht werden. Die wohlbehüteten Zeiten in Europa sind vorbei, die Zeit von Wohlstand und Luxus ist jedoch auch vorbei.
Die humanitäre Leistung ist der Esprit
Will sich Europa verstehen als Produkt der Aufklärung, will Europa Vorreiter sein im Erringen einer humanen Gesellschaft, dann hüte man seine Zunge. Kriegsgemurmel, eine brachiale Sprache und eine Terminologie, die eher an Instinkte appelliert als an die Vernunft, sind der Aufklärung nicht würdig. Die Franzosen haben ihren Esprit, die Briten ihren wit, die Deutschen können da nicht mithalten, die haben vielleicht nur ihren Humor, den die Briten den Deutschen im letzten Jahrhundert mal absprechen wollten. Aber vielleicht hilft jetzt Bauernschläue und ein Humor, der etwas derb und einfach ist. Wer jetzt ernst wird, der hat schon verloren, denn Fanatiker sind immer besser ernst. Die kennen keine Witze, die kämpfen für die gerechte Sache und da gibt es keinen Clown, dessen Bemühungen in einem Fiasko enden. Wem jetzt das heitere Lächeln aus den Gesichtszügen entweicht, der gibt sich geschlagen.
An die Lachgewehre
Jetzt müssen alle Bürger an die Lachgewehre, es wird gelacht bis es kracht und die Feinde nicht mehr wissen, ob sie in einem Irrenhaus sind oder dem Teufel ins Auge schauen. Mit intelligenter Ironie werden die Bilder hochgehalten, vor denen Extremisten am meisten Angst haben. Wozu hat Freud sich die Psychoanalyse ausgedacht? Wozu gibt es Forensiker und Kriminalpsychologen? Die müssen jetzt ihre Aufgabe erfüllen. Mit Witz entblößen. Die Zeit der Mohammed-Karikaturen ist vorbei. Bei Charlie Hebdo ging es noch um künstlerische Freiheit. Jetzt geht es darum, wie man Mörder mit ihren eigenen Waffen schlägt. Es geht um Irritationen, Provokationen sind notwendig, von denen nicht auszumachen ist, ob sie ernst gemeint sind. Nichts wird mehr ernst genommen, nichts bleibt heilig, es wird die totale Verwirrung angestrebt. Wer den Ernst hofiert, der wird von dieser Verwirrung weggeschwemmt. Wer aber das Fähnlein des Witzes aufrecht hält, der kann sich an seinem Spaß festhalten. Der Witz ist der Fels in der Brandung.
Die Verwirrung muss eine vollkommene sein
Menschen, die tatsächlich die Aufklärung verstanden haben, sind nicht mehr gefangen in Eindeutigkeiten, sie kennen die Absurditäten und Ambivalenzen. Und sie wissen, der letzte Halt liegt dort, wo die selbstverschuldete Unmündigkeit in ein Lachen aufgeht, wo der Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen als Witz endet, weil man wieder mal geglaubt hat, der Verstand hätte die Lösung dafür gebracht, dass man nicht mehr so viel nachdenken muss. Und das können Europäer, das sollten sie können. Und nur so werden die IS-Kämpfer irgendwann verzweifelt voreinander stehen, nicht mehr wissen, wo der Feind steht und dann spüren sie nur noch ihren Drang zu töten und erledigen das Problem unter sich. Und wenn es nicht so grausam wär, könnten wir beherzt lachen.
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