Ist das alte Jahr vorbei, das neue Jahr kaum einen Tag alt, sitzen sie schon in den Köpfen aller und produzieren schlechtes Gewissen am Fließband für ein ganzes Jahr lang:

Der Frust über die eigene Niederlage ist so groß, dass der Griff zu der alten Sünde unvermeidlich ist.

Ist der Schokoriegel erstmal verspeist, der erste Zug an der Zigarette gemacht oder sind die Joggingschuhe zurück ins Regal gestellt, kleben die Überreste des guten Vorsatzes noch im Kopf. Alles, was sich im alten Jahr noch so gut angefühlt hat, hat jetzt einen miesen Beigeschmack.

Der gute Vorsatz bewirkt plötzlich also nur noch Schlechtes. Was da hilft: Aus schlechten Gewohnheiten wieder Normalität werden zu lassen. Der Bauch wird dicker und runder, die Lunge noch schwärzer und in die Joggingschuhe nisten sich Spinnen ein.

Ein Vorsatz ist formuliert, bevor die Realität sich eingemischt  hat. Die kleinen feinen Absichten, die in uns allen im Kopf herumschwirren und sicherlich nichts Schlechtes bewirken wollen, verstummen. Nur noch der gute Vorsatz ist zu hören oder gar nichts.

Dem Vorsatz, keine Schokolade zu essen, folgt der kiloweise Einkauf von Schokoriegeln. Wer das letzte Mal an einer Zigarette ziehen wollte, kauft sich sie stangenweise an der nächstbesten Tanke. Zukünftige Marathonläufer kleben nun an der Couch fest. Der gute Vorsatz duldet keine Zwischentöne.

Entweder gehorchen wir nur ihm oder alles andere, was sich nach guten Ansätzen klingt, ist eine persönliche Niederlage.

Nur ist es keine einfache Niederlage mehr, sondern eine Niederlage mit Vorsatz. Alle mitwissenden Augen richten sich auf unseren Bauch, die Nikotinflecken an unseren Fingern oder den Kollaps nach dem Treppenaufstieg. Wir haben es getan, obwohl wir Besseres vorhatten. Nur nächstes Jahr können wir es mit einem Vorsatz wieder gut machen:

                     Vorsatz für 2020: Keine Vorsätze