Meine Lebensschiff selbst steuern Foto: hinsehen.net, E.B.

Unverfügbar: Einzigartigkeit – Würde - Freiheit

In unserem alltäglichen kommt Gott kaum noch vor. Man braucht ihn eigentlich nicht mehr, um die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Aber ist es wirklich so einfach? Wir sind doch dann ganz von Menschen abhängig. Sie garantieren unsere Einzigartigkeit nicht und unsere Freiheit nur unter günstigen Umständen.

Wenn es keine absolute, sondern nur eine menschliche Garantie für unsere Person gibt, dann bleibt uns eigentlich nichts anderes übrig, als in Kauf zu nehmen, dass unsere Einzigartigkeit, wie auch unsere Würde nicht mehr unverfügbar sind, weil sie allein von der Zustimmung der anderen und den politischen Verhältnissen abhängig werden. Dann sind wir auch nur noch solange geschützt, wie wir gerade das Glück haben, in einem Staat zu leben, der durch seine Grundgesetze für unsere Rechte einsteht und damit unsere Würde als Person ernst nimmt. „ Die Würde des Menschen ist unantastbar“. diese Zusicherung gilt nicht auf der ganzen Welt. Ändert sich nämlich der Rechtsstaat in ein System, das mit autoritären und willkürlichen Machenschaften regiert, ist vieles außer Kraft gesetzt.
Das bedeutet aber auch, dass wir als Person unsere freie Entscheidungsmöglichkeit sowie das Recht auf einen eigenen in dieser Gesellschaft verlieren. Wir laufen Gefahr zu etwas Verfügbaren zu werden. Es entscheiden dann andere über uns.

Können andere den Sinn unseres Daseins garantieren?

Taucht dann in uns noch die Frage nach dem Sinn unseres Daseins auf, wird es erst recht  schwierig. Wofür sind wir denn auf dieser Welt, wenn es nicht um die Verwirklichung unserer Einzigartigkeit und unsere Person geht. Wenn wir nicht mehr mit unserem persönlichen Einsatz gefragt sind, diese Welt mitzugestalten und zum Guten hin weiter zu entwickeln?
Wir sind doch nicht dafür da, um verfügbare Mitläufer von Machthabern zu sein deren Befehle auszuführen evtl. in ihrem Namen sogar Verbrechen zu begehen. Wir sind nicht dazu da unser Licht unter den Scheffel zu stellen sondern es zu nutzen für den Glanz der Menschheit in dieser Welt.
In willkürlichen Staaten geht es nicht um die Menschen und deren Berufungen, es geht auch nicht darum, die Freiheit des Einzelnen zu gewährleisten, sondern nur darum, das System der Machthabenden zu stützen. Wir werden zu austauschbaren und damit zu verfügbaren Objekten. Wir werden zu Marionetten der Staatsoberhäupter. Wo bleibt dann die Freiheit, die Kreativität, die Weiterentwicklung?

Entscheidung

Denken wir diesen Gedanken weiter, ist es doch eigentlich logisch, dass unsere Einmaligkeit von uns verlangt, dass wir sie ernst nehmen. Ernst nehmen heißt aber, sich bewusst zu entscheiden und damit die Verantwortung zu übernehmen, das eigene Potential ins Spiel zu bringen. Das klingt vielleicht in manchen Ohren etwas egoistisch. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten wir unsere Einzigartigkeit nicht so verstehen, dass wir ein Anrecht auf eine besondere Behandlung geltend machen. Auch geht es nicht darum, an andere besondere Ansprüche zu stellen, sondern gerade umgekehrt das eigene Potential für die anderen einzusetzen. Einzigartigkeit ist verbunden mit der Verantwortung für das Gemeinwohl. Denn meine Begabungen machen nur Sinn, wenn ich sie für andere entwickle. Wenn jeder sein Eigenes beiträgt, nimmt auch jeder seinen individuellen Platz in der Gesellschaft ein. Jeder ist dann an der Gestaltung der Vielfalt beteiligt. Derjenige, der diesen Platz nicht einnimmt, fehlt mit seinem ganz individuellen Glanz in der Perlenkette. Diese Verantwortung zu sehen, setzt aber voraus, dass ich meine Einzigartigkeit akzeptiere. Sie innerlich bejahe. Erst dann bin ich entschieden, sie auch zu leben.

Muss ich einzigartig sein?

Kann ich mir eingestehen, dass ich einzigartig bin? Wenn ich mich mit dem Satz “so wichtig bin ich nun auch wieder nicht“ scheinbar Bescheidenheit signalisiere, negiere ich meine Einzigartigkeit. Ich entziehe mich der Verantwortung, sie aktiv auszugestalten. Ich verweigere anderen meinen einzigartigen Beitrag. Gelingt mir aber das Ja zu meiner Einzigartigkeit, kann ich nicht mehr umhin, das Unbedingte, Unverfügbare als Ermöglichung für meine Einzigartigkeit zu denken. Dieser Ermöglicher muss so unabhängig sein, dass er nicht über mich verfügen muss, sondern mir die freie Entfaltung meiner Gaben und Talente zugesteht. Dieses Erhabene muss etwas sein, das nicht mit mir rivalisieren muss.

Aufmerksamkeit auf die eigenen Gaben

Ist meine Entscheidung für die Umsetzung meines Lebensauftrages gefallen, brauche ich besondere Aufmerksamkeit dafür. Dabei kann mir das Pareto Prinzip helfen. Mit nur 20% der Zeit am Tag kann ich das Wichtige meiner Lebensaufgabe umsetzen. 80% der Tageszeit frisst sowieso der Alltag mit seinen Notwendigkeiten auf. Aber diese 90 bis 120 Minuten brauchen meine ungestörte Aufmerksamkeit, denn unser Alltag ist so vielseitig, bunt und lebendig, dass wir uns schnell von unserem Besonderen ablenken lassen. Über die vielen interessanten Möglichkeiten oder die notwendigen Anforderungen von außen vergessen wir leicht unser Eigenes. Bestimmen die 80% des bloß Notwendigen meinen Alltag zu 100%, führt das in der Regel zu einer unzufriedenen Grundstimmung. Wir merken es am Abend, wenn der Tag zwar voll war, aber irgendwie auch leer. Dann gehen uns so Worte über die Lippen: “den ganzen Tag nur Kleinkram gemacht“.

Spirituelle Wellenlänge

Wenn ich meine Einzigartigkeit akzeptiere, meine unverfügbare Würde erkenne, mir bewusst bin, dass ich zwar auswechselbar aber nicht austauschbar bin, dann muss ich ernsthaft davon ausgehen, dass es etwas Größeres, Erhabenes ist, das mein Besonderes und das jedes anderen will. Das kann kein Menschenwerk sein.
Ich kann diese Frage offen lassen, aber dann bleibe ich halt unentschieden, nehme es einfach mal nicht so ernst. Ich halte mir alle Seiten offen, brauche mich nicht zu positionieren, um mich nicht angreifbar zu machen. Ich kann sowohl als auch. Allerdings verliere ich, wenn ich mich nicht festlege, das Gespür für die inneren Regungen. Sie sind es nämlich, die sich melden, wenn wir die spirituelle Sphäre betreten. Sie machen uns aufmerksam auf diese feinen, nicht sichtbaren, lautlosen Strömungen, die uns mit diesem Erhabenen, Größeren in Verbindung bringen. Wir brauchen dafür Antennen, damit wir sie überhaupt wahrnehmen, spüren können. Musik über das Radio erreicht uns, wenn wir die richtige Frequenz einschalten. Auch unser spiritueller Empfänger braucht die Abstimmung auf die richtige Frequenz. Da Kommunikation etwas Wechselseitiges ist, macht es Sinn, den Kanal offen zu halten. Ich kann mit diesem Größeren in Kontakt treten. So wie die Berufung jeden Tag meine feinfühlige Aufmerksamkeit braucht, so auch mein spirituelles Wachsen. Ich kann mit meinem Gegenüber nämlich kommunizieren. Ich kann mich bedanken, ich kann beten, bitten aber auch klagen. Ich kann auch auf Antwort hoffen.



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